„Genug Erdöl noch in 50 Jahren“
Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) ist 50 Jahre alt. Sie wurde am 14. September 1960 gegründet und verfügt über geschätzte drei Viertel der weltweiten Ölreserven. Der Zukunft sieht OPEC-Generalsekretär Abdallah Salem el Badri zuversichtlich entgegen: Die OPEC werde die Welt auf absehbare Zeit weiter mit Öl versorgen.
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„Wir haben genügend Reserven in unseren Mitgliedsstaaten und in anderen Teilen der Welt, deshalb wird es Erdöl auch in den kommenden 50 Jahren geben“, sagte Badri zum 50. Jahrestag der Gründung der OPEC. Als größte Leistung des Ölkartells sieht Badri, dass die OPEC-Mitglieder ihre Ölvorräte heute selbst kontrollieren und Unternehmen für die eigene Ölproduktion gegründet haben.
Unterstützung für alternative Ernergiequellen
Gleichzeitig betonte er, die OPEC ermutige dazu, alternative Energiequellen weiterzuentwickeln. Badri setzt daher auf Zusammenarbeit statt Konfrontation: „Wir unterstützen alle Arten von Energieerzeugung, aber fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle werden in der näheren Zukunft die vorherrschenden Energiequellen bleiben“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Alle Energiequellen seien wichtig, betonte er.

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Tiefseebohrungen unverzichtbar
Es gebe zahlreiche Herausforderungen, mit denen sich das Kartell in den kommenden Jahren konfrontiert sehe. Unter anderem müsse sie sich den neuen Technologien anpassen, Tiefseebohrungen vorantreiben und Lösungen für den akuten Mangel an spezialisierten Arbeitskräften finden. „Wir müssen bereit sein“, erklärte Badri.
Laut Badri bieten Tiefseebohrungen „wirklich ein Potenzial für die Zukunft“. Deshalb hoffe er, dass diese Art der Förderung nicht eingestellt wird. „Aber ich war überrascht und geschockt zu sehen, dass die US-Regierung auf diese Situation nicht vorbereitet war“, sagte Badri dem „Handelsblatt“. Was im Golf von Mexiko passierte, könne sich durchaus in anderen Ländern wiederholen. „Wir müssen uns einfach besser auf die Offshore-Bohrungen vorbereiten, weil sie auf lange Sicht eine größere Bedeutung bekommen werden“, so Badri.
Ölpreis mittelfristig stabil
Momentan bewegt sich der Ölpreis zwischen 70 und 85 US-Dollar. Laut Experten wird die OPEC den Preis mittelfristig in dieser Bandbreite fixieren. Die in der OPEC zusammengeschlossenen Länder würden über ausreichende Möglichkeiten verfügen, um ihn dort zu halten und die Achterbahnfahrt der letzten Jahre zu beenden.
Steuerung über Förderquoten
Die OPEC übt eine marktsteuernde Wirkung nicht direkt über den Preis aus, sondern über ihre Förderquoten. Zunächst gleicht sie die globale Nachfrage nach Öl mit den sich auf dem Markt befindenden Kapazitäten der Nicht-OPEC-Förderländer wie Russland, Kasachstan und der USA ab. Den Rest liefert die OPEC, wobei jedem Mitgliedsstaat Förderquoten zugeteilt werden.
Wenn der Preis zu stark steige, bringe die OPEC einfach mehr Öl auf den Markt, wenn er darunter falle, weniger. „Grundsätzlich würde ich sagen, dass das aktuelle Preisniveau von rund 80 US-Dollar für ein Barrel in Ordnung geht“, sagte Badri.
Zugleich warnte er davor, dass der Markt nicht nur von Angebot und Nachfrage bestimmt werde. „Es gibt dieses Phänomen, das Spekulation heißt. Und wir können es nicht beseitigen, es wird weiterbestehen“, sagte Badri. „Als der Ölpreis 2008 auf den Höchststand von 147 Dollar (114,8 Euro) pro Barrel anstieg, war das eine völlig verrückte Situation, was da passierte, war vergleichbar mit einem Kasino in Las Vegas.“ Die Welt erhole sich aber langsam von der Finanz- und Wirtschaftskrise, und die OPEC wolle sich künftig für Preisstabilität einsetzen.

APA/Helmut Fohringer
Pünktlich zum 50-Jahr-Jubiläum zog die OPEC in ein neues Gebäude in die Wiener Innenstadt.
Erinnerung an „Seven Sisters“
Badri erinnerte auch an das Umfeld, aus dem heraus die OPEC am 14. September 1960 gegründet worden war. „Damals wurde die Ölindustrie von den ‚Seven Sisters‘ dominiert, die von der Produktion bis zum Preis alles kontrollierten“, sagte er. Als „Seven Sisters“ (sieben Schwestern) wurden nach dem Zweiten Weltkrieg sieben große Ölkonzerne bezeichnet, die jahrzehntelang den globalen Ölmarkt beherrschten.
Länder wie der Iran, Venezuela oder der Irak hätten keinerlei Mitspracherecht über ihre eigenen Ressourcen gehabt. Mit der Gründung der heute in Wien ansässigen OPEC wollten die fünf Gründerstaaten Iran, Irak, Venezuela, Saudi-Arabien und Kuwait den Markt ihres schwarzen Goldes selbst in die Hand nehmen. Weitere OPEC-Mitglieder sind heute Algerien, Angola, Libyen, Nigeria, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ecuador. Indonesien hat 2008 seine Mitgliedschaft ausgesetzt. Die Einnahmen aus Rohölexporten tragen bei vielen Mitgliedsstaaten den größten Teil zum Budget bei.
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