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Modernisierung der Waffen schreitet voran

Die Modernisierung der Atomwaffenarsenale schreitet weltweit voran, auch wenn die Anzahl der Nuklearwaffen 2017 im Vergleich zu 2016 leicht gesunken ist. Das schwedische Friedensforschungsinstitut SIPRI schätzt in einem Mitte Juni veröffentlichten Bericht, dass neun Staaten - USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea - Anfang 2018 zusammen etwa 14.465 Atomwaffen besaßen.

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Das sind zwar 470 weniger als im Vorjahr, die Friedensforscher sehen aber keine Anzeichen dafür, dass auch nur eine einzige Atommacht weltweit auf ihre Nuklearwaffen verzichten will. „Alle Staaten, die Atomwaffen besitzen, haben entweder begonnen, sie zu modernisieren, oder langfristige Programme dafür angekündigt“, sagte Shannon Kile von SIPRI. „Keiner von ihnen ist bereit, für die absehbare Zukunft auf nukleare Abrüstung hinzuarbeiten.“

92 Prozent in Besitz von USA und Russland

Zuletzt hätten vor allem Russland und die USA Atomwaffen reduziert - zugleich aber planten beide, Sprengköpfe für große Summen zu ersetzen. Die Modernisierungsanstrengungen der USA und Russlands fallen besonders ins Gewicht, heißt es in dem Bericht. Die zwei Länder besitzen zusammen fast 92 Prozent aller Atomwaffen auf der Welt. Aber auch kleinere Atommächte wie Indien, Pakistan, China und Nordkorea hätten 2017 versucht, ihre Nuklearwaffen auf den neuesten Stand zu bringen.

Verladung einer amerikanischen B53-Atombombe

Reuters/National Nuclear Security Administration

Die Atombombe B53 vor der Modernisierung in einer Anlage in Texas

Dass atomare Abschreckung wieder diese strategische Bedeutung bekommen habe, sei ein „sehr besorgniserregender Trend“, schreibt SIPRI-Vorstandsvorsitzender Jan Eliasson. Die Welt brauche ein „klares Bekenntnis“ der Atommächte hin zu einem „rechtlich bindenden Prozess der nuklearen Abrüstung“.

Daten aus öffentlichen Quellen

Den Schätzungen zufolge besitzt Russland 6.850 Sprengköpfe, die USA 6.450, Frankreich 300, China 280, Großbritannien 215, Pakistan 140 bis 150, Indien 130 bis 140 sowie Israel 80. Dazu kommt Nordkorea mit geschätzten zehn bis 20 Sprengköpfen. Nur die Waffen in den USA, in Russland, Frankreich und Großbritannien seien sofort einsatzbereit, heißt es.

Grafik zum weltweiten Nuklearwaffenbestand

Grafik: ORF.at; Quelle: SIPRI

Die Friedensforscher beziehen ihre Daten aus öffentlichen Quellen, unter anderem von Regierungen. Nicht alle Staaten seien ausreichend transparent, kritisierten sie. So können die Fachleute ihre Annahmen zu Nordkorea nur auf die Menge an Plutonium stützen, die das Land in einem Forschungsreaktor produziert hat. Es sei noch zu früh, um festzustellen, ob das Treffen von US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Regierungschef Kim Jong Un Auswirkungen auf die Transparenz haben könne, sagte Kile.

Weniger Friedenssicherungskräfte im Einsatz

Der Bericht stellt weiter fest, dass die personellen Aufwendungen für multilaterale Friedenssicherungsmaßnahmen im Jahr 2017 zurückgegangen sind. Im Vergleich zum Jahr davor waren 4,5 Prozent weniger Friedenssicherungskräfte im Einsatz (145.911 nach 152.822). Besonders drastisch war der Rückgang bei UNO-Missionen (7,6 Prozent). Missionen außerhalb des UNO-Rahmens konnten hingegen einen Anstieg von 2,3 Prozent verzeichnen. Drei Viertel aller Friedenssicherungskräfte kamen auf dem afrikanischen Kontinent zum Einsatz.

UNO-Soldaten bei einer Mission zur Friedenssicherung in der Demokratischen Republik Kongo

APA/AFP/Alex Mcbride

SIPRI warnt vor budgetären Kürzungen bei UNO-Blauhelmmissionen

Budgets für UNO-Blauhelmmissionen reduziert

Für den starken Rückgang bei UNO-Missionen macht SIPRI budgetäre Restriktionen im Kontext der angepeilten Reform der Friedenseinsätze verantwortlich. Besonders die USA würden Anstrengungen unternehmen, das Budget für UNO-Blauhelmmissionen „drastisch zu reduzieren“. Diese Entwicklung sei umso bedenklicher, als die UNO-Missionen 2017 gefährlicher geworden seien. 61 Blauhelme kamen 2017 beim Einsatz ums Leben - im Jahr davor waren es 34 gewesen.

„Die gegenwärtigen Bemühungen, bei manchen Operationen Ressourcen einzusparen, könnten die Friedenssicherungskräfte einem noch höheren Risiko aussetzen und die jeweilige Bevölkerung noch verwundbarer machen“, schrieb Jair van der Lijn, Leiter des SIPRI-Programms „Friedenssicherung und Konfliktmanagement“.

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