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Am zufriedensten sind die Chefs

Zehn Prozent der Beschäftigten in Österreich kommen mit dem, was sie verdienen, nicht aus. Das sind mit 350.000 Personen um 38 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Das geht aus dem neuen Arbeitsklimaindex hervor, den die Arbeiterkammer Oberösterreich mit den Instituten IFES und SORA erhoben hat.

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Rund 100.000 Menschen mehr als noch vor zehn Jahren brauchen damit zum Überleben Nebeneinkünfte oder Zuwendungen von der Familie. Doch auch - fast - allen anderen bläst im Job ein immer schärferer Wind ins Gesicht, wie sich aus den am Freitag präsentierten Zahlen ablesen lässt. „Besonders armutsgefährdet“ sind laut dem Arbeitsklimaindex Frauen unter 25, Arbeiter und Migranten.

Nur noch die Hälfte ohne Geldsorgen

Zwölf Prozent der Frauen kommen gar nicht mit ihrem Lohn aus, 42 Prozent nur knapp. 16 Prozent der Frauen unter 25 kommen überhaupt nicht mit ihrem Einkommen aus, für immerhin 46 Prozent „reicht es gerade“. Ähnlich stark betroffen sind Arbeiter und Migranten - von ihnen kommen jeweils 15 Prozent nicht mit ihrem Lohn aus. Bei freien Dienstnehmern beläuft sich der Anteil auf zwölf Prozent.

Generell kann nur noch die Hälfte aller Arbeitnehmer laut eigenen Angaben „sehr gut“ oder „vollkommen ausreichend“ vom eigenen Lohn leben - vor allem jene, die keine Kinder zu versorgen haben. Im Jahr 2000 lag der Anteil noch bei 55 Prozent. Auch die, die mit ihrem Lohn das Auslangen finden, halten ihn jedoch immer öfter für ungerecht niedrig.

Das Glück wohnt in den Chefetagen

Abgesehen von der Frage, ob das Geld zum Leben reicht, sind demnach immer weniger Beschäftigte mit der Höhe ihres Einkommens zufrieden. Derzeit sind 58 Prozent mit ihrer Entlohnung einverstanden, um zwölf Prozent weniger als vor zehn Jahren, als noch zwei Drittel aller Beschäftigten ihren Lohn als angemessen empfanden (65 Prozent).

Am zufriedensten sind Mitarbeiter in der Verwaltung (71 Prozent) und Beschäftigte im Unterrichtssektor (68 Prozent). Am wenigsten zufrieden sind Leiharbeiter (27 Prozent), freie Dienstnehmer (42 Prozent), Arbeiter (47 Prozent) und Beschäftigte im Handel (56 Prozent). Quer durch alle Branchen finden außerdem 72 Prozent aller Führungskräfte keinen Grund zur Beschwerde über ihre Bezüge.

Generationskonflikt beim Lohn

Ältere Dienstnehmer sind häufiger mit der Einkommenshöhe zufrieden als junge. Über 46-Jährigen passt der Lohn zu 62 Prozent, unter 25-Jährigen zu 50 Prozent. Geringere Unterschiede gibt es zwischen Männern und Frauen: 59 Prozent der Männer und 57 Prozent der Frauen sind mit ihrer Entlohnung einverstanden. Nur in den Führungsetagen ist die Diskrepanz größer: Dort finden drei Viertel der Männer, aber nur zwei Drittel der Frauen ihre Entlohnung adäquat.

Es geht aber nicht nur ums Geld: Bereits drei von zehn Beschäftigten leiden unter dem Führungsstil ihrer Vorgesetzten. Auch das Ansehen des eigenen Unternehmens und die Situation bei den Arbeitnehmerrechten wird immer schlechter bewertet. Dabei gilt: Je größer das Unternehmen, desto weniger fühlen sich die Arbeitnehmer dort gut aufgehoben.

Schwacher Trost

In Zeiten, in denen sich nur wenige den Arbeitgeber aussuchen können, bleibt laut der Erhebung nur eines, das man selbst für die Job-Zufriedenheit tun kann: Bildung. Die Zahlen belegen, dass die Zufriedenheit im Job mit dem Bildungsgrad steigt. All jenen, die ihren Bildungsweg bereits abgeschlossen haben, bleibt nur der Trost, dass sich die eigene Lebenslage auch ändern kann: Im Jahr 2003 etwa war die generelle Unzufriedenheit mit dem Einkommen noch größer als jetzt und machte im Folgejahr einen Sprung nach oben.

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