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Lieblingsdesignern der Herzogin

Als wild, opulent und romantisch beschreiben Modejournalisten die Designs von Sarah Burton - als schüchtern, bescheiden und freundlich ihre Schöpferin. Wegen ihrer Zurückhaltung dürfte das britische Königshaus Burton auch mit dem streng geheimen Design des Hochzeitskleides von Kate Middleton beauftragt haben. Heute ist die Frau, die hinter dem Label McQueen steht, eine Lieblingsdesignerin der Herzogin.

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War das Kleid jetzt weiß, creme oder doch hellgelb? Das Outfit, das Herzogin Kate für die Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle wählte, sorgte für Aufruhr in Sozialen Netzwerken. Erstens war der Gelbton derart pastellig, dass einige der Herzogin unterstellten, Markle die Brautfarbe streitig machen zu wollen. Zweitens hatte Kate ein Kleid gewählt, das sie bereits bei zwei anderen Gelegenheiten getragen hatte. Das schien die Kritiker wieder zu besänftigen. Sie tat das offenbar ganz bewusst, um der Braut mit einer neuen modischen Kreation nicht die Show zu stehlen.

Die Herzogin von Cambridge, Kate Middleton

Reuters/Owen Humphreys

Aller guten Dinge sind drei: Kate recycelte ihr Alexander-McQueen-Kleid für Harrys und Meghans Hochzeit

Das hellgelbe Mantelkleid zeigte der Modewelt aber noch etwas anderes: Kates Begeisterung für Designs von Burton. Die 44-Jährige lenkt seit acht Jahren die Geschicke des britischen Labels Alexander McQueen, und zwar mit großem Erfolg.

Aus dem Schatten des Meisters

2011 stellte eine berufliche Belastungsprobe für Burton dar: Erst im Jahr zuvor sich ihr Freund und Mentor Alexander McQueen das Leben genommen und sie selbst hatte den Posten der Kreativdirektorin beim gleichnamigen Label übernommen. Ende April katapultierte sie der Entwurf des Hochzeitskleides von Kate in die oberste Riege des internationalen Modedesigns - ein Auftrag, an dem sie monatelang unter strengster Geheimhaltung arbeiten musste.

Das Hochzeitskleid von Kate Middleton

Reuters/Lewis Whyld

Burtons Design des Hochzeitskleides wird mittlerweile im Buckingham Palace ausgestellt

Gleichzeitig war Burton damit beschäftigt, eine umfassende Werkschau McQueens im New Yorker Metropolitan Museum mit den besten Entwürfen des verstorbenen Designers auszustatten. Darüber hinaus zeigte sie zwei Kollektionen in Paris, die von der Kritik für das künstlerische Feingefühl und die technische Expertise hochgelobt wurden. Damit trat die junge Designerin endgültig aus McQueens Schatten.

Sehnsucht nach schöner Kleidung

Anders als exzentrische Couturiers wie Karl Lagerfeld und Jean Paul Gaultier inszeniert sich Burton kaum in der Öffentlichkeit. Im Norden von England mit vier Geschwistern aufgewachsen, entwickelte sie schon als Kind ein Interesse für Mode, wie sie der „US-Vogue“ erzählte. Sie musste die abgelegten Hosen und Hemden ihres älteren Bruders auftragen, daher rühre die Sehnsucht nach schöner Kleidung. Diese Sehnsucht führte Burton nach der Schule an die renommierte Universität Central Saint Martins in London, die auf Kunst und Design spezialisiert ist.

Im „Vogue“-Interview erinnert sich Burton daran, dass damals die ganze Universität von einem Absolventen sprach, der sich in der Modewelt rasant einen Namen gemacht hatte, und das war McQueen. Burton lernte den Designer schließlich persönlich kennen und wurde zu seiner engen Vertrauten. Eine Begegnung, vor der sie sich zunächst fürchtete.

Theatralische Inszenierung auf dem Laufsteg

Burton, die eigentlich Stoffdesign studiert hatte, sah sich damals nicht als modische Visionärin. McQueen engagierte sie dennoch 1996 für ein Praktikum, ein Jahr später, kurz nach ihrem Studienabschluss, wurde sie seine persönliche Assistentin. Nach vier Jahren übernahm sie die Verantwortung für die Frauenlinie des Labels. Im gleichen Jahr wurde die Gucci-Gruppe zum Mehrheitseigentümer des Labels und der Labelgründer als Kreativdirektor eingesetzt.

Kleid aus der Kollektion von Sarah Burton

Reuters/Gonzalo Fuentes

Für die Frühjahrskollektion 2018 schickte Burton zahlreiche Modelle in feurigem Rot auf den Laufsteg

McQueen war in der Modewelt für seine theatralischen Inszenierungen bekannt: Er zeigte große Roben, die mit Sprühlack verziert waren. Er stellte eine Pyramide auf den Laufsteg, auf deren Spitze ein Hologramm des englischen Models Kate Moss flackerte. Er engagierte Models mit amputierten Gliedmaßen für eine seiner Shows oder zeigte Kleider, die gänzlich aus frischen Blumen gemacht waren. Wegen seiner exakten Schnittführung und seiner Detailgenauigkeiten hatten McQueens Entwürfe auch viele Fans jenseits des Modejournalismus.

Schneiderkunst auf dem Kleiderbügel

Burton griff diese theatralische Kraft ihres Mentors auf, entwickelte das Konzept des Labels jedoch weiter. Schon ihre ersten beiden Kollektionen in Paris wurden mit Lob überhäuft. Die Designerin habe die intellektuellen Designs des Labels um eine feminine, grazile Dimensionen erweitert, wie etwa der „Guardian“ in seinen Kritiken feststellte. Einen Ansatz, den Burton nicht nur auf dem Laufsteg, sondern auch bei jenen Kollektionen verwirklicht, die schließlich auf den Kleiderbügeln der Käuferinnen landen.

Designerin Sarah Burton

Reuters/Pascal Rossignol

Burton besticht nicht nur durch ihre Bescheidenheit

Zu diesen gehört auch die Herzogin von Cambridge. Die trägt weder die opulenten Roben, die mit unzähligen Straußenfedern geschmückt sind, noch die roten Brustpanzer, die Burton in ihrer jüngsten Kollektion zeigte. Kate bevorzugt die konventionelleren Entwürfe des Labels, die auf feminine Schnitte und raffinierte Details setzen und dabei wesentlich zurückhaltender sind als die theatralisch inszenierten Roben der Modeschauen.

Burton hält sich trotz des Erfolges und ihrer prominenten Fans ruhig im Hintergrund. Nachdem sie das Hochzeitskleid von Kate designt hatte, bedankte sie sich zwar öffentlich für diese einmalige Gelegenheit, gab aber keine Interviews dazu. Die Modezeitschrift „Harper’s Bazaar“ rechnet Burton diese Schüchternheit hoch an. Sie sei eine Frau unserer Zeit, die dazu beitrage, die Gegenwart besser zu machen.

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