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Tradition und Miteinander

Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern will die Kultur der Maori vermehrt ins Rampenlicht rücken. So soll nun ihre Tochter Neve Te Aroha zweisprachig aufwachsen, sie soll Englisch, aber auch die Sprache der Maori - Te Reo Maori - lernen, wie Ardern Anfang August bekanntgab.

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Auch der zweite Vorname ihrer Tochter stammt aus der Maori-Sprache. Ta Aroha bedeute so viel wie Liebe, erklärte Ardern gemeinsam mit ihrem Partner Clarke Gayford kurz nach der Geburt Ende Juni im britischen „Guardian“.

Maori bei einer Tanzaufführung

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Die Maori-Tradition soll lebendig bleiben

Die Maori sind nicht mit den Ureinwohnern des benachbarten Australien, den Aborigines, vergleichbar. Sie stammen aus Ostpolynesien und besiedelten in mehreren Wellen Neuseeland von 800 bis 1300, wobei erste archäologische Funde offenbar erst kurz vor 1300 zu datieren sind.

Auf die Einstellung kommt es an

Insgesamt zählen rund 600.000 Menschen, rund 15 Prozent der Bevölkerung in Neuseeland, zu den Maori. Maori ist indes allerdings keine Kategorie der Abstammung, sondern als Maori gilt in Neuseeland, wer sich dazu bekennt.

Maori-Krieger

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Ein Maori in traditioneller Kleidung bei einer Tanzaufführung

Seit dem 1. August 1987 ist Te Reo Maori, kurz auch nur Maori, neben Englisch und der neuseeländischen Gebärdensprache auch Amtssprache in Neuseeland. Doch die Zahl der Maori-Sprechenden geht zurück, wie das Maori-Komittee etwa 2016 in einer Presseaussendung meldete. Immer mehr Maori sind ihrer Muttersprache nicht mehr mächtig oder können damit keine Alltagskommunikation mehr führen.

Zweisprachigkeit für alle Neuseeländer als Ziel

Die neuseeländische Statistikbehörde konstatierte einen Rückgang um 3,7 Prozent zwischen 1996 und 2013. Der „Guardian“ weist allerdings darauf hin, dass in diesem Zensus noch nicht die neue Strömung hin zur Maori-Kultur abgebildet ist. So soll die Zahl der Nicht-Maori, die Te Reo Maori lernen, bereits gestiegen sein. Auch junge Maori, die die Sprache ihrer Ahnen und Ahninnen lernten, seien in dem Zensus nicht erfasst.

Die neuseeländische Premierministerin Jacinda Ardern im traditionellen Maori-Mantel zu Besuch bei Prinz Charles und Queen Elizabeth

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Jacinda Ardern im April in einem traditionellen Maori-Umhang bei einem Empfang von Queen Elisabeth II. (im Hintergrund) mit ihrem Lebensgefährten Clarke Gayford im Gespräch im Buckingham Palace mit Prince Charles

Ardern will dem nun mit der zweisprachigen Erziehung ihrer Tochter weitere Impulse geben und ein zweisprachiges Neuseeland schaffen. So soll es bis 2025 möglich sein, an allen Schulen Te Reo Maori zu lernen. Auch sie selbst will die Sprache erlernen, das sei aber ein „Work in Progress“, so Ardern mit Blick auf ihr Arbeitsvolumen als Premierministerin. Kultur bzw. deren Vermittlung sei vor allem Sprache, so das Credo, das auch Maori-Aktivisten und -Aktivistinnen teilen.

Anerkennung und Respekt für Umhang

Aufsehen erregt hatte Ardern auch bei dem Commonwealth-Treffen in London im April. Bei dem Empfang bei Queen Elisabeth II. trug sie einen traditionellen Maori-Umhang. Damit habe sie viele Neuseeländer mit Stolz erfüllt, schrieb damals die BBC. In diesen Korowai genannten Umhang sind Federn eingewoben. Er sei erfüllt von Geschichte, Tradition und kultureller Wichtigkeit, so die BBC weiter. Auch die Queen trage bei ihren Besuchen in Neuseeland einen derartigen Umhang. Die Bilder von Ardern hätten eine Welle des Enthusiasmus und des Respekts ausgelöst. Es sei eine große Anerkennung und Wertschätzung für Frauen und für die Maori-Kultur.

Gleichstellung lässt auf sich warten

Die tägliche Realität für Teile der Maori sieht allerdings anders aus. Trotz aller Abkommen und Entschädigungen für Landnahme liegt laut offizieller neuseeländischer Statistik die Lebensqualität der Maori-Bevölkerung durchschnittlich unter der der weißen Mehrheit im Land.

So liegt etwa das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen unter dem neuseeländischen Durchschnitt, die Arbeitslosigkeit bei jungen Maori ist höher und die Lebenserwartung um einige Jahre geringer als im neuseeländischen Durchschnitt. Alles Probleme, um die sich nun das Sozialkomittee der Maori kümmern soll. Bei der Umsetzung hofft man auf die Unterstützung der Regierung.

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