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Badri über die Rolle der Organisation

Als die OPEC vor 50 Jahren in Bagdad gegründet wurde, dominierte sie den weltweiten Ölmarkt. Heute ist die Organisation Erdöl exportierender Länder längst nicht mehr so mächtig wie damals. Spekulationen und Finanzmärkte bestimmen laut Experten den Ölpreis. Zum Jubiläum erklärte OPEC-Generalsekretär Abdallah Salem el Badri im dpa-Interview, welche Rolle die Organisation heute noch spielt.

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Gleichzeitig hob Badri die Bedeutung alternativer Energiequellen hervor, erläuterte, was er von Sanktionen gegen den Iran hält und warum der Ölmarkt manchmal einem Kasino in Las Vegas gleicht. Der Libyer steht der OPEC seit 2007 vor.

Warum ist es heute wichtig, dass es die OPEC gibt?

Abdallah Salem el Badri: „Ich denke, dass die Welt von der OPEC profitiert. Wenn wir zum Beispiel einen sehr niedrigen Ölpreis hätten, dann würde es keine Investitionen geben. Und wenn die Länder nicht in die Ölversorgung und -produktion investieren, dann wird es zu Ölknappheit kommen. Das wäre ein Teufelskreis. Durch die OPEC haben wir hingegen einen Dialog, wir können der Welt unsere Probleme erklären und sie uns ihre, denn was wir brauchen, ist Sicherheit, was Angebot und Nachfrage betrifft. Es gibt transparente Zahlen, und deshalb gibt es hohe Investitionen in die Ölversorgung.“

Welches sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für die OPEC in den kommenden Jahren?

Badri: „Es gibt derzeit Herausforderungen, was die Umwelt und das Vorantreiben neuer Technologien betrifft und auch was den Markt angeht, denn dieser verhält sich anders als früher. Zudem müssen die OPEC-Staaten eine andere Einnahmequelle als die des Öls finden. Ich will damit nicht sagen, dass sie aus der Ölproduktion aussteigen sollen, sondern nur, dass sie das Öl als Mittel dazu benutzen sollen, andere Einnahmequellen zu finden.“

Werden erneuerbare Energien und das wieder verstärkte Interesse an Nuklearenergie die Bedeutung der OPEC schmälern?

Badri: „Wir unterstützen alle Arten von Energieerzeugung. Aber fossile Brennstoffe wie Öl, Gas und Kohle werden in der näheren Zukunft die vorherrschenden Energiequellen bleiben. Aber alle anderen Energiequellen sind auch wichtig, und wir haben keinerlei Probleme mit ihnen. Wir müssen alle zusammenarbeiten.“

Eine Frage zum Atomstreit mit dem Iran: Was würden noch härtere Sanktionen oder sogar ein militärischer Angriff auf das Land für die OPEC bedeuten?

Badri: „Sanktionen verursachen Elend, aber sie haben für die Länder selbst keine schädlichen Konsequenzen. Ich bin immer gegen Sanktionen, ob es sich nun um OPEC-Mitgliedsländer oder andere Staaten handelt. Ich hoffe, dass das Problem mit dem Iran friedlich gelöst wird. Das würde der gesamten Region zugutekommen, denn es gibt bereits genug Konflikte in dieser Region. Aber wenn die Dinge sich doch verschlimmern sollten, dann werden wir ein Problem mit der Ölversorgung bekommen.“

OPEC-Mitglieder haben wiederholt betont, dass die Ölpreise heute nicht so sehr von Angebot und Nachfrage abhängen, sondern von Spekulationsgeschäften und den Finanzmärkten. Stimmt das?

Badri: „Die Welt erholt sich langsam von der Finanz- und Wirtschaftskrise und die OPEC will diese Erholung nicht ins Wanken bringen. Es gibt viel Öl auf dem Markt, wir haben volle Depots und wir bewegen uns derzeit nicht von der Stelle. Aber es ist wahr, dass der Markt nicht von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, denn es gibt Spekulationen und Finanzmärkte, und jeder versucht, seinen Anteil an den Ölpreisen zu sichern. Und das ist keine gute Situation.“

Was muss sich ändern, damit der Markt wieder mehr von Angebot und Nachfrage bestimmt wird?

Badri: „Es gibt dieses Phänomen, das Spekulation heißt. Und wir können es nicht beseitigen, es wird weiterbestehen. Als der Ölpreis 2008 auf den Höchststand von 147 Dollar (114,8 Euro) pro Fass anstieg, war das eine völlig verrückte Situation, was da passierte, war vergleichbar mit einem Kasino in Las Vegas. Wir dürfen es diesen Spielern nicht erlauben, ihr Spiel weiterzuspielen. Wir brauchen Richtlinien, die vernünftige Spekulationen fördern.“

Viele OPEC-Länder sind auch 50 Jahre nach der Gründung der Organisation noch immer auf Öl als Einnahmequelle angewiesen. Ist Ölreichtum kontraproduktiv für die Entwicklung eines Landes?

Badri: „Nach 50 Jahren müssen wir andere Einnahmequellen finden und Öl als Mittel benutzen, um diese aufzutun - ob es sich nun um Industrie, Tourismus, Kultur oder Sonnen- und Windenergie handelt. Öl ist eine begrenzte Ressource. Eines Tages wird sie verschwinden, und wenn das auch nicht in nächster Zukunft geschehen wird, so müssen wir doch künftigen Generationen ein anständiges Leben ermöglichen. Deshalb müssen wir uns nach anderen Einnahmequellen umsehen.“

Carola Frentzen und Albert Otti, dpa.

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