Ticketpreise zu hoch
Zu Jahresbeginn schienen alle Zeichen auf einen nahenden 3-D-Boom zu stehen: Das James-Cameron-Fantasyspektakel „Avatar“ führte weltweit die Kinoranglisten an und schaffte es innerhalb kürzester Zeit an die Spitze der erfolgreichsten Filme aller Zeiten. Viele Regisseure und Studios zogen nach und begannen, ihre Projekte als 3-D-Produktionen zu planen, umzustellen oder nachzubearbeiten.
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Bis 2012 sollen mehr als 100 3-D-Streifen auf die Leinwand kommen. Einige Filme konnten damit bisher auch Erfolge verbuchen, „Alice im Wunderland“ und „Clash der Titanen“ lieferten zumindest in den USA ein beachtliches Einspielergebnis. Einige Filme wurden nach dem Dreh in einer aufwendigen Prozedur mit 3-D-Effekten versehen, um so ein Stück vom Kuchen abschneiden zu können.

AP/Disney
„Alice im Wunderland“ von Regisseur Tim Burton erschien Anfang 2010 in 3-D.
Für das erste Halbjahr 2010 konnte die Industrie durch die technische Innovation ihre Umsätze steigern. Doch nun stagnieren immer mehr Produktionen und können sich an den Kinokassen nicht gegen die „klassischen“ zweidimensionalen Filme behaupten, berichtete die „Financial Times“ („FT“).
Risikoreiche Rechnung der Studios
Die Rechnung der Hollywood-Studios, auf das dreidimensionale Kinovergnügen zu setzten, ist einfach, aber nicht ohne Risiko. Das Publikum ist gewillt, für das durch die 3-D-Technologie realistischere Erlebnis höhere Ticketpreise in Kauf zu nehmen, um so nicht nur die höheren Produktionskosten, sondern auch zusätzliche Gewinne einzuspielen. Analysten sind dieser Theorie gegenüber skeptisch: Die Aufpreise seien zu hoch, um auf Dauer die Kunden nicht abzuschrecken - speziell für Filme ohne extrem aufwendiges Marketing und Medienhype.
„Die Studios setzen die Preise für 3-D-Filme zu hoch an, und es gibt zu viele davon“, fasst der Analyst und Marktbeobachter Richard Greenfield zusammen. Er weist auf den Erfolg des Christopher-Nolan-Hits „Inception“ hin, der zweidimensional die 3-D-Spektakel an den Kassen abhängte, ebenso wie der dritte Teil der „Twilight“-Serie.
„Mächtiges Instrument der Filmindustrie“
Verteidiger der Technologie bestehen darauf, dass sie ein mächtiges Werkzeug sein kann - wenn man sie richtig einsetzt. „Es ist ein Instrument für die Filmindustrie und ein tolles Vergnügungserlebnis für die Kinogänger“, betont Rick Heineman, Marketingvorstand bei RaalD - einer Firma, die 3-D-Projektionssysteme für Kinos herstellt - gegenüber der „FT“. Andere Marktbeobachter sind eher skeptisch: Es sei riskant, auf ein bestehendes Publikumsinteresse zu setzen - und auf deren Willen, dafür auch höhere Preise zu bezahlen.
„Die Studios denken viel zu kurzfristig“, ist sich etwa Brandon Gray, Chef des Unternehmens Box Office Mojo, das die Einspielergebnisse beobachtet, sicher. „Alle sind auf den 3-D-Zug aufgesprungen und vergessen dabei auf ihre eigentliche Schwäche: Das Erzählen guter Geschichten sollte im Vordergrund stehen und ist letztlich das, was zählt.“
Kein Ende von „Avatar“
Die Geschichte war beim Hype um den Megablockbuster „Avatar“ wohl kaum ausschlaggebend. Trotzdem will sich Cameron mit dem Erfolg noch nicht zufriedengeben: Die Geschichte über die großen blauen Außerirdischen ist noch nicht zu Ende, zwei Teile sollen noch folgen, um die Trilogie zu komplettieren. Und weil es noch Szenen gibt, die in der ersten Version nicht zu sehen waren, kommt der Film um acht Minuten länger noch einmal ins Kino, zumindest in manchen Ländern. Diese Fassung mit bisher nicht gezeigtem Material werde nur kurze Zeit und nur in 3-D laufen. Für Österreich sei ein erneuter Kinoeinsatz noch nicht entschieden.
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