Mängel bei vier von fünf Anlagen
Auf den Ölplattformen des britischen Konzerns BP in der Nordsee sind einem Bericht der „Financial Times“ zufolge in den vergangenen Jahren immer wieder Sicherheitsmängel festgestellt worden. Im Jahr 2009 etwa seien vier von fünf untersuchten Anlagen nicht ausreichend auf das unerwartete Austreten von Öl vorbereitet gewesen, zitierte die Zeitung am Mittwoch aus einem Bericht der britischen Umwelt- und Energieaufsichtsbehörde.
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So seien unter anderem Mitarbeiter nicht genug für den Ernstfall trainiert gewesen. Die Zeitung hatte Einsicht in die Behördenunterlagen gefordert.
BP gestand die Fehler gegenüber dem Blatt zum Teil ein. Es sei richtig, dass einige der ausgebildeten Mitarbeiter „nicht in der vorgeschriebenen Zeit“ an einem Auffrischungskurs teilgenommen hätten, hieß es in einem Statement. Der Konzern wies jedoch darauf hin, dass man das Sicherheitskonzept seit einer Gesetzesänderung 2009 vollkommen überarbeitet habe. „Die ganze Industrie hat einen Prozess der Erneuerung ihrer Reaktionspläne auf ein Ölauslaufen durchgemacht.“
Hayward-Anhörung vor britischem Parlament
Seit der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko stehen BP und die gesamte Branche mit Blick auf ihre Sicherheit unter starker Beobachtung. Am Mittwoch musste sich BP-Chef Tony Hayward, der am 1. Oktober sein Amt an Bob Dudley übergibt, vor dem Energieausschuss des britischen Parlaments rechtfertigen. Er verteidigte in seiner Rede die Sicherheitsmaßnahmen des Ölkonzerns - diese seien besser als der Durchschnitt in der Industrie. Es sei „niemals“ Druck auf irgendjemanden ausgeübt worden, um auf Kosten der Sicherheit zu sparen. Er selbst habe Sicherheit zu seiner „obersten Priorität“ gemacht, auch deshalb sei die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko so „unerträglich“.
Zudem sagte er, die Ölindustrie habe nie mit einer Katastrophe solchen Ausmaßes gerechnet. Das erkläre, warum viele der Maßnahmen nach der Explosion so schlecht funktioniert hätten. Vor einem Ausschuss des US-Repräsentantenhauses im Juni hatte Hayward mehrfach erklärt, er wisse kaum etwas über die Entscheidungen, die der gigantischen Ölpest vorausgegangen seien.
Die ersten Milliarden fließen in den Fonds
Dreieinhalb Monate nach Beginn der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko hat BP erstmals Geld in den 20 Milliarden Dollar schweren Entschädigungsfonds eingezahlt. Zunächst seien drei Milliarden Dollar angewiesen worden, teilte der britische Energiekonzern am Montag mit. Weitere zwei Milliarden sollen im vierten Quartal folgen. Anschließend würden jedes Quartal 1,5 Milliarden Dollar hinterlegt, bis die Gesamtsumme erreicht sei. Vorangegangen waren lange Verhandlungen mit dem US-Justizministerium.

Reuters/U.S. Coast Guard
Elf Arbeiter kamen bei der Bohrinselexplosion im April ums Leben.
Insgesamt summieren sich die Kosten aus der Katastrophe für den Konzern bisher auf etwa 6,1 Milliarden Dollar. Davon entfielen 319 Millionen Dollar auf Entschädigungszahlungen an 103.900 Kläger. Wie teuer das Unglück BP am Ende tatsächlich zu stehen kommt, ist weiter völlig unklar. Schätzungen gehen von einem Vielfachen der bisherigen Kosten aus.
Größte Umweltkatastrophe der USA
Die Ölplattform „Deepwater Horizon“ war Mitte April im Golf nach einem Feuer gesunken. In den Wochen danach flossen Hunderte Millionen Liter Öl aus dem lecken Bohrloch in rund 1.600 Meter Tiefe ins Meer und verursachten die größte Umweltkatastrophe in der US-Geschichte. Mitte Juli brachte BP nach vielen vergeblichen Versuchen zum Stopp des Ausflusses dann eine Kappe über dem Bohrloch an. Seither gelangte kein weiteres Öl mehr ins offene Meer.
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