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Spaghetti, Sand und Spielautomaten

„Coco bello!“ – die Rufe der Strandverkäufer, die an der Adria Kokosnüsse verkaufen, hört man schon von Weitem. Grado, Lignano, Jesolo: Die Obere Adria gehört seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Urlaubszielen der Österreicher. Was macht die Region so beliebt? Die schnelle Erreichbarkeit liegt auf der Hand, aber es ist auch das Gewohnte, das die Österreicher anzieht.

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Den ganzen Tag mit der Familie am Strand verbringen, abends Pizza und Pasta essen, stundenlang an der Promenade bummeln und sich an den Spielautomaten messen. So sieht ein typischer Urlaubstag an der Oberen Adria aus. Individualismus ist dort fehl am Platz: Liege an Liege, zu Hunderten wie Sardinen reihen sich Urlauber an den kilometerlangen Stränden auf. Und trotzdem ist die Obere Adria laut TUI Österreich die beliebteste Urlaubsregion Italiens.

„Man kennt die Standards“

„Jeder, der schon mal unten war, wird wieder kommen. Man ist schnell unten, kennt die Standards. Es ist nichts Neues. Man kennt es vielleicht noch aus der Kindheit, kennt das Essen. Das ist nicht so, wie wenn ich nach Asien fahren würde. Es ist einfach“, sagt Gerald Gregus, Produktleiter für Badereisen von Gruber-Reisen, im Gespräch mit ORF.at.

Ein Strand an der Adriaküste

Getty Images/Michael Sick

Ein bekanntes Bild: Strand in Jesolo

In nicht einmal sechs Stunden ist man mit dem Auto aus fast ganz Österreich am Meer in Italien. Diese Flexibilität ist laut Ruefa Reisen ein Vorteil für die Region, da es sich lohnt, auch nur einmal für drei, vier Tage ans Meer zu fahren.

Obere Adria vs. Süditalien

Laut Ruefa Reisen ist die Obere Adria im Vergleich zum Süden Italiens, preismäßig teurer. Der große Vorteil sei aber die Kostenersparnis durch die Eigenanreise. Das sieht auch Gregus von Gruber-Reisen so. Aufgrund der Flugreise in den Süden, sei ein Urlaub in beispielsweise Kalabrien nicht günstiger. „Die Hoteliers in Süditalien können wegen der langen Anreise nicht das Gleiche wie im Norden verlangen. Deswegen ist der Hotelpreis im Süden quasi geringer“, sagt Gregus.

Die Küste von Stromboli in Sizilien

Getty Images/Marco Simoni

Kilometerlange Sandstrände lassen sich in Sizilien kaum finden - dafür Ruhe und Ungestörtheit

Nicht nur die Entfernung und der Preis, auch die Infrastruktur ist im Süden Italiens laut Gregus anders als an der Oberen Adria: „Es gibt im Süden kaum Ballungszentren mit großen Promenaden, mit Geschäften, die bis in die Nacht offen haben. Der Österreicher möchte nach dem Essen noch in Geschäften bummeln können. Und da tue ich mir in den süditalienischen Orten schwerer. So einen Ort wie Lignano gibt es im Süden nicht.“

Kindheitserinnerungen an den ersten Urlaub

Schöne Kindheitserinnerungen, die man an Urlaube hat, sind für viele Menschen ein Grund, wieder an einen Ort zurückzukehren. Viele Eltern, die jetzt mit ihren Kindern an die Obere Adria fahren, haben dort noch mit ihren Eltern ihren ersten Urlaub am Meer erlebt und viele Erinnerungen an die Region, welche sie nun ihren Kindern zeigen wollen.

„Das warme Wasser, der flach abfallende Sandstrand, Sand zum Burgenbauen, Sonnenschirme, Vergnügungsparks – all diese Dinge sprechen sehr für Familien mit Kindern“, sagt Gregus. Zudem würden Familien mit kleinen Kindern eine kurze Autofahrt meist einer Flugreise vorziehen. Das erscheint verständlich: Mit dem Auto kann man jederzeit stehenbleiben und so viel einpacken, wie man möchte. Im Flugzeug geht das nicht. Familien fahren laut Gregus auch für zwei Wochen an die Obere Adria und nicht weiter in den Süden. „Man ist einfach flexibler, und die Anreise ist auch eine Preisfrage“, sagt Gregus.

Kroatien als Alternative

Laut Statistik Austria ist Italien seit 1990 nach dem Heimatland, das mit Abstand beliebteste Urlaubsland der Österreicher. Das einzige Urlaubsland am Mittelmeer ist es aber nicht. Bei Autoreisenden ist neben dem Norden Italiens auch Kroatien beliebt. Von Wien ist man mit dem Auto etwa gleich schnell in Italien wie in Kroatien am Meer.

„Kroatien ist von der Entfernung ident, aber von der Kundenschicht anders: anderer Strand, andere Struktur. Dort gibt es ebenso keine so geballten Orte wie an der Oberen Adria“, sagt Gregus. „Sandburgen kann ich dort keine bauen.“ Dafür lässt sich vielleicht der eine oder andere Euro sparen. „Ich bekomme in Kroatien mehr für mein Geld“, sagt Gregus.

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