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Diskonter unter Druck?

Vorbei sind die Zeiten, in denen Lebensmitteldiskonter aus dem Boden schossen und die Branche Wachstumsraten zwischen neun und elf Prozent erzielte. 2009 haben Hofer, Lidl und Penny „nur“ noch um drei Prozent zugelegt, die übrigen Lebensmittelhändler wuchsen um 1,1 Prozent. Veränderungen sind aber auch bei den traditionellen Supermarktketten zu spüren.

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So kündigte Spar am Donnerstag an, seine Tankstellenshops bis 2013 auf ganz Österreich auszuweiten. Bereits im Vorjahr waren sechs Geschäfte in Salzburg, Linz und Graz eröffnet worden. In den nächsten zweieinhalb Jahren sollen die Shops, die in Kooperation mit dem Tankstellenbetreiber Doppler (BP, Turmöl) geführt werden, auf 70 Standorte in ganz Österreich ausgeweitet werden.

Spar: Tankstellenprodukte zu Supermarktpreisen

Spar will mit seinem Konzept offenbar auch neue Maßstäbe in der Preispolitik von Tankstellenmärkten setzen: Nach eigenen Angaben ist die Handelskette der günstigste Tankstellenshop-Betreiber. Spar-Eigenmarkenprodukte würden zu Supermarktpreisen angeboten werden, so Spar-Chef Gerhard Drexel. Die Eigenmarken machen dabei den Großteil des 1.500 Produkte umfassenden Sortiments aus, erklärte eine Sprecherin. Bei allen anderen Produkten käme Spar wegen der erhöhten Personalkosten in Tankstellenshops (Öffnungszeiten rund um die Uhr) nicht um geringe Preisaufschläge herum. „Die Preise liegen jedoch unter jenen anderer Anbieter.“

Zielpunkt will Nahversorger werden

Einer Rundumerneuerung wird die derzeit noch marode Lebensmittelkette Zielpunkt unterzogen. Der Sanierer BluO, der Zielpunkt im Mai von Tengelmann übernommen hat, will in den nächsten zwölf Monaten mindestens 15 neue Standorte eröffnen, bereits bestehende Filialen vergrößern und unrentable schließen. Die Supermarktkette soll jedoch auch neu positioniert werden. Als Nahversorger soll das Sortiment an die jeweilige Klientel angepasst werden: „Im 20. Bezirk, wo viele Türken wohnen, wird es Produkte geben, die es zum Beispiel im 13. oder 14. Bezirk nicht geben wird“, sagte Zielpunkt-Chef Jan Satek am Donnerstag.

Unter dem Voreigentümer Tengelmann seien internationale Marken geführt worden, „die kein Mensch kennt“. In den kommenden Monaten will Zielpunkt deshalb eine eigene Biomarke lancieren, „starke“ Eigenmarken einführen, den Non-Food-Bereich und die Präsenz des Feinkostherstellers Schirnhofer erhöhen sowie den Fokus auf österreichische Produkte legen. „Vom Sortiment her sind wir ein Supermarkt, von den Preisen ein Diskonter“, so Satek.

Breiteres Sortiment bei Hofer

Auf dem umkämpften Diskontermarkt sehen Experten die Wachstumsgrenze bald erreicht: Michael Oberweger, Consulting-Leiter von RegioPlan, weist darauf hin, dass Diskonter hierzulande bereits auf einen Marktanteil von knapp über 28 Prozent kommen. „In westeuropäischen Märkten erzielen Diskonter insgesamt Marktanteile von maximal 30 bis 35 Prozent“, erklärte Oberweger am Mittwoch. Der Plafond sei bald erreicht.

Hofer versucht offenbar, seine Marktanteile weiter auszubauen, indem auf ein breiteres Sortiment gesetzt wird: Der Diskonter will künftig auf dem umkämpften Kaffeekapselmarkt mitmischen und startet am 16. September mit zwei Kapselmaschinen und fünf verschiedenen Kaffeesorten. Hofer bietet sowohl Kapseln als auch Maschinen zu günstigen Preisen an: Eine Häferl Kaffee kommt auf knapp 20 Cent. Zum Vergleich: Bei Branchenprimus Nespresso (Nestle) kostet die Tasse Kaffee etwa 33 Cent.

Deutschland: „Comeback“ der Tante-Emma-Läden

Ein möglicher Umbruch ist auch im deutschen Lebensmittelhandel zu beobachten: Der „Tagesspiegel“ feiert bereits das „Comeback“ der Tante-Emma-Läden und das Ende der „Geiz ist geil“-Mentalität. Entscheidend sei nicht mehr nur der günstige Preis, heißt es in einer Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Vor allem die gute Erreichbarkeit der Geschäfte, die Übersichtlichkeit der Waren und lange Öffnungszeiten würden immer wichtiger. „Geschäfte, die den Kundenwunsch nach Convenience und Service befriedigen - so wie es früher die Tante-Emma-Läden gemacht haben - stehen vor einem Comeback“, sagte McKinsey-Partner Peter Breuer gegenüber der Zeitung.

Seniorenrabatt und Stammkundenermäßigung

Starke Konkurrenz bekommen die Diskonter auch in der Rabattpolitik von den klassischen Supermärkten. Diese locken ihrerseits mit Aktionen und preiswerten Eigenmarken wie clever (Billa) und S-Budget (Spar).

Zielpunkt hat den Mittwoch zum Seniorentag erklärt und gewährt jedem, der vor 1950 geboren ist, einen Preisnachlass von zehn Prozent auf den gesamten Einkauf. Auch Merkur belebt die eher schwache Wochenmitte mit 25 Prozent Rabatt auf bestimmte Warengruppen und bietet Aktionen für „Friends of Merkur“-Kunden an. Billa wechselt 14-tägig die Angebote, hat rund 300 dauerhaft preisgesenkte Artikel für Vorteilsclub-Mitglieder in petto und bietet ebenfalls tageweise minus zehn Prozent auf alle Einkäufe. Spar ändert laufend seine Gutscheinhefte und lockt mit „Spar-Tagen“, an denen ausgewählte Produkte günstiger sind.

Petra Fleck, ORF.at

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