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Durchbruch mit „Ein seltsames Paar“

Neil Simon, der „König des Broadway“, ist tot. Der US-Dramatiker starb am Sonntag im Alter von 91 Jahren, wie die „New York Times“ unter Berufung auf seinen ehemaligen Agenten Bill Evans als Erste berichtete. Er habe dazu beigetragen, „den amerikanischen Humor neu zu definieren“, so die Zeitung. Mit Dutzenden Theaterstücken und Filmskripts zählt er weltweit zu den erfolgreichsten Dramatikern.

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Kritiker und Kritikerinnen belächelten seine oft leichten Komödien als zu trivial. In seine Stücke verpackte er menschliche Schwächen, Fehler und Ängste. Noch mit 90 Jahren schrieb Simon. „Ob ich etwas zu Ende bring oder nicht, ist mir egal“, sagte er rund um seinen 90. Geburtstag im vergangenen Jahr. „Ich habe Spaß dabei, ich bleibe dran“, beschrieb er seine Zeit beim Schreiben. Er verpackte vielfach seine eigenen Erfahrungen als Sohn einer armen jüdischen Familie in humorvolle Komödien: „Man kann die Vergangenheit nicht vergessen. Man muss sich mit ihr auseinandersetzen.“

Simon wurde als Kind der Großen Depression 1927 als Sohn eines gescheiterten Geschäftsmannes in der New Yorker Bronx geboren. Die schwermütige Atmosphäre seiner Kindheit zeichnete er später in Bühnenstücken wie „Brighton Beach Memoirs“ (1983), „Biloxi Blues“ (1985) und „Broadway Bound“ (1986) nach.

Durchbruch mit Lemmon und Matthau

Zum Durchbruch verhalf Simon aber vor allem das Komikerduo Jack Lemmon und Walter Matthau. „Ich hatte mit beiden zuvor schon separat an Filmen und Theaterstücken gearbeitet, aber zusammen waren sie wie Ehemann und Ehefrau als Gegenpole“, sagte Simon einmal dem britischen „Telegraph“. „Da kam der Humor her. Als ich ‚Ein seltsames Paar‘ geschrieben habe, habe ich an Jack als Ehefrau und Walter als Ehemann gedacht.“ Von Gene Sacks 1968 verfilmt wurde das Stück „Ein seltsames Paar“ zum Welterfolg, der bis heute immer wieder neu aufgelegt und adaptiert wird - auch in Österreich.

Die US-Schauspieler Jack Lemmon und Walter Matthau bei der Premiere von "The Odd Couple II", 1998 in Los Angeles

AP/John Hayes

Lemmon (l.) und Matthau standen 1998 für eine Fortsetzung von „Ein seltsames Paar“ vor der Kamera

Die 60er Jahre waren rückblickend die produktivsten und erfolgreichsten Jahre für Simon. Seine Karriere startete er am Theater, danach wurden viele Stücke verfilmt. „Wenn mein Schlafzimmer sprechen könnte“ (1961) wurde mit Frank Sinatra verfilmt. Nach langer Laufzeit am Broadway wurde „Barfuß im Park“ mit Jane Fonda und Robert Redford im Kino ein Hit. „Ein seltsames Paar“ begründete die Komikpartnerschaft zwischen Matthau und Lemmon.

Zahlreiche Auszeichnungen für Simon

1966 liefen vier Arbeiten des New Yorkers gleichzeitig am Broadway. Insgesamt sammelte Simon mehr Nominierungen für Oscars und Tonys als jeder andere Dramatiker, und 1983 wurde sogar ein ganzes Broadway-Theater nach ihm benannt. Mehrfach wurde er auch mit dem Golden Globe, Emmys, Tonys und für „Lost in Yonkers“ mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet.

Neil Simon, Michael Douglas and Herbert Ross bei den Golden Globes 1978

AP

Simon, Michael Douglas und Herbert Ross (v. l. n. r.) bei der Verleihung der Golden Globes 1978

Das Verhältnis zum Broadway war nicht immer gut. So wurde etwa 2009 die Neuauflage seines Stücks „Brighton Beach Memoirs“ nach einer nur einwöchigen Spielzeit wieder eingestellt. „Ich bin sprachlos“, sagte der Autor damals der „NYT“. „Nach all den Jahren verstehe ich immer noch nicht, wie der Broadway funktioniert.“ Dennoch gab es nur wenige Jahre, in denen es an New Yorks berühmter Theatermeile kein neues Simon-Stück oder eine Wiederaufführung eines Klassikers gab.

Bruder entdeckte Simon als Autor

Simons älterer Bruder Danny hatte ihn als Autor entdeckt. Er schrieb für das Radio und Fernsehen und verkaufte die Sketches seines Bruders zunächst unter seinem Namen, dann half er ihm beim Schreiben. „Ich wollte einfach witzig sein, er verstand mehr von Konstruktion“, sagte Neil Simon später über seinen Bruder. Privat erlebte Simon viele Tiefschläge. 1973 starb seine erste Frau Joan Baim nach rund 20 Jahren Ehe. Dreimal heiratete er danach wieder, Diane Lander sogar zweifach. 2004 musste sich der Vater von drei Kindern einer Nierentransplantation unterziehen.

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