Diätpille führt doch nicht zu mehr Herzinfarkten

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Erstmals bescheinigt eine große Studie einer Diätpille kardiovaskuläre Unbedenklichkeit. Der zur Gewichtsreduktion bei schwer übergewichtigen Patientinnen und Patienten genützte Appetitzügler mit dem Wirkstoff Lorcaserin führe nicht zu mehr Herzkreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkte oder Schlaganfälle, besagen die beim Europäischen Kardiologenkongress (ESC) in München vorgestellten Daten aus den USA.

Vergleich mit anderen Appetitzüglern

In der Vergangenheit mussten die Appetitzügler Fenfluramin und Dexfenfluramin wegen eines erhöhten Risikos für die Entstehung von Herzklappenveränderungen vom Markt genommen werden. Weil Lorcaserin Ähnlichkeiten mit diesen Wirkstoffen aufweist, wurde bei der Studie bei 3.270 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gezielt nach solchen Problemen gesucht. Nach einer durchschnittlich rund dreijährigen Beobachtungsdauer war die Rate in der mit dem Medikament versorgten Gruppe nahezu gleich wie in der Placebo-Gruppe.

Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte den Appetitzügler Lorcaserin schon 2012 zugelassen - unter der Auflage, dass die kardiovaskuläre Sicherheit noch geprüft wird. Der Appetitzügler darf in den USA zur Behandlung von adipösen Patientinnen und Patienten genutzt werden und auch von Menschen mit Übergewicht, sofern sie gewichtsbezogene Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes und Dyslipidämie aufweisen.

Keine Zulassung in EU

In acht Ländern waren 12.000 übergewichtige oder fettleibige Personen, die kardiovaskulär erkrankt waren oder Risikofaktoren aufwiesen, aufgenommen worden. Sie erhielten zur Unterstützung beim Abnehmen mittels kalorienreduzierter Ernährung und mehr Bewegung eine medikamentöse Behandlung mit Lorcaserin oder aber ein Placebo.

In der EU ist Lorcaserin nicht zugelassen. Ob durch die Studie die von der europäischen Zulassungsbehörde EMA zuvor geäußerten Bedenken ausgeräumt werden, bleibt abzuwarten.