Freitag zur Kündigung angemeldet
Bei den Möbelhandelsketten kika und Leiner fällt die Restrukturierung nach der Übernahme durch die Signa-Gruppe drastischer aus als bisher angenommen: Wie „Die Presse“ und die „Kronen Zeitung“ vorab berichteten, sollen am Freitag rund 1.100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beim Arbeitsmarktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet werden.
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Laut der „Presse“ tagten Donnerstagnachmittag die Führungsgremien bei kika/Leiner und informierten den Aufsichtsrat sowie den Betriebsrat über die geplanten Maßnahmen. Das Unternehmen selbst gab am Donnerstagabend bekannt, vier Filialen zu schließen: „Die Leiner-Standorte in Innsbruck - mehr dazu in tirol.ORF.at - und in Wiener Neustadt sowie die kika-Filialen in Vösendorf und in Spittal/Drau“ müssen per Jahresende zusperren, hieß es in der Aussendung. Zum geplanten Stellenabbau wollte kika/Leiner gegenüber der APA keine konkreten Zahlen nennen.
Kostensenkung im Mittelpunkt
Kika/Leiner müsse Kosten senken, Prozesse optimieren und wieder wirtschaftlich arbeiten, hieß es indes in der Aussendung des Unternehmens - mehr dazu in noe.ORF.at. „Natürlich werden all diese Maßnahmen so sozial verträglich wie möglich erfolgen. Für alle betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird ein Sozialplan entwickelt“, so das Unternehmen weiter. Allein in Niederösterreich dürften es 500 Beschäftigte sein, die von dem Jobabbau betroffen sind, die Zahlen sind allerdings nicht bestätigt.
„Presse“: Wie bei Karstadt
Dieser harte Personalabbau und rigorose Sanierungskurs erinnere frappant an die Übernahme von Karstadt in Deutschland, schreibt die „Presse“. Auch dort seien 20 Prozent der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen gekündigt und die Kette binnen weniger Jahre Kette aus den roten Zahlen geführt worden, heißt es weiter in der Zeitung.
Neben den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen in den vier Filialen, die geschlossen werden, würden „vor allem Jobs in der Zentrale und in der Verwaltung“ betroffen sei. Laut den Zeitungen sollen neben den knapp 300 Stellen in den abzubauenden Filialen allein in der Zentrale 100 Arbeitsplätze wegfallen. Kaum betroffen seien Angestellte in den verbleibenden Standorten. Auch die Logistik solle neu strukturiert werden, berichtete die „Presse“ weiter.
Kika/Leiner wird mehr als 1.000 Beschäftigte entlassen
Laut einer Firmenaussendung werden unter anderem die Leiner-Standorte in Innsbruck und Wr. Neustadt sowie die kika-Filialen in Vösendorf und Spittal an der Drau geschlossen.
Wie die Zeitungen berichteten, wurde auch kika/Leiner-Chef Gunnar George, dessen Vertrag bis Jahresende läuft, mit sofortiger Wirkung beurlaubt. „Wir sind absolut überzeugt, dass Kika/Leiner mit einem starken Kerngeschäft wieder erfolgreich sein wird“, so Wolfram Keil, Geschäftsführer der Signa Retail GmbH in der Aussendung.
Gewerkschaft: Harter Schlag
Die Gewerkschaft forderte in einer Aussendung sofortige Verhandlungen über einen Sozialplan. „Für die Beschäftigten von kika/Leiner ist die heutige Ankündigung eines Personalabbaus in dieser Größenordnung ein harter Schlag“, hieß es von der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) Donnerstagabend. Man fordere die Geschäftsführung auf, umgehend In Verhandlungen über einen Sozialplan für die betroffenen Beschäftigten einzutreten. Betriebsrat und Gewerkschaften seien umgehend einzubinden, so der GPA-djp-Bundesgeschäftsführer Karl Dürtscher.
Man werde alles tun, um die negativen Auswirkungen für die Betroffenen durch einen Sozialplan abzufedern. Sowohl Politik als auch der österreichische Handel seien aufgefordert, die Menschen und ihre Familien nicht im Regen stehen zu lassen, so Dürtscher weiter.
Für 600 Mio. im Juni gekauft
Der ins Trudeln geratene Steinhoff-Konzern hatte sich von kika und Leiner in einer Notaktion Mitte Juni getrennt - sie gingen um rund 600 Mio. Euro an den Tiroler Immobilieninvestor Rene Benko und seine Signa-Gruppe. Ende April verkaufte Steinhoff seinen 50-Prozent-Anteil an der deutschen Billigmöbelkette Poco für mehr als 260 Mio. Euro an den österreichischen Möbelhändler XXXLutz, der bereits die andere Hälfte besaß.
Für die Signa-Retail-Gruppe bedeutete die Übernahme von kika/Leiner den Einstieg in den stationären Einzelhandel in Österreich. Zu Signa Retail gehören unter anderem das Berliner Nobelkaufhaus KaDeWe, die deutschen Karstadt-Kaufhäuser, die Benko mit einem straffen Sanierungsprogramm wieder in die schwarzen Zahlen brachte, und rund 100 Webshops in 20 Ländern. Die Signa-Retail-Gruppe beschäftigt nach eigenen Angaben aktuell rund 20.000 Mitarbeiter und erzielte zuletzt einen Jahresumsatz von über vier Mrd. Euro.
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