Dilettantische Bildbearbeitung
BP kommt beim Kampf gegen die Ölpest im Golf vom Mexiko schon wieder unter Druck – und diesmal sind es nicht die Rückschläge beim Schließen des Lecks. Ganz offensichtlich pfuschte der Ölkonzern auch bei der Öffentlichkeitsarbeit. Mittlerweile wurden drei Bilder auf der BP-Homepage als Fälschungen entlarvt. Schwierig war das nicht: Die Bearbeitung der Bilder ist großteils dilettantisch.
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Mit Bildern und Texten will BP auf seiner Homepage die Bemühungen im Kampf gegen die Ölpest unterstreichen. Nachdem sich bereits zu Wochenbeginn ein Bild der Kommandozentrale in Houston als Fälschung entpuppt hatte, fand nun der Technoblog Gizmodo eine besonders misslungene Montage.
Zu sehen ist das Cockpit eines Helikopters, der angeblich den Golf überfliegt und dabei die Rettungsmaßnahmen im Meer beobachtet. Nur: In der linken oberen Ecke des Fotos hat man vergessen, den Tower eines Flugzeugträgers wegzuretuschieren.

BP p.l.c.
Das manipulierte Bild und Details davon
Der Hubschrauber stand bei der Aufnahme also eindeutig auf dem Boden. Das zeigen auch die Instrumente, wie Gizmodo aufdeckt. Einer der Piloten hat auf dem Foto zudem die Checkliste für den Start noch in der Hand. Auch beim „Ausschneiden“ der Silhouetten der beiden Männer wurde ordentlich gepatzt. Und schließlich sieht man auch Spuren der Bearbeitung mit Software auch bei zwei Booten und der Farbe des Meeres.
Leere Bildschirme gefüllt
Als erstes Bild waren von Americablog die Veränderungen an einem Foto aus der BP-Einsatzzentrale entdeckt worden: Bei der Bildbearbeitung war mehr als schlampig gearbeitet worden. BP entschuldigte sich und meinte, der Fotograf habe drei im Original leere Bildschirme bei der Nachbearbeitung „gefüllt“, eine böse Absicht sei nicht dahinter gewesen.

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Die Kommandozentrale mit „gefüllten“ Bildschirmen mit schlampig ausgeschnittenen Silhouetten
BP stellte zunächst das Originalfoto auf seine Website, entfernte aber später wieder die Verlinkung. Wie auch bei den anderen Bildern wurde aber vergessen, es ganz vom Server zu löschen.

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Das nachträglich veröffentlichte Originalbild
Nur: US-Medien weisen darauf hin, dass jeder Laie die Bildbearbeitung per Photoshop besser beherrscht als hier ein angeblicher Profi. Zudem wird durch die Metadaten des Fotos ersichtlich, dass das Bild bereits im März 2001 aufgenommen wurde. Und ganz offensichtlich soll das Bild mehr Betriebsamkeit demonstrieren.
Bild an die Wand geworfen
Genau das scheint auch die Motivation beim dritten retuschierten Bild gewesen zu sein, das abermals von Americablog entdeckt wurde: Wieder wurde in ein Foto aus der Einsatzzentrale im Hintergrund ein offenbar an die Wand gebeamtes Computerbild integriert. Die Köpfe zweier Männer, die direkt davor sitzen, wurden ebenfalls mehr als dilettantisch ausgeschnitten.

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Beamerbild an der Wand mit „Scherenschnitt“
Die PR-Maschinerie des britischen Ölmultis geht damit einmal mehr nach hinten los: Die Frage, die sich Medien logischerweise stellen: Arbeitet BP bei der Bekämpfung der Ölpest genauso schlampig wie bei der Pressearbeit? Auch darauf musste BP schließlich reagieren: Auf einer extra eingerichteten Flickr-Seite wurden jetzt die bearbeiteten Bilder den Originalen gegenübergestellt. Gegenüber dem britischen „Telegraph“ sagte ein BP-Sprecher am Donnerstag, man habe die entsprechende Konzernabteilung mittlerweile angewiesen, keine Montagen mehr anzufertigen.
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