Schauspieler Christoph Waltz

APA/Georg Hochmuth

Waltz und der „Groove“ von Wien

Von Journalisten gefürchtet, von Fans verehrt und von Schauspielkollegen bewundert - Christoph Waltz wird hierzulande gern als „Österreichs Hollywood-Export“ bezeichnet und hat Wien im Rahmen der Viennale einen Besuch abgestattet. Gut gelaunt präsentierte er sich am Dienstagabend Publikum und Presse vor dem Gartenbaukino. Mit im Gepäck hatte er seinen neuen Film „Downsizing“.

Yoko Ono, Lauren Bacall, Michael Caine, Tilda Swinton und Will Ferrell sind nur einige der Stargäste, die im Laufe der Jahre die Viennale besucht und eine Prise Hollywood nach Wien gebracht haben. Für den verstorbenen Direktor Hans Hurch war es jedoch nie ein Anliegen, Stars um des Red-Carpet-Rummels willen nach Wien zu holen. „Ich glaube, dieser ganze Zirkus interessiert die Leute gar nicht. Die wollen einfach nur gute Filme sehen“, antwortete Hurch einmal im ORF.at-Gespräch auf die Frage, warum das Wiener Filmfestival im wahrsten Sinne des Wortes so sparsam mit internationalen Stargästen umgehe.

Auf dem lila Teppich

Dieses Jahr hat die Viennale nun doch einen Coup gelandet und Hollywood-Star Waltz zu einer eigenen Gala und der Präsentation seines neuen Films „Downsizing“ nach Wien geholt. Während Waltz, dem ein nicht ganz unproblematisches Verhältnis zur (Boulevard-)Presse nachgesagt wird, es vorgezogen hat, im Vorfeld keine Interviews zu geben, zeigte er sich seinen Fans auf dem lila - nicht roten - Teppich vor dem Gartenbaukino gut gelaunt und charmant.

Christoph Waltz auf der Bühne des Gartenbaukinos

Viennale/Alexi Pelekanos

Christoph Waltz beim Publikumsgespräch im Gartenbaukino

Waltz-Filme bei der Viennale

„Kopfstand“ (Ernst Josef Lauscher, A 1981)
„Du bist nicht allein - Die Roy Black Story“ (Peter Keglevic, D 1996)
„Inglourious Basterds“ (Quentin Tarantino, USA/D 2009)
„Carnage“ (Roman Polanski, F/D/PL/E 2011)
„Django Unchained“ (Quentin Tarantino, USA 2012)
„Big Eyes“ (Tim Burton, USA/Kanada 2014)
„Downsizing“ (Alexander Payne, 2017)

Es sei ihm eine besondere Freude, auf die Einladung von Hurch hin seine Heimatstadt zu besuchen, auch wenn es traurig sei, dass dieser ihn nicht mehr persönlich empfangen könne, sagte Waltz im Blitzlichtgewitter.

Im Publikumsgespräch nach der Galavorführung von Roman Polanskis „Carnage“, die das Publikum mit viel Gelächter und Szenenapplaus bedachte, sprach er über seine Beziehung zu Österreich und Wien. „Der echte Wiener ist aus Schleim gemeißelt“, zitierte er Karl Kraus, betonte aber gleichzeitig, wie sehr er die Lebensqualität der Stadt schätze. Sowohl Tonfall als auch Rhythmus seien ihm immer noch so vertraut, schließlich sei er ja hier aufgewachsen: „Wenn ich hier bin, kann ich mich in den Groove begeben.“

Scharfzüngiger Beobachter des Weltgeschehens

Gewohnt lakonisch und pointiert beantwortete der Schauspieler auch Fragen zur politischen Lage in Österreich und den USA. Selbstverständlich habe er bei der hiesigen Nationalratswahl seine Stimme abgegeben, das Ergebnis habe ihn nicht überrascht: „Es war nicht unbefürchtbar.“ Zu den Zuständen in seiner Wahlheimat seit Donald Trumps Amtsantritt meinte er: „Dadurch, dass das Umfeld sich so dramatisch verschlechtert hat, wird automatisch jede künstlerische Tätigkeit, die an die Öffentlichkeit gelangt, politisch.“ Das erinnerte an Waltz’ Kommentare zum Wahlsieg Trumps letzten November. Bekannt als streitbarer Geist und scharfzüngiger Kritiker des Weltgeschehens hat Waltz mit einem Interview in der ZIB 24 damals von sich reden gemacht, als er Trumps Ideen als „brunzdummen Irrsinn“ bezeichnete.

Christoph Waltz: Stargast der Viennale

Der Hollywood-Schauspieler Christoph Waltz ist der diesjährige Stargast der 55. Viennale. Dem zweifachen Oscar-Preisträger ist auf dem internationalen Filmfestival ein Tribute gewidmet.

Unter Journalisten ist der Hollywood-Star als anspruchsvoller und eigenwilliger Interviewpartner berüchtigt. Als er während einer Pressekonferenz zu seinem neuen Film „Downsizing“ etwa danach gefragt wurde, warum er fast durchwegs Bösewichte spiele, antwortete Waltz trocken: „Ich will nicht unhöflich sein, aber der Bösewicht ist Ihr Problem, nicht meins.“

„Downsizing“ zum perfekten Leben

Apropos „Downsizing“: In Alexander Paynes Sozialsatire, die im Rahmen der Waltz-Gala ihre Österreich-Premiere feierte, lassen sich Menschen auf Däumlingsgröße schrumpfen, um die Lebenserhaltungskosten zu senken und den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Wer sich verkleinern lässt, vervielfacht zugleich sein Vermögen, immerhin kostet ja alles nur noch einen Bruchteil. Waltz spielt darin einen exzentrischen Lebemann, der dem naiven Spießer Matt Damon zeigt, wie man ein ausschweifendes Leben in Miniaturformat führen kann.

Christoph Waltz in "Downsizing"

Viennale

In „Downsizing“ spielt Waltz einen zwölf Zentimeter großen Playboy

Zurück zu den Wurzeln

Waltz, am 4. Oktober 1956 in Wien geboren, nutzte den Aufenthalt in seiner Geburtsstadt dafür, Teile seiner Familie zu besuchen, die noch immer hier leben. Er bezeichnete Österreich im Publikumsgespräch zwar bewusst nicht als seine Heimat - dafür sei er zu viel unterwegs -, aber man hatte doch das Gefühl, dass „Österreichs Hollywood-Export“ das Heimspiel und den Ausflug zu seinen Wurzeln genossen hat. Am Mittwoch reist der Schauspieler im Zuge seiner Promotiontour weiter zum Filmfestival nach Rom, wo der nächste Teppich – in welcher Farbe auch immer – auf ihn wartet.

Sonia Neufeld, ORF.at

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