Szene aus "Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum ..."

Bernhard Wenger

So creepy sind Wellnesshotels

Endlich traut sich jemand im Fremdenverkehrsland Österreich, Wellnesshotels als das zu inszenieren, was sie sind, nämlich creepy, seltsam, beängstigend. Dunkle Kammern, wabernde Ambient-Sounds, Pärchen, die kaum miteinander sprechen, überfreundliches Personal, Gruppen von Menschen, die gemeinsam seltsame Bewegungen im Wasser vollziehen.

Am Anfang steht im Film mit dem hervorragenden Titel „Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ das Wort. Und es ist kein freundliches Wort. Ein schwedisches Wort. Ida (Anna Aström) sagt es zu Aron (Rasmus Luthander) im österreichischen Hotelzimmer mit Blick auf die Berge rundum. Ein hübsches, junges Paar sind die beiden. Er blickt maulfaul auf den Boden, ihre Litanei ist nicht zu unterbrechen.

Szene aus "Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum ..."

Bernhard Wenger

Rasmus Luthander als Aron

So viel auch über Gleichberechtigung gesprochen wird, gleich sind Frau und Mann noch lange nicht. Sie hat das Bedürfnis, über die Beziehung zu sprechen: „Red’ endlich mit mir!“ Er empfindet das eher als rhetorischen Terroranschlag mit vielgestaltigem Kollateralschaden: gute Laune – tot; Urlaub – verhunzt; Chance auf Sex – minimal.

Preise & Auszeichnungen

• Publikumspreis: Bester Kurzfilm (Max Ophüls Preis 2018)
• Bester Kurzspielfilm und Preis der Jugendjury (Diagonale 2018)

Sie ist weg

Dann ist sie weg, einfach so. Zuerst denkt er noch, sie lässt sich massieren oder macht eine Pediküre. Nur: Ida kommt nicht wieder. Aron macht sich Sorgen, wird aber getröstet von einem freundlichen, älteren Herrn (gespielt vom vielbeschäftigten heimischen Schauspieler Carl Achleitner): Bier untertags, Cocktail am Abend.

Szene aus "Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum ..."

Bernhard Wenger

Ein freundlicher Mann (Carl Achleitner) lenkt Aron von seinem Unglück ab

Filmhinweis

„Entschuldigung, ich suche den Tischtennisraum und meine Freundin“ wird im Nationalen Wettbewerb im Programm „Entfernung“ (68 Minuten) gezeigt:

  • Mittwoch, 30.05.2018, um 19.00 Uhr im Metro Kinokulturhaus
  • Donnerstag, 31.05.2018, um 15.30 Uhr im Metro Kinokulturhaus

Viel mehr soll an dieser Stelle über den Inhalt nicht verraten werden. Bei 20 Minuten wäre jeder einzelne weitere Satz ein Spoiler, der den halben Film abdeckt. Nur so viel: Es geht um die Emanzipation Arons – und interessanterweise nicht die seiner Freundin.

„Happy Together“ – not

Ob sie wieder auftaucht? Der Film des Filmakademie-Studenten Bernhard Wenger hat eine überraschende Wendung, stimmt gleichzeitig nachdenklich und macht gute Laune. Schon alleine wegen des Cameo-Auftritts der Band „Garish“ (sie singen „Happy Together“ von den Turtles). Eine Empfehlung!

Simon Hadler, ORF.at

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