Tonnenweise verbaut
Asbest ist wegen seines physikalischen Aufbaus ähnlich gefährlich wie widerstandsfähig. Die feinen Fasern der verschiedenen Silikatminerale, die unter dem Sammelbegriff Asbest subsumiert werden, machen das Material beständig gegen Hitze und chemische Substanzen sowie extrem belastbar. Gleichzeitig setzen sie sich, nur wenige Mikrometer groß, sehr leicht in den Alveolen (Lungenbläschen) fest.
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Das Einatmen dieser Fasern kann nicht nur zu Asbestose, einer Art Staublungenerkrankung, sondern auch zu Lungen-, Bauch- und Rippenfellkrebs führen - allerdings zumeist erst nach einer „Latenzzeit“ von 25 bis 30 Jahren.
Dabei ist Asbest nicht gleich Asbest, da die Mineralfasern in unterschiedlichen Zusammensetzungen etwa in Baustoffen eingesetzt wurden. Je nach Verwendungsform unterscheidet sich auch das akute Gesundheitsrisiko: Spritzasbest gilt sozusagen als „Faserbombe“, Asbestzement (Platten, Rohre, etc.) als etwas weniger kritisch.
Unterschiedlichste Einsatzbereiche
Jahrelang war in Gebäuden tonnenweise Asbest verbaut worden: in Isolierungen, als Brandschutz etc. Diese Sünden der Vergangenheit rächen sich noch heute: mit der teuren Altlastensanierung und Entsorgung der betroffenen Baumaterialien. Jahrelang wurden Asbestzement-Isolierungen in Gebäuden aufgesprüht - zum Teil sogar ohne Schutzmaßnahmen für die Arbeiter. Theatervorhänge wurden wegen der Brandgefahren aus Asbesttextilien gewoben. In kaum einem Haushalt fehlte ein "Hitzeschild“ aus Asbestpappe neben dem Ofen. Seinen Höhepunkt erlebte der Asbestboom im Baugewerbe vor rund 40 Jahren.
Aus allen diesen Verarbeitungsformen der Fasern kam es wegen der rauen Oberfläche zu hohen Emissionen in die Atemluft. In österreichischen Sporthallen wurden Konzentrationen von bis zu 30.000 Fasern pro Kubikmeter Luft gemessen. Der Richtwert für die Maximalkonzentration liegt bei 1.000. Die Verwendung von Spritzasbest wurde Ende der 70er Jahre in Österreich verboten - nur die bis dahin aufgebrachten Isolierungen gibt es teils noch immer. Gänzlich untersagt ist die Verwendung von Asbest in Österreich seit 1990, in der gesamten EU seit 2005.
Sanierung aufwendig und teuer
Eine ordnungsgemäße Sanierung ist teuer, aber kaum zu umgehen. Allein die Schutzmaßnahmen im Hauptgebäude der Zentralsparkasse in Wien hatten in den 80er Jahren über 18 Millionen Euro (damals über 250 Mio. Schilling) verschlungen. In Deutschland mussten nach einem unsachgemäßen Abbruch eines „Asbesthauses“ im selben Zeitraum auch gleich sämtliche Gebäude in der Nachbarschaft evakuiert - und schließlich mit viel Geld saniert - werden. Aus dem Palast der Republik in Berlin mussten große Mengen an Asbest vor dem Abbruch technisch und finanziell aufwendig entfernt werden.
Keine Belastung durch natürliche Vorkommen
Asbest ist grundsätzlich ein natürlich vorkommendes Material, das in unterschiedlicher mineralischer Form vorkommt: etwa als Chrysotil (Weißasbest), als Aktinolit, Amosit (Braunasbest, Cummingtonit - Grünerit), Anthophyllit, Krokydolith (Blauasbest). Weißasbest kommt hauptsächlich in Russland (Uralregion), Kanada, Brasilien, Simbabwe, China und den USA vor, Blauasbest in Südafrika. In kleineren Quantitäten ist Asbest in serpentin- und hornblendenartigen Gesteinen praktisch auf der gesamten Erde verbreitet.
Auch in Österreich gibt es 100 Quadratkilometer asbestführender Oberflächengesteine („Berg- oder Steinflachs“): außer in Wien und in Oberösterreich in sämtlichen Bundesländern. Von diesen Gebieten geht die regional stark unterschiedliche natürliche Grundbelastung der Luft mit Asbestfasern aus.
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