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„Umfang vergleichbar mit Syrien“

Die kolumbianische Regierung hat die Massenflucht von Venezolanern und Venezolanerinnen mit der Lage im Bürgerkriegsland Syrien verglichen und um internationale Hilfe gebeten. „Sie kommen in einem Umfang vergleichbar mit Syrien, und jeden Tag werden es mehr“, sagte Außenminister Carlos Holmes Trujillo am Mittwoch im Parlament.

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„Glücklicherweise wird der internationalen Gemeinschaft das Ausmaß bewusst und die Notwendigkeit, mit Geld und Kooperation zu helfen.“ Trujillo plädierte für einen internationalen Hilfsfonds, um die venezolanischen Flüchtlinge mit Lebensmitteln und Medikamenten zu versorgen.

Menschen aus Venezuela auf der Flucht in Kolumbien

APA/AFP/Rodrigo Buenida

Hunderttausende sehen die Flucht als letzten Ausweg

UNO: Schon 2,3 Millionen verließen Land

Hunderttausende Menschen sind bereits vor dem Elend und der Unterdrückung in ihrer Heimat geflohen. Experten sprechen von der wohl größten Flüchtlingskrise in der Geschichte Lateinamerikas. Mindestens 2,3 Millionen Venezolaner und Venezolanerinnen haben nach Angaben der Vereinten Nationen das Land bereits verlassen. „Die Krise hat ein extremes Ausmaß erreicht. Die Venezolaner kommen voller Angst nach Kolumbien, um hier zu bleiben oder in andere Länder weiterzuziehen“, sagte Außenminister Trujillo.

Menschen aus Venezuela auf der Flucht auf der Grenze zu Kolumbien

Reuters/Carlos Eduardo Ramirez

Der Andrang an den Grenzen ist groß

Brasilien denkt über Zutrittskarten nach

Brasiliens Staatschef Michel Temer zieht indes eine Einschränkung für Geflüchtete aus Venezuela in Betracht. Denkbar sei, an der Grenze Zutrittskarten zu vergeben, um die Zahl der ins Land kommenden Geflüchteten auf 100 bis 200 täglich zu begrenzen anstatt der bisherigen 800 Venezolaner und Venezolanerinnen, die täglich nach Brasilien kämen, sagte er im Gespräch mit Radio Jornal am Mittwoch.

Karte zeigt Venezuela und seine Nachbarstaaten

Map Resources/ORF.at

Eine Schließung der Grenzen sei ausgeschlossen, teilte die brasilianische Regierung danach mit. Mit der Vergabe von Tickets an den Grenzen werde eine Möglichkeit geschaffen, notleidende und bedürftige Flüchtlinge vorzuziehen. Angesichts zunehmender Konflikte zwischen Einheimischen und Venezolanern hatte Brasiliens Regierung am Vortag Militär an die Grenze verlegt. Der Einsatz sei jedoch auf zwei Wochen beschränkt, hieß es. Mitte August war es in Nordbrasilien zu fremdenfeindlichen Übergriffen gegen Geflüchtete gekommen.

Maduro ruft zur Heimkehr auf

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro forderte seine geflüchteten Landsleute indes zur Heimkehr auf. „Hört auf, im Ausland Toiletten zu putzen, und kommt nach Hause“, sagte er in einer im Fernsehen und Radio übertragenen Rede. Sein Kommunikationsminister Jorge Rodriguez gab am Mittwoch an, venezolanische Botschaften weltweit würden mit Anfragen von Venezolanern überschwemmt, die heimkehren wollen. Die Regierung wolle diese aber nicht veröffentlichen - aus Angst vor „Vergeltung gegen die Venezolaner, die eine Rückführung anstreben“.

Peru verbal attackiert

Maduro übte scharfe Kritik an dem Aufnahmeland Peru. In der vergangenen Woche hatte Peru schärfere Einreisebestimmungen für Menschen aus Venezuela eingeführt. Tausende Migranten und Migrantinnen versuchten daraufhin, noch vor Inkrafttreten der neuen Regeln über den Landweg in das Land zu gelangen. In Peru leben mehr als 400.000 aus Venezuela Geflüchtete. Venezolanern sei dort „Rassismus, Verachtung, wirtschaftliche Verfolgung und Versklavung“ begegnet, sagte er.

Venezuela steckt infolge von Ölpreisverfall und Misswirtschaft in einer tiefen Wirtschaftskrise. Hyperinflation, Knappheit bei Nahrungsmitteln und Medikamenten sowie Engpässe bei der Strom- und Wasserversorgung machen vielen zu schaffen. Die Opposition macht Maduro verantwortlich und wirft ihm vor, die Demokratie in Venezuela auszuhebeln. Maduro fährt einen scharfen Kurs gegen Oppositionelle und nahm in den vergangenen Wochen Dutzende Regierungskritiker fest.

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