Explosionen in entlegener Bergregion
Nordkorea hat sein Atomtestgelände Punggye Ri im Nordosten des Landes unbrauchbar gemacht. Das berichteten ausländische Journalisten, die am Donnerstag bei der von Pjöngjang angekündigten Zerstörung des Testgeländes dabei waren. „Es gab eine riesige Explosion“, berichtete der Sender Sky News.
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Auch südkoreanische Reporter berichteten über die Sprengungen. Ein erster Tunnel in dem in einer abgelegenen Bergregion gelegenen Testgelände sei am Vormittag (Ortszeit) gesprengt worden, meldete die Nachrichtenagentur Yonhap. Zwei weitere Tunnel sowie Unterkünfte und andere Einrichtungen seien am frühen Nachmittag ebenfalls gesprengt worden.
Die nordkoreanischen Staatsmedien berichteten, das Institut für Nuklearwaffen habe eine „Zeremonie für die komplette Demolierung des nördlichen Testgrundes“ abgehalten. Die Tunneleingänge seien vollständig geschlossen worden. In zwei Tunneln hätten noch starke unterirdische Nukleartests durchgeführt werden können.

AP/DigitalGlobe
Punggye Ri war Schauplatz der sechs nordkoreanischen Atomtests
Ohnehin nicht mehr nutzbar?
Die südkoreanische Regierung sprach von einem ersten bedeutenden Schritt hin zur Denuklearisierung der koreanischen Halbinsel. Experten sind allerdings geteilter Ansicht in der Frage, ob die Zerstörung der Anlage tatsächlich ein Zeichen des guten Willens vonseiten Nordkoreas ist. Skeptikern zufolge hat das Gelände mit den dort vollzogenen Atomtests ohnehin bereits das Ende seiner Lebensdauer erreicht. Außerdem habe der Norden bei den bisherigen Tests bereits alle zum Bau von Atombomben notwendigen Daten gesammelt. Solange Nordkorea diese Daten nicht ebenfalls vernichte, sei der Schritt also bedeutungslos.
Nordkorea hatte die Zerstörung des in einer entlegenen Bergregion geschaffenen Testgeländes vorher angekündigt und Journalisten aus den USA, Südkorea, Großbritannien, China und Russland dorthin gebracht, damit diese die Aktion bezeugen könnten. Dagegen waren den Berichten zufolge keine Experten dort, die das Ausmaß der Demontage fachmännisch ermessen können. Die Atomteststoppbehörde CTBTO konnte die von Nordkorea verkündete Zerstörung des Atomwaffentestgeländes nicht selbst überprüfen. Ihre Inspektoren seien noch nicht eingeladen worden, sagte eine Sprecherin der Organisation am Donnerstag.
Sechs Tests im Laufe der Jahre
In Punggye Ri hatte Nordkorea seine sechs Atomtests durchgeführt, den ersten im Oktober 2006, den bisher letzten und zugleich stärksten im September des vergangenen Jahres. Der erste Test wurde mit einer Sprengkraft von nur einer Kilotonne international als Fehlschlag gewertet. Der jüngste Test hatte dagegen eine Sprengkraft von 250 Kilotonnen - 16-mal mehr als die von den USA über Hiroshima abgeworfene Atombombe.
Noch in Teilen Chinas bebte damals die Erde, Wissenschaftler warnten vor einer Gefahr für die gesamte Region, sollte Radioaktivität aus der Anlage austreten. Der UNO-Sicherheitsrat warf daraufhin der Führung in Pjöngjang einen neuen Verstoß gegen Resolutionen des Gremiums vor und verschärfte die Sanktionen gegen das Land.
Guterres zufrieden
UNO-Generalsekretär Antonio Guterres begrüßt die Berichte über die Sprengung des nordkoreanischen Atomtestgeländes. Es sei allerdings „bedauerlich“, dass internationale Experten zu der Sprengung nicht eingeladen gewesen seien, sagte Guterres laut einer am Donnerstag in New York verbreiteten Mitteilung.
Er hoffe, dass die „vertrauensbildende Maßnahme“ der Sprengung zu den Anstrengungen für anhaltenden Frieden und Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel beitragen werde.
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