Justizskandal erschüttert USA
Ein gerichtsmedizinisches Institut in den USA hat offenbar jahrelang Testergebnisse manipuliert und damit möglicherweise zur Verurteilung Unschuldiger beigetragen. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten Untersuchung von zwei ehemaligen FBI-Mitarbeitern vor, die zahlreiche Laborberichte des Instituts im US-Staat North Carolina überprüften.
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Hinweise, die Angeklagte hätten entlasten können, seien von den staatlichen Gerichtsmedizinern des State Bureau of Investigation (SBI) systematisch unterschlagen worden, heißt es in dem Bericht von Chris Swecker und Mike Wolf. In drei der über 200 untersuchten Fälle wurden die Angeklagten hingerichtet. Die Autoren des Berichts fanden keine konkreten Hinweise darauf, dass die Manipulationen die Verurteilung Unschuldiger zur Folge hatten.
Die Untersuchung war von dem Staatsanwalt in North Carolina, Roy Cooper, beauftragt worden. Der Bericht sei besorgniserregend, so Cooper im „Kansas City Star“. „Man sieht hier eine Praxis, die nicht akzeptabel war und ist.“
„Das ist ein Irrsinn“
Laut Swecker wurden durch die Manipulation der Beweise zahlreiche Gesetze des Staates North Carolina und auch der Verfassung gebrochen. Ob die Verurteilten schuldig oder unschuldig waren, wollte er laut „Kansas City Star“ nicht sagen. Die Fälle seien insofern kompliziert, da oft andere Beweise die Täter überführten.
Das Zurückhalten des entlastenden Materials hätte allerdings einen Unterschied im Strafausmaß bedeuten können, so Swecker. „Das ist ein Irrsinn“, so der Staatsanwalt von Wayne County, Branny Vickory, in der Zeitung. Es sei ein Alptraum für alle. „Ich weiß nicht, wie wir das wieder in Ordnung bringen können.“ Offenbar wollten die Laborexperten den klagenden Staatsanwälten einen Gefallen tun, so ein mögliches Motiv.
Mit falschen Beweisen zu Geständnis gezwungen?
Staatsanwaltschaften und Verteidiger müssten nun der Frage nachgehen, ob sich Angeklagte nur aufgrund der belastenden Laborberichte zu einem Geständnis gezwungen gesehen hätten, um ein milderes Urteil zu erreichen. Die Fälle sind teils Jahrzehnte alt.
Beanstandet wurden 230 Laborberichte aus den Jahren 1987 bis 2003, die mindestens unvollständig gewesen seien. 190 davon führten zu Anklagen. 80 Verurteilte sind noch in Haft.
In vielen Fällen wurden widersprüchliche Ergebnisse unterschlagen. So kam es dem Bericht zufolge mehrmals vor, dass erste Hinweise auf Blutspuren eines Verdächtigen an einem Tatort in späteren Tests nicht bestätigt wurden. Das sei den Verteidigern der Angeklagten aber nicht mitgeteilt worden. Anlass für die Überprüfung waren Aussagen eines früheren Labormitarbeiters, der im März von Manipulationen berichtet hatte.
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