Lass die Tentakel schwingen!
James Camerons „Avatar“ spielte Milliarden an den Kinokassen ein. Das wäre vielleicht anders gewesen, wenn der Film von den US-Behörden nicht als jugendfrei ab 13 Jahren eingestuft worden wäre. Deshalb wurde in der Kinoversion eine deftige Sexszene gestrichen, die nun nachträglich wieder eingefügt wurde. Der Film kommt in der rund acht Minuten länger wieder in mehreren Ländern in die Kinos.
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Auf Websites wie Gawker stellen sich User zwar die berechtigte Frage, inwieweit eine Sexszene deftig sein kann, die Außerirdische betrifft, die keine dem Menschen vergleichbaren Genitalien haben. Zum Orgasmus kommt es aber allemal. Denn im Netz wurde nun das originale Filmskript veröffentlicht, in dem die Szene noch enthalten ist. Zunächst reiben Jake, der Mensch im Avatar-Körper, und seine blaue Freundin Neytiri noch romantisch-züchtig die Wangen aneinander und küssen sich. Dann heißt es, weniger konkret: „Sie erforschen einander.“
Schließlich spricht Neytiri den alles entscheidenden Satz, der klarmacht, dass sich hier gleich ein Alien-Porno abspielen wird: „Küssen ist sehr schön. Aber wir haben noch etwas Besseres.“ Schon geht es los. Die beiden knien sich hin. Sie nimmt den Rossschwanz ihrer Kopfhaare und hebt ihn hoch. Er tut dasselbe. Plötzlich erwachen die Tentakelhaare der beiden zum Leben, streben aufeinander zu und umwinden einander.
Nahaufnahmen der intimen Szene
Der Auftrag an den „Kameramann“ zu dieser Szene: „Macro Shot“ - also Nahaufnahme. Die verwobenen Tentakel bewegen sich wellenförmig. Ein Ruck geht durch Jake, als sich die Nervensysteme zusammenschließen. Hier heißt es als Hinweis im Skript: „die ultimative Intimität“. Dann kommt die Crux für Jake. Im Nachhinein erklärt Neytiri ihm, dass diese Art von Sex bedeute, dass man für immer zusammenbleibe - ein Leben lang. Neckisch fragt sie: „Habe ich vergessen, Dir das zu sagen?“ Jake überlegt hin und her und trägt es schließlich mit Fassung: „Cool, ich bin dabei.“
Aber auch wenn der Film sexfrei ist, sorgt er für Aufregung und gilt als anstößig. Eine amerikanische „Initiative für rauchfreie Filme“ protestierte mit ganzseitigen Anzeigen dagegen, dass Schauspielerin Sigourney Weaver im Film zur Zigarette greift. „Rauchen in für Kinder freigegebenen Filmen - jetzt auch in 3-D“, heißt es in den Inseraten, die der Initiative zufolge in den Branchenblättern „Hollywood Reporter“ und „Variety“ veröffentlicht wurden. Der Film dürfe nicht schon für 13-Jährige zugelassen werden, sondern müsse ein „R-Rating“ als Film für Erwachsene bekommen.
Werbefilme für Tabak seit 40 Jahren verboten
„Seit 40 Jahren sind in Amerika Werbefilme für Tabak verboten“, heißt es in der Anzeige. „Aber für jeweils 100 Millionen Dollar, die ‚Avatar‘ einspielt, bekommt das Publikum 40 Millionen Mal Tabakkonsum zu sehen. Das entspricht Gratiswerbung in Höhe von 50 Millionen Dollar für die Tabakindustrie“, behauptet die Initiative. Besonders bedenklich sei, dass mit Weaver als Dr. Grace Augustine eine positive Figur zur Zigarette greife.
Die Werbung wirft Regisseur Cameron vor, schon mit seinem Hit „Titanic“ vor zwölf Jahren Werbung für Zigaretten gemacht zu haben. „Eine junge Frau erklärt ihre Unabhängigkeit, indem sie eine Zigarette annimmt - ein Anachronismus im Jahr 2012. Bei ‚Avatar‘ wird im Jahr 2154 geraucht, von einer reifen Wissenschaftlerin.“ Und das, obwohl „Avatar - Aufbruch nach Pandora“ 30 Millionen Dollar staatliche Fördergelder kassiert habe. „Das Publikum muss nicht nur dreidimensional Zigarettenwerbung ertragen, es muss auch noch mit Steuergeldern dafür zahlen.“
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