Reaktion auf Raketen und Granaten
Die israelische Armee und islamistische Gruppen im Gazastreifen haben am Dienstag die schwersten Kämpf seit 2014 ausgefochten. Als Reaktion auf den Raketen- und Granatenbeschuss aus dem Gazastreifen flog die israelische Armee in der Nacht auf Mittwoch neue Luftangriffe auf zahlreiche Ziele in dem Palästinensergebiet.
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25 „militärische Ziele“ der radikalislamischen Hamas seien getroffen worden, teilte die Armee mit. Das sei eine Reaktion auf den Beschuss Israels mit Raketen und Granaten aus dem Palästinensergebiet. Am Dienstag hatte die israelische Luftwaffe nach eigenen Angaben mehr als 35 Ziele radikaler Islamisten im Gazastreifen getroffen, nachdem Dutzende Geschoße der in dem Palästinensergebiet herrschenden Hamas und des Islamischen Dschihad auf israelisches Gebiet abgefeuert worden waren.

AP/Hatem Moussa
Rauchsäulen nach Luftangriffen auf Gaza-Stadt Mittwochfrüh
Feuerpause verkündet
Nach Armeeangaben von Dienstagabend wurden im Tagesverlauf rund 70 Raketen und Mörsergranaten auf Israel abgefeuert. Eine Reihe von Geschoßen wurde abgefangen. Die Milizen der Hamas und des Islamischen Dschihad bekannten sich zu dem Granatenbeschuss. In einer seltenen gemeinsamen Erklärung begründeten sie diesen mit Angriffen der israelischen Armee auf ihre Stellungen im Gazastreifen während der vergangenen Tage.
Später am Dienstag teilte der Islamische Dschihad mit, es sei eine von Ägypten vermittelte Feuerpause ausgehandelt worden. Es sei beschlossen worden, zu einer Waffenruhe zurückzukehren, bestätigte Chalil al-Haja, Hamas-Vize in Gaza, am Mittwoch. Die Hamas sei bereit, sich an den Waffenstillstand zu halten, solange Israel das auch tue, fügte er hinzu. Zwar dementierte Israels anfangs eine Vereinbarung. Für den Moment scheint die Waffenruhe aber zu halten. Sollte die Lage ruhig bleiben, wolle Israel die Vereinbarung akzeptieren, um Ägypten als moderierende Kraft zu stärken, hieß es in israelischen Medien.
Raketen aus dem Iran?
Im Süden Israels gab es bis zum späten Dienstagabend Explosionen durch Beschuss aus dem Gazastreifen. Die israelische Armee sagte, in zahlreichen Ortschaften in der Nähe des Gazastreifens sei Raketenalarm ausgelöst worden. Bereits Dienstagfrüh waren vom Gazastreifen aus nach Angaben der israelischen Armee rund 30 Mörsergranaten auf Israel abgefeuert worden. Die meisten seien abgefangen worden. Drei israelische Soldaten wurden verletzt.

AP/Hatem Moussa
Leuchtspuren von Richtung Israel abgeschossenen Raketen über dem Gazastreifen in der Nacht auf Mittwoch
Nach Angaben eines Armeesprechers explodierte eine Granate in der Nähe eines Kindergartens, der beschädigt worden sei. Kinder hielten sich dort nicht auf. Die Armee erklärte, einige der Raketen aus dem Gazastreifen stammten mutmaßlich aus dem Iran.
Netanjahu: Kraftvoll reagieren
Israel reagierte bereits am Dienstag mit Luftangriffen im Gazastreifen. Die Armee bombardierte nach Angaben eines Sprechers mehr als 30 Ziele dort, darunter einen Tunnel sowie militärische Infrastruktur der Hamas und des Islamischen Dschihad. Opfer wurden aus dem Palästinensergebiet zunächst nicht gemeldet.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte nach den ersten Granatenangriffen am Dienstag gesagt, sein Land nehme die Angriffe „sehr ernst“. Die Armee werde darauf „kraftvoll“ reagieren. Die Armee erklärte, keine Eskalation anzustreben, warnte die Hamas aber ausdrücklich.
Israelische Marine stoppt Protestflotte
Am Dienstag stoppte die israelische Marine überdies ein palästinensisches Schiff sowie mehrere kleine Boote, die ein Zeichen gegen die Seeblockade des Gazastreifens setzen wollten. Die Blockadegrenze verläuft neun Seemeilen (16 Kilometer) vor der Küste des Gazastreifens. Die Organisatoren der Protestfahrt sagten, die Menschen in Gaza hätten „die Nase voll von ihrem Leben“. Mit dem Protest solle „eine klare Botschaft an Israel und den Rest der Welt“ gesandt werden, „dass die Blockade aufgehoben werden muss“.
Die Aktion fand am Jahrestag des Angriffs auf das Hauptschiff einer Hilfsflotte statt, die vor acht Jahren die Seeblockade überwinden und Hilfsgüter in den abgeriegelten Gazastreifen bringen wollte. Die israelische Armee stürmte damals die „Mavi Marmara“. Bei dem Militäreinsatz im Jahr 2010 wurden zehn türkische Aktivisten getötet.
UNO-Sicherheitsrat berät
Auf Antrag der USA kommt am Mittwoch der UNO-Sicherheitsrat zu einer Dringlichkeitssitzung wegen der palästinensischen Granatenangriffe auf Israel zusammen. „Der Sicherheitsrat muss Stellung beziehen zu der jüngsten Runde von Gewalt gegen unschuldige israelische Zivilisten“, so die US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Nikki Haley. Die Führung der Palästinenser müsse „zur Rechenschaft gezogen werden“.
Die Zunahme der Gewalt zwischen Israel und radikalen Palästinensern im Gazastreifen erfolgte nach wochenlangen Protesten und Zusammenstößen an der Grenze des Gazastreifens zu Israel. Seit Ende März versammeln sich dort Palästinenser, um gegen die Blockade des Gazastreifens zu demonstrieren. Sie fordern die Rückkehr der palästinensischen Flüchtlinge, die bei der Staatsgründung Israels vor 70 Jahren flohen oder vertrieben wurden. Bei den Protesten wurden mindestens 121 Palästinenser getötet.
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