Frida Kahlo und Diego Rivera
Ihre Bilder beschäftigen sich mit Schmerz, Sexualität und Weiblichkeit, ihr Leben war gekennzeichnet von schweren Schicksalsschlägen und der mexikanischen Revolution: Die mexikanische Malerin Frida Kahlo gehört wohl zu den renommiertesten und bekanntesten Künstlern ihres Landes.
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Spätestens seit dem zweifach Oscar-prämierten Film „Frida“ mit Salma Hayek in der Hauptrolle ist die Mexikanerin auch einem breiteren Publikum ein Begriff. Der 1954 verstorbenen Ehefrau des Malers Diego Rivera widmet das Kunstforum Wien ab 1. September eine umfassende Retrospektive, die zuvor schon im Martin-Gropius-Bau in Berlin für einen Besucherrekord sorgte.
Geboren wurde Kahlo am 6. Juli 1907 in Mexiko-Stadt, auch wenn sie selbst immer wieder das Jahr des Revolutionsausbruchs in Mexiko (1910) als Geburtsjahr angegeben hat. Aufgezogen in einem behüteten Elternhaus fesselte sie ein schwerer Unfall im Alter von 18 Jahren ans Bett. Ihr Schulbus wurde von einer Straßenbahn gerammt, wobei sich eine Eisenstange in ihren Unterleib bohrte. Im Laufe des Genesungsprozesses griff die junge Frau noch im Krankenbett erstmals zu Leinwand und Pinsel, die Verletzungen an Rückgrat, Becken und Bein sollten sie dennoch Zeit ihres Lebens verfolgen.
Von Beginn an betrogen
Wesentlichen Einfluss auf das Schaffen von Kahlo hatte ihr Ehemann Rivera, den sie 1929 heiratete. Die Ehe mit dem um 21 Jahre älteren Maler kann getrost als turbulent bezeichnet werden. Von Beginn an war ihr Rivera untreu und betrog Frida u. a. mit ihrer eigenen Schwester. Aber auch sie hatte Affären, beispielsweise mit dem russischen Revolutionär Leo Trotzki, dem das Künstlerehepaar 1937 Zuflucht gewährte. Frida Kahlo und Diego Rivera hatten beim mexikanischen Präsidenten Lazaro Cardenas interveniert, damit Trotzki nach Mexiko kommen könne. Er lebte zwei Jahre lang in Fridas Blauem Haus im Stadtteil Coyoacan. Wenige Straßen weiter wurde er 1940, bereits verlassen von der mexikanischen Linken und von Frida und Diego, von den Häschern des sowjetischen Diktators Stalin ermordet.
Schon damals vertraute die Linke in Mexiko dem Kommunismus blind. Frida malte ein Bild unter dem Titel „Der Marxismus wird den Kranken Gesundheit bringen“. Rivera ließ sich in die stalinistische Sowjetunion einladen, feierte das Regime und ließ sich feiern. Ein Brief von William Foster aus dem Jahre 1950 sagt viel: Die kommunistische Sowjetunion werde gemeinsam mit China und den Volksdemokratien so stark werden, dass sie den Kapitalismus nicht nur einholen, sondern gar überflügeln werde.
Scheidung und erneute Ehe
Nachdem sich Kahlo und Rivera 1939 scheiden ließen, folgte nur ein Jahr darauf die erneute Eheschließung. Während ihr Ehemann schon zu Lebzeiten Erfolg genießen durfte, stand Frida meist in dessen Schatten. Erst ein Jahr vor ihrem Tod kam es zur ersten Einzelausstellung ihrer Werke in Mexiko und es sollte bis in die 1980er Jahre dauern, dass ihre künstlerische Hinterlassenschaft mehr Anerkennung fand: In den USA lebende Mexikanerinnen entdeckten Kahlo und ihre Werke als Identifikationsfläche, im weiteren Verlauf sollten auch amerikanische Feministinnen auf die Künstlerin aufmerksam werden. Wie begehrt Kahlos Arbeiten mittlerweile sind, zeigte etwa die Versteigerung des Bildes „Raices“ („Wurzeln“) 2006 in New York, das für 5,6 Millionen Dollar (4,4 Mio. Euro) von einem anonymen Bieter ersteigert wurde.
Am 13. Juli 1954 verstarb Frida Kahlo nach langer Krankheit, drei Jahre darauf ihr Ehemann Rivera. Heute ist ihr Elternhaus, das Blaue Haus im Stadtteil Coyoacan, eines der meistbesuchten Museen in Mexiko-Stadt. Nach einem halben Jahrhundert wurde 2007 der Privatbesitz von Kahlo und Rivera erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
„Frida war eine Linke“
Politisch wirkt Kahlos Werk bis in die Gegenwart: Frida wird verehrt von den Rechten und geliebt von den Linken. Als der konservative Präsident Felipe Calderon vor wenigen Jahren eine große Frida-Kahlo-Ausstellung im Zentrum von Mexiko-Stadt eröffnete, demonstrierten draußen die Linken und reklamierten die 1954 gestorbene Künstlerin für sich: „Wenn Frida heute lebte, wäre sie auf unserer Seite“, riefen sie den geladenen Gästen zu. Und: „Ihr Kakerlaken, Frida war eine Linke!“
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