Aufruhr um Schulmassaker-Lehrreim in US-Kindergarten
Ein in einem US-Kindergarten gelehrter Reim zur Vorbereitung auf Schulmassaker sorgt derzeit in den USA für Aufruhr. Eine Mutter hatte ein Plakat mit dem Gedicht fotografiert und online mit den Worten „Das sollte nicht in der Klasse meines angehenden Kindergartenkindes hängen“ verbreitet. In Sozialen Netzwerken sorgte das Bild für Entsetzen.
This should not be hanging in my soon-to-be-kindergartener’s classroom. pic.twitter.com/mWiJVdddpH
— Georgy Cohen (@radiofreegeorgy) 6. Juni 2018
In dem Reim mit dem Rhythmus von „Twinkle, Twinkle, Little Star“ heißt es übersetzt: „Verschanzt euch, verschanzt euch, schließt die Tür, schaltet das Licht aus, sagt nichts mehr. Geht hinter den Tisch und versteckt euch, wartet, bis es sicher ist. Verschanzt euch, verschanzt euch, es ist vorbei, nun ist es Zeit, Spaß zu haben.“
Einzelinitiative einer Lehrerin
Der Kindergarten befindet sich in Somerville, einer Stadt in der Nähe von Boston. Bei dem Plakat handelt es sich um die Einzelinitiative einer Lehrerin. Die Einrichtung „tut was, sie tun muss“, fügte die Mutter hinzu. Sie sei aber „schockiert über die politischen und kulturellen Faktoren, die uns zu diesem Punkt gebracht haben“. Sie rief dazu auf, sich für schärfere Waffengesetze einzusetzen.
Somervilles Bürgermeister Joseph Curtatone und die Leiterin des Schulbezirks, Mary Skipper, bedauerten in einem gemeinsamen Statement, dass Verschanzungen Teil des schulischen Lebens in den USA seien. Die „Lockdowns“ in Schulen seien „erschütternd“, aber „unglücklicherweise ist das die Welt, in der wir leben“.
Schüler wüssten, „wie unnatürlich das ist“, wie die anhaltenden Proteste gegen Waffengewalt als Antwort auf Schulmassaker zeigen würden. Angesichts der Tatsache, dass Verschanzungen aus Sicherheitsgründen mittlerweile „so gang und gäbe wie Feueralarme“ seien, würden Lehrende und Erziehende alles tun, um den Stress bei Schülerinnen und Schülern gering zu halten.
Schusssicherer Schild als Abschlussgeschenk
In diesem Zusammenhang sorgte zuletzt auch ein trauriges Abschlussgeschenk in einer Schule in Pennsylvania für ein breites Echo. Dort erhielt jeder Mittelschüler vor dem Eintritt in die Highschool einen schusssicheren Schild in der Größe eines Laptops, der in die Schultasche gesteckt werden kann und dort vor Schüssen in den Rücken schützen soll.
What a symbol of failure — we’ve failed to shield children and give them a safe place to go to school, so these kids are being given “ballistic shields” to put in their backpacks https://t.co/ullxNwXqKu
— Arianna Huffington (@ariannahuff) 7. Juni 2018
Allein im Jahr 2018 gab es in den USA bereits 20 Angriffe oder Vorfälle mit Schusswaffen in Schulen - durchschnittlich einer in der Woche. Zuletzt hatte ein 17-Jähriger zehn Menschen an einer Highschool in Santa Fe (Texas) erschossen.
Für eine breite Debatte über Waffengewalt hatte ein Angriff in Parkland (Florida) im Februar gesorgt. Damals hatte ein 19-Jähriger 17 Menschen getötet. Trotz dieser Kampagne sicherte US-Präsident Donald Trump der mächtigen Waffenlobby NRA seine Unterstützung zu.