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Spitzname „Krokodil“

Nach 37 Jahren war die Ära des politischen Überlebenskünstlers Robert Mugabe in Simbabwe vorbei. Im Machtpoker um seine Nachfolge hatte sich der mittlerweile 94-Jährige im Vorjahr verspielt. Der neue starke Mann Simbabwes heißt Emmerson Mnangagwa - es ist jener Mann, den Mugabe kurz vor seinem Sturz als Vizepräsidenten feuerte, um seiner Ehefrau Grace den Weg zur Präsidentschaft zu ebnen.

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Mnangagwa ist wie sein früherer Mentor Mugabe ein skrupelloser Machtpolitiker. In Simbabwe trägt er den Spitznamen „Ngwena“ („Krokodil“). Als Symbol für einen Neubeginn in dem niedergewirtschafteten Land taugt der 75-Jährige allerdings kaum - zu eng war er lange Zeit mit dem Herrschaftssystem Mugabes verflochten.

Das Führungsgremium der mächtigen Regierungspartei ZANU-PF hatte den Parteimitbegründer Mugabe im November kurzerhand abgesetzt. Mnangagwa wurde nicht nur Parteichef, sondern auch gleich als Spitzenkandidat für die Präsidentschaftswahl 2018 gekürt.

Wunschkandidat des Militärs

Als Mugabe ihn feuerte, spitzte sich die politische Krise im Land rasant zu - nur wenige Tage später übernahm das Militär die Kontrolle und stellte Mugabe unter Hausarrest. Das Ende der Ära Mugabe war damit eingeleitet. Der 75-jährige Mnangagwa galt schon länger als Wunschnachfolger der Armee für das Präsidentenamt. Zwar war er seit Beginn der Herrschaft Mugabes im Jahr 1980 politisch fast beständig an dessen Seite und als Vizepräsident auch dessen verfassungsmäßig designierter Nachfolger.

Im Zwist mit Grace Mugabe

Der greise Präsident wollte zuletzt aber seine als prunksüchtig geltende Ehefrau Grace in Stellung für seine Nachfolge bringen. Mit ihr war Mnangagwa mehr als einmal aneinandergeraten; offenbar war die machthungrige 52-Jährige es auch, die ihren Mann dazu gebracht hatte, seinen Stellvertreter zu feuern.

1966 zum Tod verurteilt

Geboren wurde Mnangagwa 1942 im Bezirk Zvishavana im Südwesten des damals noch unter britischer Kolonialherrschaft stehenden Rhodesien, einige Jahre später zog er mit seiner Familie in den Nachbarstaat Sambia. Bereits sein Vater war im Widerstand gegen den Kolonialismus organisiert. Der junge Mnangagwa schloss sich im Jahr 1966 den Unabhängigkeitskämpfern an und bezahlte fast mit dem Tod. Er wurde festgenommen und zum Tode verurteilt, hatte aufgrund seines Alters aber Glück und wurde stattdessen zu zehn Jahren Gefängnis begnadigt.

Unterdrückung der Opposition organisiert

Als Robert Mugabe das Land 1980 in die Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Großbritannien führte, machte er den jungen Juristen Mnangagwa zu seinem Minister für Nationale Sicherheit. Auf dem Posten verantwortete er 1983 brutale Unterdrückungsmaßnahmen gegen Oppositionsanhänger im Land, bei denen etwa 20.000 Menschen getötet worden sein sollen.

Seitdem hat der für seine Härte bekannte Politiker verschiedenste Posten im Kabinett durchlaufen; die Beziehung zu seinem Mentor Mugabe war dabei nicht immer unbeschwert. Bereits 2004 verlor er seinen Posten als Verwaltungssekretär der Partei, weil ihm Ambitionen auf die Vizepräsidentschaft nachgesagt wurden. Daraufhin verschwand Mnangagwa kurzzeitig von der politischen Bildfläche, während es seiner Rivalin Joice Mujuru gelang, Vizepräsidentin zu werden und als Mugabe-Nachfolgerin gehandelt zu werden.

Comeback als Wahlberater

Grace Mugabe nutzte den politischen Einfluss auf ihren Mann auch hier: Sie überzeugte ihn davon, dass er Mujuru nicht länger vertrauen könne, und sorgte 2014 für ihre Entlassung. Mnangagwa war zu diesem Zeitpunkt längst wieder in Mugabes engstes politisches Umfeld aufgerückt. Bei der Wahl im Jahr 2008 wurde er zunächst zu Mugabes erstem Wahlberater und später zum Verteidigungsminister bestimmt.

Seit den Jahren des Unabhängigkeitskampfes unterhält das „Krokodil“ Mnangagwa enge Beziehungen zu Simbabwes Militär. Einst erklärte er, seine Jahre im Unabhängigkeitskampf hätten ihn gelehrt, „zu zerstören und zu töten“.

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