Streit um „Festlandsockel“
Eine gemeinsame Expedition zur Vermessung des arktischen Meeresbodens von Wissenschaftlern aus den USA und Kanada soll Klärung der unterschiedlichen Gebietsansprüche in der an Rohstoffen reichen Arktis bringen. Auch Russland will seine Ansprüche mit einer neuen Nordpolexpedition weiter untermauern.
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Von den Ergebnissen der auf fünf Wochen angesetzten US-kanadischen Vermessungsarbeiten erwarten beide Länder Aufschluss darüber, wie weit nach Norden sie ihre Souveränität auf Regionen ausdehnen können, in denen große Vorkommen an Öl, Erdgas und anderen Rohstoffen vermutet werden. Zwei mächtige Eisbrecher sollen die Wissenschaftler ans Ziel bringen.

Corbis/Uli Wiesmeier
Vermessungsarbeiten für die Festlegung von Seegrenzen
Gemäß der Seerechtskonvention der Vereinten Nationen (UNO) haben Küstenstaaten die Hoheit über einen 370 Kilometer breiten Küstenstreifen und dürfen diesen auch wirtschaftlich nutzen. Sie können diesen Streifen vergrößern, wenn sie die Existenz eines darüber hinaus gehenden Festlandssockels beweisen, wie die Geologische Gesellschaft der USA (USGS) erklärte.
Klimawandel hilft bei Rohstoffausbeutung
Die exakte Festlegung von Seegrenzen ist angesichts der Klimawandels von besonderem Interesse, da der Temperaturanstieg die Ausbeutung bisher nicht erreichbarer Vorratsstätten möglich macht. Das unterstrichen im Jahr 2007 russische Forscher, als die mit einem Kleinst-U-Boot in 4.300 Metern Tiefe am Nordpol die Flagge ihres Landes setzten. Russland erhob mehrere, allerdings umstrittene Souveränitätsansprüche in der Region.
Die jüngste russische Forschungsreise wird ein indirektes Rennen mit der US-kanadischen Expedition. Am Mittwoch war das russische Forschungsschiff „Akademik Fjodorow“ mit 67 Experten an Bord im Eismeerhafen Archangelsk zu einer Polarmeerfahrt aufgebrochen, mit der Russland seine heftig umstrittenen Gebietsansprüche rund um den Nordpol untermauern will. Mit diesen Ansprüchen - etwa auf den Lomonossow-Rücken - befindet sich Russland im Widerstreit mit Dänemark.
Forscher gibt sich offiziell unpolitisch
Doch auch zwischen Kanada und den USA ist der exakte Verlauf ihrer Seegrenze umstritten. Auch in dieser Frage warten beide Länder mit Spannung auf die Ergebnisse der Expedition. Für die Wissenschaftler ist der Debatte über Grenzen aber nicht von vorrangigem Interesse. „Das ist Sache der Diplomaten und keine wissenschaftliche Entscheidung“, sagte Jonathan Childs von der USGS. Die Forscher würden sich auf das Sammeln von Daten zur Vermessung des Meeresgrundes und zur Dicke von Gesteinsschichten konzentrieren.
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