Was läuft falsch bei den Turbinen?
Die Europäische Flugsicherheitsagentur (EASA) hat bereits vor drei Monaten die Rolls-Royce-Triebwerke für den Airbus A380 kritisiert. Einige Teile im Inneren der Turbine könnten sich schneller abnutzen und sich lösen, berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf eine im August veröffentlichte „Lufttüchtigkeitsdirektive“ der EASA.
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Die Behörde forderte den Hersteller auf, die Trent-900-Triebwerke von Rolls-Royce genauer zu überprüfen. „So etwas ist aber ein ganz normaler Routinevorgang“, betonte ein EASA-Sprecher am Freitag in Köln. „Zum jetzigen Zeitpunkt sehen wir keinen Zusammenhang zu dem Vorfall in Singapur.“
Dort war ein voll besetzter A380 am Donnerstag nach einem schweren Triebwerkschaden notgelandet. Die EASA habe eigene Experten für Untersuchungen nach Singapur geschickt, sagte der Sprecher. Die Behörde bespreche den Fall mit allen Beteiligten, darunter den Flugzeug- und Triebwerksherstellern, der Fluggesellschaft und örtlichen Behörden.
Triebwerksprobleme bereits nach vier Minuten
Bei dem Qantas-Airbus waren schon vier Minuten nach dem Start in Singapur Probleme mit dem Triebwerk angezeigt worden. Das berichtete die australische Transportsicherheitsbehörde ATSB am Freitag. Die Flugdatenschreiber der Maschine seien bereits sichergestellt und zur Untersuchung nach Australien gebracht worden, sagte der Leiter der Abteilung Flugsicherheitsuntersuchungen, Ian Sangston, am Freitag in Canberra. Die Behörde stellte einen ersten Bericht über die Ursachen bis zum 3. Dezember in Aussicht.
Vier ATSB-Experten hatten am Freitag in Singapur mit der Untersuchung der Unglücksursache begonnen. „Eine Untersuchung von dieser Komplexität kann bis zum Abschluss ein Jahr dauern“, sagte Sangston. „Sollten sich aber wichtige Sicherheitserkenntnisse ergeben, werden wir die zuständigen Behörden sofort verständigen.“
Probleme auch nach Notlandung
Bei dem Qantas-Airbus war am Donnerstag kurz nach dem Start mit lautem Knall ein Triebwerk ausgefallen. Trümmerstücke stürzten über der indonesischen Insel Batam zu Boden, als die Maschine etwa 2.000 Meter hoch war. Der Pilot kehrte um und brachte die Maschine mit 459 Menschen an Bord in Singapur zur Notlandung. Nach der Landung ließ sich ein weiteres Triebwerk zunächst nicht abschalten. Qantas hat alle A380-Flüge vorerst eingestellt.
Die Maschine war um 9.57 Uhr Ortszeit in Singapur gestartet. „Es sieht so aus, als habe es vier Minuten nach dem Start eine Reihe ungewöhnlicher Anzeigen vom Triebwerk zwei gegeben“, teilte die Behörde mit. „Das Triebwerk schaltete gegen 10.01 Uhr ab. Das Flugzeug kehrte sicher nach Singapur zurück, wo es nach dem Ablassen von Benzin um 11.47 Uhr sicher landete.“
Auch Airbus überprüft
Airbus selbst ordnete bei den A380-Flugzeugen mit Triebwerken von Rolls-Royce Sonderinspektionen an. Die Empfehlungen unterstützten die bereits zuvor erteilten Anweisungen von Rolls-Royce. Bei den A380, die mit Triebwerken der Engine Alliance ausgestattet sind, seien keine zusätzlichen Inspektionen erforderlich, teilte Airbus am Freitag weiter mit.
Die Fluggesellschaften können beim A380 zwischen den beiden Triebwerkstypen wählen. Während sich Lufthansa, Singapore Airlines und Qantas für Rolls-Royce entschieden haben, setzen Emirates und Air France auf das Konkurrenzprodukt.
Qantas: Material- oder Designfehler
Der Triebwerkschaden geht nach einer ersten Einschätzung der Fluggesellschaft auf einen Materialfehler oder fehlerhaftes Design des Triebwerks zurück. Qantas-Chef Alan Joyce sagte am Freitag in Sydney: „Wir glauben nicht, dass es etwas mit der Wartung zu tun hat.“ Ingenieure von Qantas, Airbus und Rolls-Royce seien rund um die Uhr im Einsatz, um die Ursache des Unglücks zu ermitteln, sagte eine Qantas-Sprecherin.
Triebwerke wurden nicht überprüft
Die zwei Jahre alte Maschine hatte nach Angaben von Joyce 8.165 Flugstunden hinter sich. Sie war Anfang Oktober zu einem Servicecheck bei der deutschen Lufthansa Technik in Frankfurt gewartet worden. Dazu gehörte aber nicht die Prüfung der Triebwerke, die Qantas direkt vom Hersteller untersuchen lässt.
Qantas stoppte alle Flüge mit dem A380 und unterzog die fünf restlichen A380 einem achtstündigen Test. Sollten alle Sicherheitschecks zufriedenstellend verlaufen, würden sie innerhalb von 48 Stunden wieder in Dienst gestellt, sagte Joyce.
Die Lufthansa zog einen A380 am Donnerstagabend aus dem Verkehr und überprüfte ihn in Frankfurt. Er sollte nach Johannesburg fliegen. Singapore Airlines prüfte ihre Maschinen am Donnerstag und schickte sie danach wieder in die Luft.
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