Stiefel, Unterwäsche, Tequila
Die Arbeiten der mexikanischen Malerin Frida Kahlo sind aus dem zeitgenössischen Kunstbetrieb nicht wegzudenken, in ebenso vielfältiger Weise werden ihr Name und Konterfei aber auch anderweitig verwendet und verwertet.
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Während ab sofort eine Retrospektive im Kunstforum Wien zur seriösen Auseinandersetzung mit der Künstlerin einlädt und zuvor in Berlin schon für einen Besucherrekord sorgte, werden zum Kahlo-Mythos u. a. T-Shirts und Stiefel produziert, was der Kunstsammler Carlos Phillips Olmedo am Montag im Gespräch mit der APA kritisierte.
„Die Menschen, die Fridas kommerzielle Seite nutzen wollen, sind die Enkel ihrer Schwester“, erklärte Olmedo und führte gleich einige Beispiele an: „Ich glaube nicht, dass man mit einer Kulturikone Mexikos Stiefel, Unterwäsche oder Tequila verkaufen sollte. Sie hat nie texanische Stiefel getragen, aber sie werden verkauft. Wahrscheinlich kommen als nächstes Jo-Jos.“ Die Verwendung von Frida Kahlo für wirtschaftliche Zwecke ist in seinen Augen der zweite Verrat, den diese Seite ihrer Familie an der 1954 verstorbenen Künstlerin verübte: „Der erste war, als ihre Schwester mit Diego Rivera ins Bett ging“. Rivera war der Ehemann Kahlos und selbst ein bekannter mexikanischer Maler, der seine Frau mehrmals betrogen hat.
„Kultische Aufladung“
Angesprochen darauf, was unternommen werden könnte, um das Missverhältnis von Marketing und Kunst wieder herzustellen, zeigte sich Olmedo wenig optimistisch: „Ich kein Anwalt. Ich weiß leider nicht, ob es ihnen gesetzlich erlaubt war, Fridas Namen als Markenzeichen zu registrieren. Ich wünschte, ich wüsste es, dann könnte man sie verklagen.“ Positiv äußerte sich der Besitzer der größten Kahlo-Sammlung über die Abbildung von Frida und Rivera auf einer mexikanischen Banknote, die in diesem Jahr erscheinen soll: „Das ist eine Anerkennung ihrer Bedeutung für die mexikanische Kultur.“
Auch Florian Steininger, Kurator der Retrospektive in Wien, glaubt, dass sich im Falle Kahlos Kunst und Kult überlagern: „Das ist auch bei Klimt oder Warhol der Fall, dass diese kultische Aufladung hin in den Kommerz überhandnimmt.“ Man könne diese Aufmerksamkeit auch nutzen, um wieder auf die Kunst selbst hinzuweisen, so Steininger gegenüber der APA. „Aber es wird auch unheimlich viel Trashiges erzeugt. Da docken sich Putzerfische an diese Heiligen an, um auch mitnaschen zu können.“
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