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Hat Nokia eine Chance?

Nicht nur Microsoft kämpft mit Windows Phone 7 um Anteile am wachsenden Smartphone-Markt. Nokia hat die schwere Aufgabe, seine Marktführerschaft zu verteidigen. Das soll vor allem durch neue Geräte, mit einer überarbeiteten Version des Betriebssystems Symbian und zahlreichen Verbesserungen für den Ovi Store gelingen.

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Der finnische Konzern ist zwar noch immer der weltgrößte Hersteller von Mobiltelefonen mit einem Anteil von 42 Prozent am Smartphone-Markt, doch in den vergangenen Monaten hatte er mit sinkenden Marktanteilen und rückläufigen Gewinnen zu kämpfen.

Zudem kam es in der Manageretage immer wieder zu Abgängen. Zuletzt verließ Ari Jaaksi, der für das neue, zusammen mit Intel entwickelte Smartphone-Betriebssystem MeeGo zuständig gewesen ist, das Unternehmen. Mit Jaaksis Abgang wird sich voraussichtlich auch die Einführung der MeeGo-Geräte am Markt verzögern. Zuvor hatten bereits Nokia-CEO Olli-Pekka Kallasvuo und der Executive Vice President Anssi Vanjoki gehen müssen.

Symbian 3 und neue Geräte

Vor allem die Konkurrenz von Apples iPhone und Smartphones mit dem Google-Betriebssystem Android machen Nokia zu schaffen. Der finnische Konzern versucht jetzt mit seinem überarbeiteten Betriebssystem Symbian 3 und drei neuen Geräten, darunter auch das Flaggschiff N8, seinen Stellenwert am Smartphone-Markt zu verteidigen.

Bis zu 50 Millionen Geräte mit Symbian 3 sollen in den kommenden Jahren ausgeliefert werden. Bisher seien über 200 Millionen Symbian-Smartphones in Verwendung, erklärte Nokia. 260.000 neue Geräte würden täglich auf der ganzen Welt verkauft.

Apps kurbeln Geschäft an

Doch beim Kauf eines neuen Geräts spielen heutzutage neben Optik und Gebrauchswert auch die Verfügbarkeit von Apps, also kleinen Anwendungen, eine Rolle. Der finnische Konzern will daher vermehrt Entwickler dazu bringen, Apps für Symbian-Geräte zu entwickeln.

Dazu hat Nokia ein neues Software Development Kit (Qt SDK) veröffentlicht und Verbesserungen bei der Distribution über den hauseigenen Ovi Store, über den man als Kunde die Apps am einfachsten beziehen kann, eingeführt.

Rund 16.000 Apps im Ovi Store

Anfang Oktober veröffentlichte Nokia aktuelle Zahlen zum Ovi Store: Der Ende Mai letzten Jahres gestartete App Store von Nokia habe derzeit 135 Millionen Nutzer aus über 190 Ländern, täglich würden weltweit mehr als 2,3 Millionen Apps runtergeladen. Etwa 16.000 Apps soll es derzeit im Ovi Store geben, hieß es bei einer Pressekonferenz im Oktober in Wien.

Doch um an die Konkurrenz - bei Apple waren es im Juni 225.000 und bei Android im September 130.000 Apps - heranzukommen, muss Nokia noch zulegen. „Die Zahl der Apps ist allerdings keine Voraussetzung für den Erfolg einer mobilen Plattform“, erklärte Thomas Perl, ein Entwickler aus Wien, der mehrere Apps für Maemo, das Vorgängersystem von MeeGo, programmierte.

Zugang für Studenten

Während in der Vergangenheit nur angemeldete Firmen gegen eine Zertifizierungsgebühr von 200 US-Dollar ihre kleinen Programme bei Nokia vertreiben konnten, öffnete das Unternehmen in den letzten Monaten den Store für Privatpersonen. „Jetzt können sich auch Studenten direkt als Programmierer anmelden“, erzählte Andreas Jakl vom Forum Nokia.

Zudem führte Nokia neue Bezahlmöglichkeiten ein, die auch Vorteile für den Handynutzer mit sich bringen soll. Kunden können, wenn ihnen eine kostenlose App gefällt, leichter zur Bezahlvariante wechseln, ohne dass sie diese neu herunterladen müssen.

Entwickler zufrieden

Entwickler sind mit den Verbesserungen seitens Nokia durchwegs zufrieden. Florian Angulanza vom Salzburger Softwarehersteller Utilo hat beispielsweise eine App für Film.at erstellt, über die künftig Informationen über laufende Filme sowie Trailer abgefragt werden können. Angulanza hatte mit der App Ende Juni begonnen und war mit dem neuen Hilfswerkzeug zufrieden.

„Bei einem Riesen wie Nokia dauern die Veränderungen einfach länger als bei kleineren Firmen“, fügte Claudia Pöpperl vom Wiener Start-up adaffix hinzu, das eine Smartphone-Anwendung entwickelt hat, die Dienste rund um die Anruferkennung anbietet.

Attraktive Endgeräte entscheidend

„Ob Nokia eine Chance hat, sich am Smartphone-Markt zu behaupten, hängt nicht zuletzt davon ab, ob sie attraktive Endgeräte auf den Markt bringen und damit den Vorsprung aufholen, den die Benutzerschnittstellen der anderen Systeme haben“, so Pöpperl. „Die neuen Geräte hören sich allerdings bereits vielversprechend an“, ergänzte Pöpperl.

Barbara Wimmer, ORF.at