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Viel Retouche für viel Geld

Melania Trump, Ehefrau von US-Präsident Donald Trump und ehemaliges Model, hat allein 2017 mit einem lukrativen Fotodeal zwischen 100.000 und eine Million Dollar verdient. Wie der US-amerikanische Sender NBC berichtet, schloss die First Lady mit Getty Images einen Vertrag, dem zufolge sie Tantiemen vom Verkauf mehrerer Serien der belgischen Fotografin Regine Mahaux erhält.

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Laut NBC zeigt die jüngste Offenlegung der Einkommensverhältnisse des Ehepaares Trump, dass als Folge des Deals zahlreiche internationale Medien, indirekt und ohne Wissen, Teile ihrer Lizenzgebühren an die Frau des US-Präsidenten überwiesen hätten. Zusätzlich unterliegen die insgesamt 187 Fotos, die im Zeitraum von 2006 bis 2016 entstanden, speziellen eingeschränkten Nutzungsbedingungen: Die Bilder dürfen nur im Zusammenhang mit positiver Berichterstattung verwendet werden - „positive stories only“, wie es in den Einschränkungen der Bildagentur heißt.

Screenshot www.gettyimages.com

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Die Bilder unterliegen strengen Nutzungsbedingungen und sind nicht billig: Es werden „premium rates“ fällig

Derartige Verträge „sehr unüblich“

Laut Getty Images unterliegen die Details des Vertrags mit den Trumps einer Verschwiegenheitsklausel. Laut Akili Ramsess von der National Press Photosgraphers Association ist es nicht nur „sehr unüblich“, dass prominente Politiker an derartigen Fotodeals mitverdienen, sondern vor allem, dass die Bilder für rein positive Berichterstattung reserviert bleiben.

Standardverträge sähen vor, dass die Fotografen bei jedem Verkauf der Nutzungsrechte Tantiemen erhielten - Models würden allerdings in der Regel einmalig ausbezahlt. Ausnahmen gebe es im Normalfall für Events wie Promihochzeiten oder für Fotos von Babys von Hollywood-Stars, so Ramsess.

Auch die Fotos selbst sind für eine First Family ungewöhnlich - wenn sie auch perfekt zum Image des Präsidenten passen. Inmitten protziger Kulissen, mit ganz viel Gold und teuren Luxusmarkenartikeln von Luis Vuitton, Chanel und Co. als Requisiten inszeniert sich Melania Trump gemeinsam mit ihrem Mann und Sohn Baron nur wenig volksnah.

Screenshot www.gettyimages.com

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Geschmack kann man nicht kaufen, die Bilder von Melania Trump und ihrer Familie schon

Die von Getty lizenzierten Bilder, an denen Trump laut NBC bei jeder Verwendung mitverdient, wurden im vergangenen Jahr von zahlreichen Tageszeitungen, Magazinen und Medienwebsites veröffentlicht, darunter „Marie Claire“, NBC News, Yahoo News, „The Daily Mail“, „The Houston Chronicle“ und anderen.

Medien löschen Fotos von Websites

Nach der Veröffentlichung der NBC-Recherchen entfernten gleich mehrere Nachrichtenseiten die Bilder von ihren Websites. Yahoo erklärte in einem Statement, dass man nichts von den Verträgen mit Trump gewusst habe und dass die Berichterstattung davon auch nicht beeinflusst worden sei. Auch der „San Francisco Chronicle“ distanzierte sich und kündigte an, nachzuforschen, wie es dazu kam, dass die Bilder verwendet wurden.

Der Sender Fox News, der ebenfalls mehrere der Mahaux-Fotos verwendet hatte, erklärte, man habe die Bilder vom Wahlkampfteam Trumps sowie dem Büro Melania Trumps zur Verfügung gestellt bekommen - „uns wurde gesagt, dass sie die vollen Rechte daran hätten“.

Kritik auch an offiziellem First-Lady-Porträt

Der Stil der Fotos ist typisch für Fotografin Mahaux, die gerne von Stars gebucht wird, denen daran gelegen ist, pompös ins Szene gesetzt zu werden. Von Melania Trump schon mehrfach gebucht, durfte Mahaux auch das offizielle First-Lady-Porträt anfertigen. Während sich ihre Vorgängerinnen eher klassisch und bodenständig im Weißen Haus ablichten ließen, setzte Trump auch hier auf ein Reich-und-schön-Modelfoto - und erntete prompt Kritik für ihr unnatürliches und extrem retouchiertes Foto.

Offizielles Bild des Weißen Hauses von Melania Trump

APA/AFP/Weißes Haus/Regine Mahaux

„Unnatürlich“ und „extrem retouchiert“: Das offizielle First-Lady-Porträt sorgte bei Veröffentlichung für Kritik

Keine Angaben zu Spenden

Dass First Ladys in den USA während der Amtszeit ihres Mannes Geld verdienen, ist an sich nicht ganz unüblich. Die beiden Vorgängerinnen Melania Trumps spendeten jedoch ihre Einnahmen - die sie unter anderem mit Bücherdeals generierten - zur Gänze an wohltätige Organisationen. Ob und wenn ja wie viel vom Getty-Deal gespendet wurde, wollte das Weiße Haus auf Anfrage von US-Medien nicht verraten.

Bekannt ist jedenfalls, dass nicht nur Melania Trumps Geldquellen weitersprudeln. Die Tochter des Präsidenten, Ivanka Trump und ihr Ehemann Jared Kushner, legten ihre Managementaktivitäten für ihre Firmen für die Zeit ihrer Beratertätigkeiten im Weißen Haus auf Eis, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Dennoch verdienten sie alleine im Vorjahr mindestens 82 Mio. Dollar (rund 70 Mio. Euro).

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