Vom Plastikbesteck bis zum Wattestäbchen
Die EU will offenbar stärker als bisher gegen wachsende Müllberge aus Einwegverpackungen und Wegwerfprodukte aus Kunststoff vorgehen. Laut aktuellem Plan und deutschen Presseberichten vom Sonntag sollen bestimmte Produkte verboten bzw. eine Art Steuer auf Plastikmüll eingeführt werden.
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Im Auge habe die EU-Kommission dabei unter anderem Plastikbesteck, Wegwerfteller aus Kunststoff, Strohhalme und Wattestäbchen aus Plastik, heißt es. Entsprechende Pläne sollten am Montag der Öffentlichkeit vorgestellt werden, berichtete die deutsche Funke Mediengruppe.

AP/Thanassis Stavrakis
Plastikverpackungen hinterlassen enorme Müllberge (hier in Griechenland), ein Teil davon landet in den Meeren
Im „Hamburger Abendblatt“ etwa hieß es dazu am Wochenende: Seit Jahren sei „das Problem Plastikmüll in der EU akut“. Alle Bemühungen, es zu lösen, seien bisher erfolglos gewesen, der Müllberg aus Plastik zwischen 2005 und 2015 um zwölf Prozent gewachsen, in Deutschland sogar um 29 Prozent. Nun wolle die Kommission „dem Plastikmüll den Kampf ansagen“.
Abgabe als „Anreiz“
Der deutsche EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger wurde mit den Worten zitiert, es sei auch eine Art Steuer bzw. Abgabe auf Plastikmüll vorgesehen sei. Diese solle aber nicht direkt die Verbraucher belasten. „Unser Vorschlag ist, dass jeder Mitgliedstaat pro Kilogramm nicht recyceltem Plastikmüll einen bestimmten Betrag an den EU-Haushalt abführt“, sagte Oettinger.
Laut Finanzplanung der Kommission wären das 80 Cent pro Kilogramm, hieß es. Damit entstehe ein „Anreiz“ für die nationale Politik, zu prüfen, wie Plastikmüll reduziert werden könne. Der EU-Kommissar kann sich auch eine Abgabe etwa auf Plastiksackerl vorstellen. Denkbar sei auch eine Art „Warnhinweis“ auf die Umweltschädlichkeit von Plastikprodukten.
„To go“ hinterlässt enorme Müllberge
Das Verbot von Einwegprodukten solle gezielt solche betreffen, für die bezahlbare Alternativen leicht verfügbar seien, hieß es in den Berichten unter Berufung auf einen Richtlinienentwurf der Kommission. Weniger werden sollten jedenfalls Plastikverpackungen, wie sie Imbissstände für ihre - in den letzten Jahren immer zahlreicher gewordenen - „To-go“-Produkte verwenden. Zumindest aus Deutschland kämen einmal positive Reaktionen, hieß es am Sonntag.
Briten verbieten Plastikstrohhalme
Großbritannien, das nach dem „Brexit“ nicht mehr Mitglied der Europäischen Union sein wird, hatte zuletzt einen nationalen Vorstoß in eine ähnliche Richtung unternommen und im April ein Verbot für Strohhalme aus Plastik angekündigt. Ein solches sei angesichts der Verschmutzung vor allem der Weltmeere von „globaler Dringlichkeit“, sagte Umweltminister Michael Gove im Rundfunksender BBC. In Großbritannien fielen jedes Jahr 8,5 Mrd. Plastikstrohhalme an, hieß es.
Die britische Regierung plant außerdem auch ein Pfandsystem für Plastikflaschen. Außerdem sollen Kunden künftig in allen Geschäften für Plastiktragtaschen zahlen - bisher gilt das nur für große Geschäfte. Keine Mehrheit fand zuletzt bei einer Hauptversammlung des US-Fast-Food-Riesen McDonald’s der Vorstoß, Plastikstrohhalme zu verbannen. Keine zehn Prozent der Aktionäre sprachen sich dafür aus.
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