Heimliche Bestattung Ende 1989
Mehr als 20 Jahre nach der blutigen Wende in Rumänien sind am Mittwoch in Bukarest die Gräber von Ex-Diktator Nicolae Ceausescu und dessen Ehefrau Elena geöffnet worden. Gerichtsmediziner entnahmen den darin bestatteten sterblichen Überresten Gewebeproben, um die Identität der beiden Toten zu prüfen.
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Grund für die Exhumierung war ein Antrag von Ceausescus Nachkommen. Sie hatten bezweifelt, dass ihre Verwandten tatsächlich auf dem Bukarester Ghencea-Militärfriedhof bestattet wurden. Ein Gericht in der rumänischen Hauptstadt hatte die Öffnung der Gräber bereits 2008 genehmigt.

Reuters/Radu Sigheti
Ceausescus Grab in Bukarest
Mircea Opran, ein Schwiegersohn des ehemaligen Diktators, der bei der Exhumierung anwesend war, sagte dem rumänischen Sender „Realitatea TV“, dass sich in Ceausescus Sarg nur noch Knochen und Kleider befunden hätten. Er habe allerdings gesehen, dass sich unter den Kleiderresten eine Lammfellmütze befunden habe, wie sie Ceausescu oft getragen hatte - auch während des Schnellverfahrens gegen ihn und bei seiner Erschießung.
DNA-Test soll Klarheit bringen
Opran, Ehemann der verstorbenen Ceausescu-Tochter Zoe, erklärte weiters vor Journalisten, er habe auch die Jacke seines Schwiegervaters wiedererkannt. „Sie hat Löcher, ebenso wie die Hose“, zitierte ihn der Sender. Die stammten von der Hinrichtung. „Ich neige fast dazu zu glauben, dass das hier meine Schwiegereltern sind“, so Opran. „Aber ich kann nicht hundertprozentig sicher sein, bevor die DNA-Tests nicht gemacht wurden.“ Mit einem Ergebnis wird erst in einigen Monaten gerechnet.
Im Dezember 1989 hingerichtet
Ceausescu, nach offiziellen Angaben am 26. Jänner 1918 geboren, wurde am 25. Dezember 1989 gemeinsam mit seiner Frau in der Stadt Targoviste nach einem Militärverfahren hingerichtet und heimlich in Bukarest bestattet. Er war von 1967 bis 1989 Präsident.
Ceausescu wurde im Winter 1989 durch einen Volksaufstand gestürzt. Am 21. und 22. Dezember waren in Bukarest 48 Menschen getötet worden, als die rumänische Armee und der Geheimdienst Securitate das Feuer auf friedliche Demonstranten eröffneten. Tausende Menschen wurden verletzt, festgenommen und gefoltert. Ceausescu und seine Frau versuchten am 22. Dezember zu fliehen, wurden aber festgenommen, in einem Eilverfahren zum Tod verurteilt und erschossen.
Unter falschen Namen bestattet
Laut offiziellen Angaben wurden die Leichen der Ceausescus nach ihrer Exekution unter größter Geheimhaltung per Hubschrauber aus dem nördlich von Bukarest gelegenen Targoviste in die Hauptstadt geflogen. Das Begräbnis am 30. Dezember 1989 fand ebenso unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Das ehemalige Präsidentenpaar wurde in zwei nicht nebeneinander liegenden Gräbern unter falschen Namen bestattet. Die Behörden hatten Grabschändungen befürchtet.
Ceausescus drei Kinder, von denen heute nur noch der 62-jährige Sohn Valentin lebt, hatten von jeher Zweifel an der „Echtheit“ der Gräber. Aufzeichnungen im Militärarchiv der rumänischen Hauptstadt gibt es nicht.
„Ceausescu“ als Marke geschützt
Im Februar waren die Nachkommen Ceausescus gegen ein Theaterstück vorgegangen. Wegen des Doku-Dramas „Die letzten Tage der Ceausescus“ verlangten sie eine Entschädigung. Das Theater habe unrechtmäßig den Begriff „Ceausescu“ verwendet. Den hatten sich sein Sohn und dessen Schwager schon vor Jahren in Rumänien als Marke schützen lassen.
Größenwahn und Personenkult
Ceausescu regierte Rumänien als stalinistische Diktatur mit aller Härte. Er war u. a. auch für seinen seinen Größenwahn und den Kult, den er um seine Person betrieb, bekannt. Er ließ sich mit „Conducator“ (Führer) ansprechen und verlieh sich Beinamen wie „Sohn der Sonne“ und „Titan der Titanen“.
Dem Bau des „Volkspalastes“ etwa mussten Ende der 80er Jahre in Bukarest bis zu 8.000 Häuser weichen. Ceausescu litt offenbar auch an einer ausgeprägten Paranoia. Die ging so weit, dass er Kleidungsstücke nicht zweimal trug. In seinen Palästen befanden sich jeweils mehrere Bäder mit Wasch- und Desinfektionseinrichtungen.
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