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Diplomatischer Konflikt um Steinigung

Die französische Präsidentengattin setzte sich öffentlich für eine im Iran zum Tod durch Steinigung verurteilte Frau ein. Dafür beschimpften iranische Medien das frühere Topmodel Carla Bruni-Sarkozy als „Prostituierte“. Paris ist empört, Teheran distanziert sich.

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Frankreich hat iranische Medienattacken gegen die Präsidentengattin Carla Bruni-Sarkozy als „inakzeptabel“ verurteilt. Die Regierung in Paris habe ihren Protest an Teheran weitergeleitet, erklärte Außenministeriumssprecher Bernard Valero. Auch die Führung in Teheran distanzierte sich von der Beschimpfung der französischen First Lady als „Prostituierte“ und kritisierte die nationalen Medien. Dennoch legte die staatliche iranische Zeitung „Kayhan“ vor zwei Wochen noch einmal nach.

In einem im Internet veröffentlichten Aufruf hatte sich Carla Bruni-Sarkozy für die von der Steinigung bedrohte Iranerin Sakineh Mohammadi-Aschtiani stark gemacht. Die 43-Jährige war in ihrer Heimat wegen Ehebruchs zum Tod verurteilt worden.

„Verdient es zu sterben“

Die First Lady habe selbst unerlaubte Beziehungen zu anderen Männern unterhalten, behauptete „Kayhan“. „Diese italienische Prostituierte sollte das gleiche Schicksal haben wie Aschtiani und verdient es zu sterben“, schrieb das Blatt in Anspielung auf die italienische Herkunft Carla Brunis, wie die Sängerin vor der Hochzeit mit Nicolas Sarkozy hieß. Die Zeitung ist das Presseorgan des ultraradikalen Flügels in der Regierung.

Der iranische Außenministeriumssprecher Ramin Mehmanparast erklärte vor Journalisten in Teheran: „Ausländische Repräsentanten zu beleidigen, ist nicht korrekt und wird von der iranischen Regierung nicht unterstützt.“ Er rief die nationalen Medien auf, sich zu mäßigen und dem Ansehen der iranischen Führung nicht zu schaden.

„Wie kann man schweigen?“

„Französische Prostituierte haben in das Zeter und Mordio um die Menschenrechte eingestimmt“, hatte „Kayhan“ bereits zuvor mit Blick auf Carla Bruni-Sarkozy und die Schauspielerin Isabelle Adjani geschrieben, die sich ebenfalls für die Iranerin eingesetzt hatte. Die nichtstaatliche Website inn.ir nannte Bruni-Sarkozy eine „unmoralische Frau“.

Die Sängerin erklärte in ihrem Appell: „Wie kann man schweigen angesichts des Urteils gegen Sie? Warum Ihr Blut vergießen, Kinder ihrer Mutter berauben? Nur weil Sie gelebt und geliebt haben, weil Sie eine Frau sind, weil Sie Iranerin sind? Alles in mir sträubt sich, das zu akzeptieren.“

Das umstrittenen Urteil hatte weltweit Proteste von Regierungen und Menschenrechtsorganisationen ausgelöst. Auch viele Prominente forderten eine Begnadigung der Frau. Im Juli hatte Teheran die Vollstreckung der Steinigung vorerst ausgesetzt.

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