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„Verletzung der Religionsfreiheit“

Mit der Weihe eines katholischen Bischofs ohne Zustimmung des Papstes hat China den vatikanischen Ansprüchen eine deutliche Abfuhr erteilt. In der Stadt Chengde nordöstlich von Peking wurde am Samstag der Geistliche Joseph Guo Jincai feierlich in sein Amt eingeführt. Ein Berater des Papstes, der Hongkonger Kardinal Joseph Zen Ze-kiun, bezeichnete diese Weihe, an der acht vom Vatikan anerkannte Bischöfe teilnahmen, als „illegitim“ und „beschämend“.

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Vatikansprecher Federico Lombardi hatte am Donnerstag in diesem Zusammenhang von einer gravierenden „Verletzung der Religions- und Gewissensfreiheit“ gesprochen.

Die Zeremonie in Chengde fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt, Journalisten wurde der Zutritt verwehrt. Die Weihe von Guo bedeutet eine Abkehr Pekings von der Praxis der vergangenen Jahre, bei der Auswahl von Bischöfen durch stillschweigende Vereinbarungen eine offene Konfrontation mit dem Vatikan zu vermeiden.

Guo Jincai gilt als führende Figur der „Patriotischen Vereinigung chinesischer Katholiken“. In der Volksrepublik ist offiziell nur die 1957 auf staatlichen Druck gegründete „Patriotische Vereinigung“ zugelassen, die keine offiziellen Kontakte zum Vatikan unterhalten darf und ihre Bischöfe unter Aufsicht des Regimes einsetzt.

Von Piux XII. exkommuniziert

Das gilt allerdings nicht für die Sonderverwaltungsgebiete Hongkong und Macao. Die papsttreue Untergrundkirche, deren Mitgliederzahl auf sechs bis acht Millionen geschätzt wird, gilt nach wie vor als „vom Ausland gesteuerte subversive Organisation“. Der „patriotische“ Klerus war 1957 von Papst Pius XII. exkommuniziert worden. Seit 1999 hat Rom aber einer Reihe von Weihen „patriotischer“ Bischöfe zugestimmt.

In den vergangenen Jahren hatte es in China wiederholt Bischofsweihen von Personen gegeben, die die Zustimmung der staatlichen Behörden und der „Patriotischen Vereinigung“ wie auch die des Papstes hatten. Der Heilige Stuhl hatte in den vergangenen Jahren Bereitschaft signalisiert, Verhandlungen mit der Volksrepublik über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen aufzunehmen.

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