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Erster Achttausender 1994

Gerlinde Kaltenbrunner gilt als eine der besten Alpinistinnen der Welt. Die 39-jährige Oberösterreicherin hat in den vergangenen 16 Jahren rund 25 Expeditionen in die höchsten Gebirgszüge der Welt in Asien und Südamerika unternommen.

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Beim Versuch, als dritte Frau alle 14 Achttausender zu besteigen, ist Kaltenbrunner am Freitag gescheitert, ein schwedischer Bergkamerad ist ums Leben gekommen. Im Folgenden ein Überblick über Gerlinde Kaltenbrunners wichtigste Besteigungen:

Juni/Juli 1994: Die erst 23-jährige Kaltenbrunner überschreitet erstmals die magische Achttausendergrenze, als sie den 8.027 Meter hohen Vorgipfel des Broad Peak in Pakistan erreicht. Immer schlechter werdendes Wetter verhindert allerdings die Besteigung des Hauptgipfels. Kaltenbrunners Gruppe geht auf Nummer sicher und kehrt um.

Mai 1998: Die Alpinistin steht erstmals auf einem Achttausender-Hauptgipfel, auf dem 8.201 Meter hohen Cho Oyu an der Grenze von Nepal zu Tibet. Der Berg zählt zu den leichteren Achttausendern und ist nach dem Mount Everest der am häufigsten bestiegene der 14 „Riesen“.

Mai 2000: Shisha Pangma lautet diesmal das Ziel in Tibet. Es handelt sich mit 8.013 Metern Höhe um den kleinsten der Achttausender. Kaltenbrunner erreicht allerdings „nur“ den um fünf Meter niedrigeren Zentralgipfel.

Mai 2001: Der Gipfelsturm auf den 8.463 Meter hohen Makalu in Nepal gelingt. Damit steht der fünfthöchste Berg der Erde auf der Liste der Oberösterreicherin.

Mai 2002: Die Reise führt Kaltenbrunner wieder nach Nepal, diesmal zum Manaslu (8.163 Meter), den sie als dritten Achttausender in ihr persönliches Gipfelbuch eintragen kann.

Mai 2003: Die nunmehr 32-jährige Bergsteigerin nimmt den dritthöchsten Berg der Welt, den Kangchendzönga (8.586 Meter), ganz im Osten Nepals in Angriff. Doch sie scheitert auf dem Weg über die Nordflanke in 7.200 Metern Höhe.

Juni 2003: Die Alpinistin lässt sich vom Scheitern am Kangchendzönga nicht beirren. Nur gut einen Monat später nimmt sie in Pakistan den legendären Nanga Parbat (8.125 Meter) ins Visier. Über die Diamirflanke gelingt der Aufstieg auf einen der schwersten Achttausender. Als erste Österreicherin steht sie auf dem Nanga Parbat.

Mai 2004: Ziel ist mit der Annapurna I in Nepal (8.091 Meter) erneut einer der gefährlichsten Gipfel im Himalaya. Der Berg weist durch extreme Lawinengefahr das höchste Risiko aller Achttausender auf. Doch das Glück bleibt der Alpinistin hold: Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Ralf Dujmovits gelingt über die Nordflanke (Franzosenroute) der Gipfelerfolg.

Juli 2004: Kaltenbrunner ist zusammen mit Dujmovits im Karakorum unterwegs. Gemeistert wird diesmal der Gasherbrum I (8.068 Meter, auch Hidden Peak genannt).

Mai/Juni 2005: Die Oberösterreicherin holt in Tibet nach, was ihr fünf Jahre zuvor verwehrt geblieben ist. Sie bezwingt den Shisha Pangma (8.013 Meter). Es ist ihr siebenter Achttausender. Im Anschluss steht die Besteigung des Mount Everest von Tibet aus über die Nordwand auf dem Programm. Dabei kommt es zu dramatischen Momenten. Kaltenbrunners japanischer Bergfreund Hirotaka Takeuchi erleidet auf 7.650 Meter Höhe ein Gehirnödem. Der Aufstieg wird abgebrochen und Takeuchi ins Basislager gebracht, was dem Japaner das Leben rettet.

Juli 2005: Nur wenige Wochen nach den Ereignissen am Everest meistert Kaltenbrunner den Gasherbrum II (8.035 Meter) in Pakistan.

Mai 2006: Versuch Nummer zwei am Kangchendzönga in Ostnepal. Statt der Nordflanke wird diesmal die Route über die Südwand gewählt. Mit Dujmovits und auch mit dem wiedergenesenen Takeuchi steht Kaltenbrunner auf der 8.567 Meter hohen Spitze (neuer Höhenrekord). Sie ist erst die zweite Frau, die das schafft. Ende Mai scheitert das Trio knapp am Lhotse (8.516 Meter).

Mai 2007: Kaltenbrunner erlebt am Dhaulagiri (8.167 Meter) ihre bis dahin schlimmsten Momente am Berg. Nachdem ein erster Aufstiegsversuch wegen schlechten Wetters auf 7.400 Metern Höhe scheitert, kommt es im zweiten Anlauf zur Katastrophe. Eine Lawine verschüttet in 6.650 Meter Höhe die Zelte der Alpinistin und dreier spanischer Bergsteigerkollegen. Die 36-Jährige überlebt dank einer Luftblase in ihrem Zelt und kann sich selbst ausgraben. Zwei Spanier, die nur fünf Meter entfernt sind, sterben. Der dritte kommt mit dem Schrecken davon.

Juli 2007: Lediglich zwei Monate nach dem Lawinenunglück in Nepal bezwingt Kaltenbrunner mit Ehemann Dujmovits den Hauptgipfel des Broad Peak (8.047 Meter) in Pakistan. Es ist ihr zehnter Achttausender. Ende des Monats scheitert sie zumindest vorläufig an ihrem Vorhaben, den K2 (8.611 Meter) als elften Achttausender zu besteigen. Der Aufbruch vom letzten Lager unterhalb des Gipfels in mehr als 8.000 Metern muss wetterbedingt immer wieder verschoben werden. Die Gruppe kehrt schließlich ins Basislager zurück.

August 2007: Mit einem Kraftakt will Kaltenbrunner noch das Unmögliche schaffen und den K2 mit einer Nonstop-Besteigung bezwingen. Doch der Berg erweist sich für die Oberösterreicherin neuerlich als übermächtiger Gegner: Rund 400 Meter unter dem Gipfel muss die Alpinistin aufgeben.

Mai 2008: Nicht entmutigen lässt sich die gelernte Krankenschwester von den Erlebnissen am Dhaulagiri ein Jahr zuvor. Am 1. Mai steht sie am Gipfel des 8.167 Meter hohen Dhaulagiri im Himalaya. Die 37-Jährige hat damit als erste Frau elf der 14 Achttausender bestiegen. Weniger Erfolg hat Kaltenbrunner gemeinsam mit ihrem Ehemann beim erneuten Versuch, den Lhotse zu bezwingen. Auf 7.700 Metern müssen sie sich zur Umkehr entscheiden.

Juni 2008: Eine Lungenentzündung verhindert einen weiteren Versuch Gerlinde Kaltenbrunners, den K2 zu erklimmen.

Mai 2009: Bei klirrender Kälte gelingt der oberösterreichischen Extrembergsteigerin der Aufstieg auf den Gipfel des Lhotse im Himalaya - ihren zwölften Achttausender.

Juli 2009: Tragische Todesfälle am K2 überschatten den erneuten Aufstiegsversuch der Oberösterreicherin, der aufgrund schlechter Wetterverhältnisse wieder misslingt.

August 2009: Ihren ungebrochenen Kampfgeist stellt Kaltenbrunner unter Beweis, als sie wiederum versucht, den Gipfel des schwierigsten Berges der Welt, dem K2 zu erklimmen. Nachdem die Alpinistin im brusthohen Schnee stecken bleibt, kehrt sie zum Basislager zurück und gibt weitere Gipfelsturmversuche für dieses Jahr auf.

April 2010: Als erste Frau der Welt bezwingt die Südkoreanerin Oh Eun Sun alle 14 Achttausender.

Mai 2010: Kaltenbrunner erreicht am Pfingstmontag den Gipfel des höchsten Berges der Welt. Die 39-jährige Oberösterreicherin hat mit dem 8.848 Meter hohen Mount Everest ihren 13. Achttausender gemeistert. Die Spanierin Edurne Pasaban erklimmt als zweite Frau der Welt alle 14 Achttausender.

Juli 2010: Die Alpinistin Kaltenbrunner scheitert zum dritten Mal beim Aufstieg auf ihren letzten Achttausender, den K2. Wetterkapriolen machen ihr und ihrem Ehemann einen Strich durch die Rechnung und zwingen sie zum Abstieg.

6. August 2010: Als dritte Frau der Welt wäre Kaltenbrunner auf dem Gipfel des 14. Achttausender gestanden, die Oberösterreicherin muss aber nach einem dramatischen Unfall umkehren. Ein schwedischer Bergkamerad stürzt 1.000 Meter in die Tiefe und starb.