Kim „bettelte auf Händen und Knien“
Wenige Tage vor dem historischen Gipfel mit Nordkorea haben die USA ihren Gesprächspartner brüskiert. Der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un habe „auf Händen und Knien“ um einen Gipfel mit US-Präsident Donald Trump „gebettelt“, sagte Trumps Anwalt Rudolph Giuliani laut einem Bericht des „Wall Street Journal“ bei einer Konferenz in Tel Aviv.
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Das sei „exakt die Position, in die man ihn bringen will“, sagte Giulani dem Bericht zufolge über den angeblich auf Knien bettelnden Kim. Nun hätten die USA die Oberhand. Der Republikaner war viele Jahre Bürgermeister von New York. Das Gipfeltreffen von Trump und Kim soll am Dienstag in Singapur stattfinden. Der Gipfel gilt als historisch, weil noch nie ein amtierender US-Präsident mit einem amtierenden Machthaber des weitgehend isolierten Nordkoreas zusammengetroffen ist.
Zu- und Absagen von Trump
Im Mai hatte Trump den Gipfel zunächst unter Verweis auf „offene Feindseligkeit“ Nordkoreas abgesagt. Da sich Pjöngjang dennoch weiter offen für Gespräche zeigte, änderte Trump kurz danach seinen Kurs wieder. Noch diese Woche will Singapurs Außenminister in der nordkoreanischen Hauptstadt den Gipfel in einem Luxushotel auf der zu Singapur gehörenden Insel Sentosa vorbereiten.
Am Donnerstagabend (MESZ) wollte Trump den japanischen Regierungschef Shinzo Abe im Weißen Haus empfangen. Es ist das zweite Treffen der beiden in weniger als zwei Monaten. Vor seinem Abflug forderte Abe erneut deutliche Fortschritte bei der Eindämmung des nordkoreanischen Atom- und Raketenprogramms sowie Aufklärung über das Schicksal von in den 70er und 80er Jahren nach Nordkorea verschleppten Japanern.
Südkorea optimistischer
Im Gegensatz zu dem skeptischen Abe treibt der südkoreanische Präsident Moon Jae In, der Kim bereits zweimal getroffen hat, die Friedensbemühungen aktiv voran. Im Vorfeld des Gipfels in Singapur verhandelt Südkorea nach eigenen Angaben mit dem Norden und mit den USA über eine Beendigung des offiziell noch herrschenden Kriegszustands. Ziel sei es, diesen „so schnell wie möglich“ zu beenden, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Seoul.
Der Krieg auf der Koreanischen Halbinsel (1950-53) war mit einem Waffenstillstand zu Ende gegangen - ein Friedensvertrag kam nicht zustande. Formal befinden sich beide Länder deswegen weiter im Kriegszustand. Die USA an der Spitze einer UNO-Streitmacht und China, das Nordkorea mit Hunderttausenden Soldaten unterstützte, hatten den Waffenstillstand mit unterzeichnet.
Freilassung von Inhaftierten gefordert
Unterdessen forderte der UNO-Sonderberichterstatter für Nordkorea, Tomas Ojea Quintana, Pjöngjang solle vor dem Gipfel mit der Freilassung „Hunderter“ willkürlich Inhaftierter beginnen. Eine solche Generalamnestie wäre ein „sehr wichtiges Signal der Regierung“, dass sie sich an die Menschenrechtsprinzipien der Vereinten Nationen halten wolle, sagte Ojea Quintana am Donnerstag vor Journalisten in Genf.
Nordkorea sei kein Rechtsstaat, betonte der UNO-Vertreter. Er selbst wisse nicht, wie viele Gefangene es in Nordkorea gebe. Er verwies aber auf einen Bericht einer UNO-Enquetekommission von 2014, wonach es zwischen 80.000 und 120.000 Häftlinge in Arbeitslagern gebe.
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