Themenüberblick

Fracht kaum vollständig zu kontrollieren

Nach dem Fund zweier Paketbomben, die für Empfänger in den USA bestimmt waren, laufen die Ermittlungen zu möglichen Anschlagsplänen und deren Hintermännern auf Hochtouren. Laut Medienberichten konzentrieren sich die auf den Arm des Terrornetzwerks Al-Kaida im Jemen. Dafür gibt es anscheinend bereits konkrete Indizien.

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

In Dubai (Vereinigte Arabische Emirate), wo einer der Sprengsätze abgefangen worden war, sprach die Polizei am Samstag von einer klaren Handschrift von Al-Kaida. In dem Paket, das wie das zweite – in Großbritannien sichergestellte – an eine jüdische Organisation in Chicago adressiert war, habe sich ein mit dem Sprengstoff PETN (Pentrit, auch Nitropenta, Anm.) gefüllter Computerdrucker befunden.

Drucker in dem die Bombe versteckt war

AP/Emirates News Agency/Dubai Police

Die in Dubai abgefangene Sendung

„Das Paket war von professioneller Hand präpariert. Im Inneren des Druckers versteckt war ein geschlossener Stromkreislauf, der mit der SIM-Karte eines Handys verbunden war“, teilten die Sicherheitsbehörden des Golf-Emirats mit. „Diese Taktik trägt den Stempel von Methoden, wie sie bisher Terrororganisationen wie Al-Kaida benutzten.“

Tonerpatrone mit Sprengstoff gefüllt

Der zweite Sprengsatz, der auf dem East-Midlands-Flughafen bei Nottingham in Großbritannien gefunden worden war, bestand aus einer mit einem weißen Pulver - ebenfalls Pentrit - gefüllten und mit einem Schaltkreis versehenen Tonerpatrone. Die enthielt definitiv Explosivmaterial, bestätigte Großbritanniens Innenministerin Theresa May. Allerdings war bis Samstag vorerst nicht klar, ob der Sprengsatz tatsächlich funktionstüchtig war. „Die Untersuchungen dauern an", so May.

Die Behörden im Jemen entdeckten indes 26 weitere verdächtige Pakete. Mitarbeiter von Luftfrachtgesellschaften und der Frachtabteilung des internationalen Flughafens in Saana seien festgenommen worden, hieß es aus jemenitischen Ermittlerkreisen.

Parallelen zu Anschlagsversuch Ende 2009

Die USA verdächtigen als Drahtzieher die Al-Kaida-Gruppe auf der Arabischen Halbinsel, die bereits für den vereitelten Anschlag auf ein US-Passagierflugzeug in Detroit zu Weihnachten vergangenen Jahres verantwortlich gemacht worden. Damals hatte der mutmaßliche Attentäter ebenfalls den Sprengstoff PETN benutzt. Der junge Westafrikaner trug einen Sprengsatz am Körper versteckt, allerdings versagte der Zünder. Der junge Mann, der in den USA auf seinen Prozess wartet, hatte nach seiner Festnahme angegeben, im Jemen auf seinen Anschlag vorbereitet worden zu sein.

in East Midlands, nördlich von London gefundene Druckerpatrone mit Kabel und weißem Pulver

AP/CBS News

Die auf dem Flughafen East-Midlands sichergestellte Druckerpatrone war mit dem Sprengstoff PETN gefüllt.

Ändern Extremisten ihre Strategie?

Anti-Terror-Experten gehen mittlerweile davon aus, dass Al-Kaida und ihre Ableger ihre Taktik geändert haben – weg von Großattentaten, die schwer vorzubereiten sind, hin zu kleineren, aber einfacher umsetzbaren Terrorplänen. „Es gibt Anzeichen dafür, dass die Al-Kaida und ihre Verbündeten von den spektakulären Angriffen abrücken, die sie früher bevorzugten“, hieß es dazu am Samstag aus Washington. Die Extremisten setzten verstärkt auf einfache, billige und damit schwerer aufdeckbare Planungen.

Drucker in dem die Bombe versteckt war

AP/Emirates News Agency/Dubai Police

Der in Dubai abgefangene Sprengsatz war mit einem Stromkreislauf versehen.

Ein weiteres Motiv für den Einsatz von Paketbomben könnte der Versuch sein, Handelsbeziehungen bewusst zu stören. Großbritannien setzte noch am Freitag Direktflüge in den Jemen aus, das US-Frachtunternehmen FedEx teilte mit, nach Rücksprache mit der US-Bundespolizei FBI keine Pakete mehr aus dem Jemen zu versenden. Das in Dubai abgefangene Paket war via FedEx versandt worden, das in Großbritannien über UPS-Luftfracht.

Schlupfloch im Sicherheitsnetz

Der frühere Chef der Anti-Terror-Abteilung des US-Geheimdienstes CIA, Paul Pillar, sagte, angesichts der großen Menge von Fracht und Post sei eine umfassende Kontrolle so gut wie unmöglich. Nach Einschätzung des Terrorismusexperten im Weißen Haus, John Brennan, versucht Al-Kaida, sich an die verschärften Kontrollen nach den Anschlägen vom 11. September 2001 anzupassen. Die zielten vor allem auf Passagiere, aber bisher nicht auf Luftfracht.

Links: