Ceausescu nach Flucht erschossen
In Rumänien hat vor Dezember 1989 kaum jemand auch nur gewagt, an ein Ende der Diktatur unter Nicolae Ceausescu zu hoffen. Zumindest wiesen im langlebigsten stalinistischen Regime des damaligen Ostblocks kaum Anzeichen in diese Richtung.
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Viele andere Länder hatten den Kommunismus bereits in die Knie gezwungen: In Europa wurde der Eiserne Vorhang durchtrennt, die Berliner Mauer fiel, und die Diktaturen wurden einer nach der anderen gestürzt. Im Gegensatz zu anderen ehemals kommunistischen Staaten gab es unter Ceausescus Regime aber keine organisierten Oppositionsbewegungen, sondern nur isolierte Einzelkämpfer.
Volksaufstand am 17. Dezember
Umso mehr überraschte die plötzliche Auflehnung des Volkes: Am 15. Dezember 1989 wagten sich in der westrumänischen Stadt Temesvar Dutzende Rumänen auf die Straße. Sie demonstrierten gegen die geplante Zwangsumsiedlung eines regimekritischen Geistlichen. Hunderte Menschen schlossen sich den Demonstranten in den folgenden Tagen an und riskierten ihr Leben im Kampf gegen die Diktatur. Am 17. Dezember schließlich wurde die Revolte zum Volksaufstand. „Nieder mit Ceausescu und dem Kommunismus“, schallten die Sprechchöre durch die Straßen, es kam zu ersten Verhaftungen.

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Zivilisten protestieren in Temesvar.
Bis zuletzt versuchte das Regime, die Proteste als „terroristische Aktionen ausländischer Spione“ abzutun. In Wahrheit erfolgte eine brutale Erstickung des friedlichen Aufstands, durch Folter und Verhaftungen, Erschießungskommandos und Massengräber.
Flucht des Diktators
Die Lage eskalierte, und die Aufstände breiteten sich auf mehrere Städte aus, darunter auch die Hauptstadt Bukarest. In einer Kundgebung versuchte der Diktator am 21. Dezember, das rumänische Volk mit Versprechungen wie Pensions- und Kindergelderhöhungen zum Schweigen zu bringen. Unter wütenden Protest- und Buhrufen floh Ceausescu schließlich mit seiner Ehefrau Elena aus Bukarest.

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Der Diktator während seiner letzten Rede am 21.12.1989
Revolutionäre übernahmen Macht
Kurz darauf rief Ion Iliescu, der spätere Sieger der ersten freien Wahlen in Rumänien am 20. Mai 1990, im Fernsehen die Machtübernahme seiner spontan gegründeten „Front zur Nationalen Rettung“ aus. Der Kommunist Iliescu und seine Anhänger schienen plötzlich zu flammenden Verfechtern der Demokratie mutiert zu sein.
Die Straßenkämpfe begannen daraufhin in voller Brutalität - der Grund dafür ist bis heute unklar. Von den insgesamt landesweit 1.104 Todesopfern der rumänischen Revolution starben 942 erst nach dem 22. Dezember. Niemand weiß, wer damals schoss. Die Armee war zu diesem Zeitpunkt bereits aufseiten der Revolutionäre.
Hinrichtung am 25. Dezember
Mysteriös waren auch die Umstände des improvisierten Schauprozesses, infolgedessen Ceausescu und seine Frau zum Tode verurteilt und am 25. Dezember 1989 durch Erschießung hingerichtet wurden. Die Bilder des ermordeten Diktatorenpaars gingen um die ganze Welt. Bis heute ist nicht klar, ob es sich beim Systemwechsel 1989 um einen Putsch oder eine spontane Volkserhebung handelte.
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