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1.700 Familien in Sicherheit gebracht

Nach dem Dammbruch im südostasiatischen Laos wird das Ausmaß der Katastrophe nach und nach sichtbar. Bisher wurden 27 Todesopfer geborgen, mehr als hundert Personen werden nach wie vor vermisst, Tausende warten noch auf ihre Rettung. Unterdessen sind die Wassermassen bereits bis nach Kambodscha vorgedrungen.

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Nachdem am Montag der Xepian-Xe-Nam-Noy-Staudamm kollabiert ist, haben fünf Milliarden Kubikmeter Wasser sechs Dörfer überschwemmt. Ein Ende der Katastrophe ist nicht in Sicht, im Gegenteil: Die Fluten erreichten nun bereits den Nachbarstaat Kambodscha. Tausende Kambodschaner mussten am Donnerstag nach Angaben der Regierung in Sicherheit gebracht werden.

Zerstörtes Haus im Schlamm

Reuters/Soe Zeya Tun

Ein Bild der Verwüstung: Überflutung sowie der starke Monsunregen erschweren die Rettungsarbeiten

Dorfbewohner wurden nicht gewarnt

In den an der Grenze zu Laos gelegenen Regionen stieg der Wasserpegel bereits auf über zehn Meter. In der nordöstlichen Provinz Stung Treng wurden bereits 1.200 Familien in Sicherheit gebracht. 700 Soldaten und Soldatinnen sowie Polizisten und Polizistinnen beteiligten sich an der Rettung der Familien aus insgesamt 17 Dörfern. „Das Wasser steigt immer noch, es werden also noch mehr Menschen in Sicherheit gebracht werden“, sagte der kambodschanische Regierungssprecher Men Kong der Nachrichtenagentur AFP.

Brian Eyler, Direktor des Südostasienprogramms der NGO Stimson Center, sagte gegenüber der englischen Tageszeitung „Guardian“: „Zwischen Laos und Kambodscha gibt es kein Katastrophenfrühwarnsystem. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die Dorfbewohner vor der hereinbrechenden Flut in irgendeiner Art in Kenntnis gesetzt wurden.“

Karte zeigt Laos und Kambodscha

Grafik: ORF.at; Bild: Google Earth

Am Montag kollabierte der Staudamm an einem Nebenfluss des Mekong nahe der Grenze zu Kambodscha

Erschwerte Bedingungen bei Suche

In Laos schlossen sich unterdessen Spezialkräfte aus China, Vietnam und Thailand der Suche nach den 131 Vermissten an. Doch die Überflutung sowie der starke Monsunregen erschweren die Rettungsarbeiten. Die Zivilbevölkerung unterstützte die Suche mit Privatbooten.

Die abgelegene Region ist derzeit ausschließlich mit Hubschraubern und flachen Booten zu erreichen. Straßen wurden von den Wassermassen beschädigt oder komplett zerstört. Fernsehaufnahmen zeigten Menschen, die sich auf den Dächern ihrer Häuser vor den schlammigen Fluten in Sicherheit gebracht hatten. Mehr als 3.000 Laoten und Laotinnen sitzen noch in den überfluteten Gebieten fest und warten auf ihre Rettung. Etwa 6.000 wurden durch die Flut obdachlos, 27 Menschen kamen nach offiziellen Angaben in den Wassermassen ums Leben.

Ein Mann zieht eine tote Kuh aus dem Wasser

APA/AFP/Nhac Nguyen

Über 6.000 Menschen verloren nach dem Dammbruch in der Provinz Attapeu ihr Hab und Gut

Viele Überlebende warfen der Regierung vor, sie nicht schnell vor der nahenden Flut gewarnt zu haben. „Es ist so schnell passiert, wir hatten kaum Zeit, um uns vorzubereiten“, sagte Joo Hinla, der aus einem der am schwersten getroffenen Dörfer stammt. „Alle Häuser in meinem Dorf stehen unter Wasser. Vier meiner Familienmitglieder werden vermisst.“

Evakuierung bereits vor Dammbruch

Der Vorwurf, dass Todesfälle durch rechtzeitiges Handeln vermieden hätten werden können, wurde jedoch zurückgewiesen. Das südkoreanische Unternehmen SK Engineering & Construction, das an dem Wasserkraftprojekt beteiligt ist, erklärte am Mittwoch, es habe bereits 24 Stunden vor dem Dammbruch Schäden an der Konstruktion bemerkt. Der obere Teil eines Hilfsdammes sei weggespült gewesen. „Wir haben umgehend die Behörden alarmiert und mit der Evakuierung von Dörfern flussabwärts begonnen“, hieß es in einer Mitteilung.

Das Unglück hatte sich am Montag an einem Nebenfluss des Mekong unweit der Grenze zu Kambodscha ereignet. Der noch im Bau befindliche Staudamm in der südöstlichen Provinz Attapeu war nach starken Regenfällen kollabiert. Das autoritär regierte und international weitgehend isolierte Laos treibt den Ausbau von Wasserkraftwerken voran, um den Großteil der erzeugten Energie an Nachbarländer wie Thailand zu exportieren.

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