Warnungen vor „Mehrfachbelastung“
Zwei Jahre nach dem Kollaps der US-Bank Lehman Brothers und dem Höhepunkt der globalen Finanzkrise ist die Frage nach den konkreten Folgen für die Bankenlandschaft noch immer nicht ganz geklärt. Am Wochenende gab es eine internationale Einigung, „Basel III“ genannt, die Banken künftig zu höheren Eigenkapitalrücklagen verpflichtet.
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Die Bundesregierung will die Institute – so weit sind sich SPÖ und ÖVP einig – außerdem über eine Bankensteuer mit 500 Millionen Euro zur Kasse bitten. Alles in allem könnten sich die Kosten für die Banken damit summieren – auf bis zu ein Drittel ihrer Gewinne, schätzte zuletzt die Österreichische Nationalbank (OeNB).
Weniger Kreditausfälle
An solche war im Vorjahr gar nicht zu denken, als in den Bilanzen mit minus 1,78 Mrd. Euro aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit (EGT) noch ein dickes Minus stand. Mittlerweile, zeigen die neuesten Zahlen der OeNB, haben sich die Banken aber aus dem Strudel der Krise befreit: Für das laufende Geschäftsjahr 2010 zeichnet sich ein Gewinn von 3,44 Mrd. Euro ab. Grund seien weitaus geringere Kreditausfälle und das wieder freundlichere Klima bei Veranlagungen.
Mussten die Finanzinstitute im Vorjahr noch 4,42 Milliarden Euro für Kredite abschreiben, dürften es heuer „nur“ 3,4 Mrd. werden. Unter dem Strich erwartet die OeNB für alle in Österreich tätigen Kreditinstitute ein Gesamtbetriebsergebnis von 6,81 Mrd. Euro, wie es in einer Aussendung vom Freitag hieß – vorausgesetzt freilich, „unvorhersehbare Ereignisse“ bleiben aus. Unter dem Strich dürften 2010 2,97 Mrd. Euro (EBITDA) übrigbleiben.
Sparerschutz, Bankenabgabe, „Basel III“
Ist der Widerstand gegen „Basel III“, Bankensteuer und Co. also gerechtfertigt? Zuletzt hatte etwa die Sparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer vor „Mehrfachbelastungen“ und einer Benachteiligung gewarnt, welche am Ende in eine Kreditklemme münden könnte.
Auch die OeNB gab Anfang des Monats zu bedenken, dass es riskant sein könnte, der Kreditwirtschaft alle Lasten auf einmal aufzubürden. Laut ihrer Rechnung werden die Banken künftig nämlich einen beträchtlichen Teil ihrer Gewinne für den reformierten Sparerschutz (Einlagensicherungsfonds) und die Bankenabgabe zurücklegen müssen.
Bis zu einem Drittel weniger Gewinn
Nach Angaben von OeNB-Direktor Andreas Ittner dürfte sich das Volumen für die neue Einlagensicherung bis 2021 auf 3,5 bis 4,5 Mrd. Euro belaufen. Das wären 17 Prozent des durchschnittlichen unkonsolidierten Jahresgewinns der letzten fünf Jahre. Die geplanten 500 Mio. Euro Bankensteuer hinzugerechnet, würde sich der Betrag schon auf rund ein Drittel summieren. Laut Ittner ist zudem nicht zu erwarten, dass die Institute in naher Zukunft wieder so verdienen werden wie vor der Finanzkrise.
Der OeNB-Chef riet den Banken, mit dem Aufbau dickerer Risikopolster nicht zu zögern. Die für 2010 zu erwartenden höheren Gewinne sollten zum Kapitalaufbau herangezogen werden. Dem Aufbau eines solchen Risikopolsters laufe allerdings eine Bankenabgabe zuwider, argumentieren die Banken gegen eine „kumulative“ Belastung der Branche.
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