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Ansprüche sollen untermauert werden

Mit einer Expedition bisher ungeahnten Ausmaßes will Russland seine Gebietsansprüche rund um den Nordpol untermauern. Anfang August brach das Forschungsschiff „Akademik Fjodorow“ mit 67 Experten an Bord im russischen Eismeerhafen Archangelsk zu einer Polarmeerfahrt auf, die insgesamt 85 Tage dauern soll.

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Der Arktis-Berater von Präsident Dimitri Medwedew, Artur Tschilingarow, bezeichnete das Unterfangen in einer Aussendung als „historisch“. An Bord des Schiffes befinden sich dem russisch-norwegischen Portal BarentsObserver.com zufolge neben Wissenschaftler der wichtigsten russischen Forschungsinstitutionen auch Vertreter von Erdöl- und Erdgasunternehmen. Das Forschungsschiff wird vom Atomeisbrecher „Jamal“ begleitet. Im Zuge der Expedition soll auch ein geeigneter Standort für eine neue russische Polarbasis ausgemacht werden.

Russland will weite Teile für sich

Russland beansprucht weite Teile des Polarmeeres - rund 1,2 Millionen Quadratkilometer inklusive des geografischen Nordpols der Erde - für sich. Dazu gehören auch zwei Unterseegebirge, der Lomonossow- und der Mendelejew-Rücken, die Russland als Teile des Eurasischen Kontinents ansieht. Dänemark argumentiert dagegen, der Lomonossow-Rücken sei geologisch eine unterseeische Fortsetzung Grönlands. Grönland ist weitgehend autonom, völkerrechtlich jedoch Teil Dänemarks. Auch Kanada und die USA stellen Ansprüche auf die Arktis. Der Duma-Abgeordnete Wladimir Grusdew nannte die Arktis eine „Vorratskammer“. Wichtig, dass niemand den russischen Teil der Vorratskammer beanspruche, sagte Grusdew.

UNO in der Bredouille

Der Kreml werde voraussichtlich 2014 einen Antrag bei den Vereinten Nationen (UNO) einreichen, dass der Meeresboden eine natürliche Verlängerung des russischen Festlandes sei und Moskau dort Rohstoffe abbauen dürfe, zitierte die russischen Nachrichtenagentur Interfax zuletzt Tschilingarow: „Um die wirtschaftliche Sicherheit Russlands auch in Zukunft zu gewährleisten, müssen wir klarstellen, dass der Festlandsockel uns gehört.“ Russland wolle dazu mit allen Arktis-Anrainerstaaten „konfliktfrei“ zusammenarbeiten. „Aber wir haben unsere festen Vorstellungen.“

Auch Dänemark, Kanada und die USA wollen nach Abschluss der Auswertung von Daten mehrerer Expeditionen ihre Argumente der UNO vorlegen. Vermutlich entscheidendes Motiv für den Wettlauf um die Territorialrechte in der Arktis sind die dort vermuteten Bodenschätze - vor allem Erdöl und Erdgas, aber auch Metalle wie Kupfer, Zink und Gold.

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