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Hoffen auf „Normalität“

Voraussichtlich noch rund ein Jahr wird Anas Schakfeh Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich sein (IGGiÖ). Diese Zeit will er dem Kampf gegen hierzulande herrschende Klischeebilder über Muslime widmen, gerade auch durch vermehrte öffentliche Präsenz des Islam in Österreich.

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Zwar sei es in seiner Amtszeit gelungen, dass der Islam nicht mehr als „Ausländerorganisation“ betrachtet werde, so Schakfeh gegenüber der APA. Trotzdem gebe es immer noch ein „falsches Bild“ von Muslimen in Österreich. Das könne man jedoch „nicht einfach durch Plakatieren oder Reden verbessern, sondern die Praxis wird das machen.“ Je mehr Menschen etwas mit Muslimen zu tun hätten, desto besser.

„Sind viel besser als unser Ruf“

„Natürlich sind nicht alle Muslime Engel, wir sind normale Menschen wie alle anderen auch. Aber wir sind viel besser als unser derzeitiger und bisheriger Ruf.“ Nicht irritieren lassen sollten sich die Menschen dabei von Meldungen aus dem Ausland, etwa über Terroranschläge. „Die schaden uns immer. Wir sind ganz bestürzt darüber, dass so etwas geschieht.“

Schakfeh hofft auf das Einkehren von „Normalität“ im Umgang mit dem Islam. Als Beleg dafür würde er etwa werten, dass irgendwann in jeder Landeshauptstadt Österreichs eine Moschee stehen würde, die nach außen hin auch als solche erkennbar ist - inklusive Minarett. Auch könne man „auf lange Sicht Menschen nicht verbieten, ihre wirkliche religiöse Freiheit, die verfassungsgeschützt ist, auszuüben.“

Die leidige Minarettdiskussion

„Selbstverständlich können wir auch in Moscheen ohne Minarett beten“, so Schakfeh, „aber eine Kirche hat eine Struktur, eine Architektur. Und eine Moschee hat auch eine Architektur“. Es gehe darum, Gebäude zu schaffen, in denen Gläubige Geborgenheit finden. Wie bei christlichen Kirchen gebe es zudem auch bei islamischen Gebetshäusern unterschiedliche Stile.

„Es kann sich ein Stil für Mitteleuropa entwickeln“, glaubt der IGGiÖ-Präsident. Man könne aber Kompromisse bei der Höhe der Minarette eingehen, auch Lautsprecher müssten nicht angebracht sein. Schakfeh hofft, dass sich die Geschichte wiederholt: Noch vor rund 150 Jahren hätten Protestanten keine Kirchen mit Turm errichten dürfen, nun störe das niemanden mehr.

Mit Information gegen Vorurteile

„Die Anzahl der muslimischen Bevölkerung ist bei einer halben Million angelangt, was wir an Bethäusern haben, reicht nicht aus“, betont Schakfeh die Notwendigkeit, die Infrastruktur für die Muslime auszubauen. Als ersten Schritt soll es zumindest in jeder Landeshauptstadt ein Verwaltungsgebäude geben, als Anlaufstelle für Muslime und Informationsstelle für am Islam Interessierte.

Die Anlaufstellen und die stärkere Präsenz der Muslime in der Öffentlichkeit sollen nach Schakfehs Hoffnung auch helfen, Vorurteile abzubauen. In Wien, Graz, Linz und Bregenz gibt es derartige Büros bereits, in Klagenfurt wurde laut dem IGGiÖ-Präsidenten zuletzt ein passendes Objekt gefunden. Die Einrichtung eines Klagenfurter Büros kommt nicht zufällig.

Wahlen ab November

Ab November wählen die Muslime in Österreich - auf Basis der neuen, lange erkämpften Verfassung - in den einzelnen Bundesländern eine neue Vertretung. Den Beginn macht Kärnten, im April 2011 wird Wien als letztes Bundesland an der Reihe sein. Danach sieht Schakfeh den Zeitpunkt gekommen, um sich ins Privatleben zurückzuziehen. Der scheidende Präsident überlegt sich, dann ein Buch über den Islam zu schreiben - eine „Innensicht“.

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