Schüler führen Kontrollen durch
Ein tödlicher Unfall in der Hauptstadt Bangladeschs hat landesweiten Protest von Jugendlichen ausgelöst. Seit Tagen gehen Schülerinnen und Schüler auf die Straße und regeln den Verkehr selbst, um die Politik auf die schlechten Bedingungen in Dhaka aufmerksam zu machen. Die Polizei geht hart gegen die Proteste vor.
Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.
Auslöser für die Proteste war offenbar ein Wettrennen zweier Busse, wie Augenzeugen gegenüber der Tageszeitung „Dhaka Tribune“ berichteten. Bei einem Überholmanöver krachte einer der Busse in eine Gruppe von Schülerinnen und Schülern. Eine 17-Jährige und ein 18-Jähriger waren auf der Stelle tot, weitere Jugendliche wurden verletzt.

AP/A. M. Ahad
Seit Tagen protestieren Zehntausende Jugendliche auf den Straßen in Bangladesch
Seither protestieren täglich Zehntausende Jugendliche auf den Straßen - nicht nur in der Hauptstadt, sondern im ganzen Land. Die Forderung nach mehr Sicherheit im Straßenverkehr setzen sie dabei im Zuge der Demonstrationen selbst um: Die Tageszeitung „The Daily Star“ schreibt, dass die Schülerinnen und Schüler Fahrzeuge aufhalten, um etwa den Führerschein zu kontrollieren.
Handelsminister fuhr im Gegenverkehr
Die Protestierenden zwangen die Fahrzeuge auch dazu, in Spuren zu fahren, wodurch der - bedingt durch die Demonstrationen - verlangsamte Verkehr noch weiter zum Erliegen kam. Motorradfahrern wurden darüber hinaus Helme und andere Sicherheitsmaßnahmen erklärt.
Dieses Element ist nicht mehr verfügbar
Proteste legen Verkehr lahm
Mit den Protestaktionen steht der Verkehr in der Hauptstadt Bangladeschs seit Sonntag großteils still.
Mit den eigenmächtigen Maßnahmen wurden auch einige hochrangige Politiker bei Verstößen gegen die Verkehrsregeln erwischt, so etwa auch Handelsminister Tofail Ahmed, der auf der falschen Spur - und damit im Gegenverkehr - auf einer stark befahrenen Straße in der Hauptstadt unterwegs war. „Das Gesetz behandelt jeden gleich. Wir wollen Gerechtigkeit“, forderten die Jugendlichen eine angemessene Strafe für den Minister.
Gesetze werden nicht ausreichend durchgesetzt
Die Kritik richtet sich vor allem gegen die Regierung, der vorgeworfen wird, die Verkehrsvorschriften nicht streng genug durchzusetzen. Öl ins Feuer goss zusätzlich Minister Shajahan Khan, der ein Nahverhältnis zu einflussreichen Transportgewerkschaften pflegt und den tödlichen Unfall am vergangenen Sonntag zuerst verharmlost haben soll. Gegenüber Medien sagte er, den Berichten nach mit einem breiten Lächeln, dass erst am Vortag 33 Menschen bei einem Busunfall in Indien ums Leben kamen - und niemand würde darüber reden. Nach einem Aufschrei in Sozialen Netzwerken ruderte der Politiker jedoch zurück und entschuldigte sich für seine Aussagen.

AP/A. M. Ahad
Der Protest der Schülerinnen und Schüler richtet sich vor allem gegen die Regierung
Die Polizei geht unterdessen hart gegen die Demonstrantinnen und Demonstranten vor. Nach Angeben der Behörden sollen bei den Protesten insgesamt 300 Fahrzeuge zerstört worden sein, in vielen Stadtteilen Dhakas lieferten sich die Jugendlichen Gefechte mit der Polizei. Nach Medienberichten sollen die Einsatzkräfte mit Tränengas gegen die Demonstranten vorgegangen sein, zahlreiche Menschen wurden verletzt.
Politik versucht zu beruhigen
Aus der Politik kamen zuletzt aber auch Versuche, die Protestierenden zu besänftigen. Innenminister Asaduzzaman Khan sagte am Mittwoch, dass die Regierung eine Kampagne für mehr Sicherheit im Straßenverkehr ins Leben rufen werde und forderte die Jugendlichen auf, die Proteste zu beenden. Doch auch am Donnerstag gingen die Proteste weiter, weitere Demonstrationen wurden bereits angekündigt.
Die Straßen in Bangladesch gelten als besonders gefährlich. Laut dem National Committee to Protect Shipping, Roads and Railways, einem privaten Arbeitskreis für Verkehrssicherheit, wurden im Vorjahr über 4.200 Fußgängerinnen und Fußgänger getötet. Das sind nochmal 25 Prozent mehr als im Jahr davor.
Links: