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„Bravo“ feiert 55. Geburtstag

Als vor fast 55 Jahren die erste Ausgabe der Zeitschrift „Bravo“ erschienen ist, ist der Schwerpunkt der „Zeitschrift für Film und Fernsehen“ zunächst auf Berichterstattung über Stars und Sternchen gelegen. „Haben auch Marilyns Kurven geheiratet?“, fragte das Cover der ersten Ausgabe im Jahr 1956 mit dem Bild einer lächelnden Marilyn Monroe.

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Mitte der 60er Jahre wurde das Thema Liebe und Sex erstmals aufgegriffen - allerdings mit Ratschlägen, die die Sexualität der Teenager eher unterdrückten, als sie zu befreien. Während anfangs noch gegen „Perversionen“ wie Homosexualität und „moralisch Verwerfliches“ wie Sex vor der Ehe gewettert und das Klischee der klassischen Rollenverteilung bedient wurde, veröffentlichte die Zeitschrift - passenderweise im Jahr 1969 - erstmals eine Rubrik, die sich ausschließlich mit dem Thema Sex auseinandersetzte.

Unter dem Titel „Was Dich bewegt“ beantworteten Sozialarbeiter, Psychologen und Pädagogen die Fragen jugendlicher Leserinnen und Leser in der Mitte des Heftes. Die Rubrik entwickelte sich auf Anhieb zur meistgelesenen im „Bravo“ - das Dr.-Sommer-Team gilt mittlerweile als legendär. Themen wie „Kann man von Petting schwanger werden?“ und „Hilfe, mein Glied wird steif“ bescherten der Illustrierten erstmals eine Auflage in Millionenhöhe.

„Geeignet, Kinder zu verwirren“

Drei Jahre dauerte es, bis die deutsche Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften auf das Blatt aufmerksam wurde. Prompt wurden 1972 einige Textpassagen als „jugendgefährdend“ auf den Index gesetzt - mit der Begründung, einige Ausgaben seien „geeignet, Kinder und Jugendliche sozialethisch zu verwirren“.

Der Beliebtheit des Themas Nummer eins und in der Folge auch des „Bravo“ tat das naturgemäß keinen Abbruch - im Gegenteil: Die Auflage stieg weiter. Schnell wurde dem Thema „Liebe, Sex und Zärtlichkeit“ daher mehr Platz eingeräumt. Die gleichnamige Rubrik, die in den Anfangsjahren bloß trockene Ratschläge von Psychologen und kleine Hilfestellungen für verwirrte Teenager umfasste, mauserte sich dank Ergänzungen durch Lesererfahrungen und freizügige Fotos zum Blickfang des Heftes.

Was in den 70er Jahren mit für heutige Verhältnisse harmlosen Liebesbekenntnissen bald an die Grenzen der gesellschaftlichen Moral stieß, sorgt heute selbst mit Ganzkörper-Nacktaufnahmen paarungswilliger Pubertierender kaum noch für Aufsehen.

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