Astronomisches Jahrhundertereignis
Eine Stunde und 43 Minuten - so lange wird der Mond am Freitagabend im Schatten der Erde verschwinden. In diesem Jahrhundert wird es zwar noch einige andere Male zu einer solchen totalen Mondfinsternis kommen. Aber keine wird länger dauern als diese.
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Es wird einige Jahre dauern, bis man in Österreich wieder einen Vollmond sehen wird, der bereits partiell verfinstert aufgeht. Der Mond wird danach immer weiter in den Kernschatten der Erde treten und zusehends in ein kupferrotes Licht getaucht. Mit diesem im Volksmund „Blutmond“ genannten Phänomen wird die astronomisch außergewöhnliche Nacht ihren Höhepunkt erreichen.

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Die Mondfinsternis am Freitag wird mit einem „Blutmond“ beginnen, bevor der Himmelskörper komplett verdunkelt
In das Zentrum der Milchstraße blicken
Etwa um 21.30 Uhr werden Sonne, Erde und Mond in einer exakten Linie stehen. Dabei strahlt die Sonne auf die Erde, die wiederum einen großen Schatten auf den Mond wirft. Vor der totalen Mondfinsternis werden die Mondphasen zu sehen sein: erst der Halbmond, dann die Sichel und schließlich der verfinsterte, rote Mond.
Fehlt der Mond als Lichtquelle, treten andere Himmelskörper in den Vordergrund. So habe man am Freitagabend die Chance, das Zentrum der Milchstraße zu sehen, sagt Thomas Posch vom Institut für Astrophysik der Universität Wien. „Wegen des verfinsterten Vollmonds wird die Milchstraße über dem Südhorizont sichtbar werden“, so Posch im Gespräch mit ORF.at.
Seltenes Schauspiel der Planeten
Außerdem könne man derzeit einen Planetenreigen beobachten, der sich so nur selten zeige. „Man sieht die Venus noch als Abendstern, Jupiter und Saturn im Südwesten und Süden und den Mars im Südosten aufgehend“, erklärt der Astrophysiker weiter. Das sei eine außergewöhnlich Konstellation, die man so nur selten beobachten könne.

Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA
Der Mars nimmt dabei eine besondere Position ein: Er wird am Horizont, rot leuchtend, unterhalb des Mondes zu sehen sein. Das heißt, die totale Mondfinsternis findet genau am Tag der „Marsopposition“ statt und nur vier Tage vor der größten Annäherung des Roten Planeten an die Erde seit 2003. „Wenn der Mars in dieser Oppositionsstellung ist, dann ist er einhundertmal heller als sonst“, so Posch. Der Mars stehe dann in einer Linie mit Sonne und Erde. Die uns zugewandte Seite des roten Planeten wird also von der - auf der Erde bereits untergegangenen Sonne - voll beleuchtet.
Fast ein „astronomischer Blockbuster“
Weil es bei einer Mondfinsternis wirklich finster werden kann, besteht auch die Chance, einen Blick auf die eine oder andere Sternschnuppe zu erhaschen. „Der Meteorstrom der Capricorniden ist zu dieser Jahreszeit potenziell sichtbar“, so Posch. Allerdings dürfe man sich nicht mehr als zehn Ereignisse pro Stunde erwarten.

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Auf dem dunklen Nachthimmel ist die Milchstraße besser zu erkennen
Und auch die Perseiden, die Mitte August am besten als Sternschnuppen sichtbar sein werden, können bereits jetzt vereinzelt beobachtet werden. „Sich allerdings auch noch darauf zu konzentrieren, wenn man diesen besonderen Nachthimmel beobachtet, wäre vielleicht schon zu viel“, meint der Astrophysiker. Das wäre dann schon ein „astronomischer Blockbuster“.
Raus aus der Stadt
Um all das beobachten zu können, sei es aber wichtig, etwaiger Lichtverschmutzung aus dem Weg zu gehen. „Es ist traurig, aber wahr, die Lage unserer Universitätssternwarte in der Nähe des Stadtzentrums ist kein guter Ort, um die Mondfinsternis und den Planetenreigen zu beobachten“, so Posch. Wer möglichst viel erkennen möchte, sollte am besten einen Ort außerhalb der Lichtglocke der Stadt aufsuchen.
Die schönsten Beobachtungen könne man am Freitag mit freiem Auge oder einem kleinen Feldstecher machen. Ein großes Fernrohr helfe einem nicht wirklich. „Ideal wäre ein freier Blick Richtung Südosten und Süden und ein tiefer Horizont“, empfiehlt der Astrophysiker. Sich auf einen Hügel zu stellen, wäre hilfreich, um das Blickfeld zu erweitern. „Wer keinen großen Ausflug machen möchte, sollte wenigstens an den Stadtrand fahren, um die Lichtverschmutzung so gering wie möglich zu halten“, so Posch.
Klimatisch und zeitlich angenehm
Die totale Mondfinsternis wird in ganz Österreich zwischen 21.30 Uhr und 23.13 Uhr zu sehen sein, nur der Mondaufgang wird zu unterschiedlichen Zeiten zu beobachten sein. In Wien geht der partiell verfinsterte Mond um 20.45 Uhr auf, im Westen Österreichs etwa eine halbe Stunde später.
Ein weiterer, außergewöhnlicher Aspekt dieser Mondfinsternis sei der Zeitpunkt. „Die totale Mondfinsternis ist bereits vor Mitternacht zu sehen und noch dazu in einer lauen Sommernacht“, meint Posch. Das sei nur selten der Fall. Die nächste totale Mondfinsternis kann man erst im Winter sehen, am 21. Jänner 2019 um 5.00 Uhr. „Deswegen würde ich sagen, dass es sich auf jeden Fall auszahlt, diese Mondfinsternis anzuvisieren“, so der Astrophysiker.
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