Auch am Sonntag noch Beeinträchtigungen
„Vermutlich ganz unabsichtlich“ hat eine etwa 40-jährige Frau am Samstag den Flughafen von München ins Chaos gestürzt. Zu diesem Schluss kommt der Bayerische Rundfunk (BR), nachdem am Abend immer mehr Details zu dem Vorfall bekanntgeworden waren.
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Bei der von der deutschen Bundespolizei erst im Laufe des Tages identifizierten und aufgefundenen Frau handelt es sich den BR-Angaben zufolge jedenfalls um eine ganz normale Flugreisende. Zudem gebe es aus „bundespolizeilicher Sicht auch keinen Anlass, gegen die Frau vorzugehen“, wie der TV-Sender mit Verweis auf Bundespolizei-Sprecher Christian Köglmeier weiter berichtete.

dpa/Matthias Balk
Für Tausende wurde der Start in den Urlaub zur Geduldsprobe
Problem mit Handgepäck
Nach der Frau wurde am Samstag stundenlang gefahndet, nachdem diese in der Früh unkontrolliert in den Sicherheitsbereich von Terminal 2 gelangte. Wie sich später herausstellte, wurde die Betroffene zunächst zwar ordnungsgemäß mit einem Bodyscanner kontrolliert. Jedoch beanstandeten Sicherheitsleute laut „Süddeutscher Zeitung“ („SZ“) in ihrem Handgepäck „eine Flüssigkeit, die sich in einer Tasche von der Größe eines Kosmetikkoffers befand“.
Die Frau wurde den Angaben zufolge zurückgeschickt, um sich ein für Flüssigkeiten vorgeschriebenes Plastiksackerl zu besorgen. Wenig später kam sie dann ohne ihr Handgepäck wieder zur Sicherheitskontrolle und passierte diese ohne neuerliche Kontrolle.
Zweitgrößter Flughafen
Der Flughafen München ist der zweitgrößte Airport in Deutschland. In den kommenden sechs Wochen werden nach Angaben der Betreiber voraussichtlich mehr als 6,5 Millionen Reisende auf dem Flughafen starten, landen oder umsteigen. Rund 52.000 Flüge starten oder landen in dieser Zeit.
Entgegen einer klaren Anweisung hat das Sicherheitspersonal dann offenbar keinen Alarm ausgelöst. Erst nachdem die zuständige Aufsichtsbehörde, das Luftamt Südbayern, über den Vorfall Kenntnis hatte, wurde die Bundespolizei informiert. Diese wiederum ordnete die Räumung von Terminal 2 und des dazugehörigen Satellitenterminals an.
Verzögerter Start in die Sommerferien
Auf dem Flughafen herrschte daraufhin Chaos. Tausende Urlauber wollten am Wochenende zu Beginn der sechswöchigen Sommerferien in Bayern vom Münchner Airport in den Urlaub starten. Vor den Schaltern bildeten sich lange Schlangen. Per Lautsprecherdurchsagen wurde dazu aufgerufen, Ruhe zu bewahren. Flughafenpersonal verteilte Wasser an die Wartenden. Die Feuerwehr errichtete ein Zelt für die medizinische Versorgung. Mit speziellen Großlüftern leitete die Feuerwehr zudem frische Luft in die überhitzte Wartehalle.
Erst rund fünf Stunden nach dem Vorfall konnte der Sicherheitsbereich des Gebäudes wieder freigegeben werden. Wieder zugänglich war auch das Satellitenterminal, für das der Zugang nur über Sicherheitskontrollen des Terminals 2 möglich ist. Bis dahin waren mindestens 200 Flüge ausgefallen. Bei rund 60 Flügen sei es zu Verspätungen von mehr als einer halben Stunde gekommen, teilte der Flughafenbetreiber mit. Rund sieben Stunden nach Beginn des Polizeieinsatzes hoben dann wieder erste Flugzeuge von den betroffenen Terminals ab.
700 Passagiere verbrachten Nacht auf Feldbetten
Auswirkungen auf Landungen auf dem Flughafen München hatte die Räumung nicht. Reisende aus ankommenden Flugzeugen durften laut BR allerdings nicht ihre Maschinen verlassen. Von der Sperrung nicht betroffen war das Terminal 1. Flüge starteten dort weitgehend planmäßig. Aufgrund der „massiven Störungen“ könne es laut Flughafen München aber auch am Sonntag noch „zu Verzögerungen und Flugausfällen bei den Abflügen kommen“.
Infolge des Chaos mussten rund 700 Menschen auf Feldbetten übernachten. Hunderte weitere Passagiere seien in Hotels untergebracht worden, sagte ein Flughafensprecher Sonntagfrüh. Mindestens 2.000 Fluggäste seien auf andere Flüge umgebucht worden.
„Individuelles Versäumnis“
Die Bundespolizei verteidigte indes ihre Vorgangsweise. „Passagiere, die in den Sicherheitsbereich gelangten, müssen vorher lückenlos kontrolliert werden“, sagte Köglmeier dazu laut BR: „Geschehe das nicht, müssten entsprechende Maßnahmen anlaufen“.
Offen bleibt derzeit noch, ob die „Verursacherin“ mit Schadenersatzklagen zu rechnen habe. Angesichts eines von der oberbayrischen Regierung georteten „individuellen Versäumnisses des Personals an der Sicherheitsschleuse“ kann es laut BR aber „gut sein, dass die Frau nichts zu befürchten hat - außer vielleicht den Zorn vieler Tausender Fluggäste“.
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