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„Bleiburg ist eine Metapher“

Das alljährliche kroatische Gedenktreffen auf dem Loibacher Feld bei Bleiburg warf heuer lange Schatten voraus. Das Treffen wurde in den letzten Jahren immer stärker zum Anziehungspunkt für kroatische Rechtsextreme, allein 2017 gab es zwölf Anzeigen nach dem Verbotsgesetz. Als Reaktion hatte die katholische Kirche in Kärnten dieses Mal mehrere Auflagen für das Feiern der Messe erlassen.

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Neben dem Verbot politischer Reden vom Einzug bis zum Schlusssegen forderte die Kirche auch einen „Verzicht auf das Tragen politischer Abzeichen, auf Plakate und Transparente, Uniformen oder uniformähnliche Bekleidung sowie von Trikots oder sonstiger Bekleidung mit inkriminierenden Aufdrucken“, weiters gab es ein „Verbot des Aufbaus von Zelten und Verkaufsständen“ sowie keinen Ausschank von Alkohol.

Ein Priester hält beim kroatischen Gedenktreffen in Bleiburg (Kärnten) einer Messe

Reuters/Lisi Niesner

Die katholische Kirche hatte die Einhaltung mehrerer Auflagen gefordert

Anlass der Gedenkveranstaltung am Loibacher Feld ist die Ermordung Tausender Angehöriger der Ustascha-Miliz des faschistischen „Unabhängigen Staates Kroatien“ (NDH) nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands 1945. Rund 40.000 geflüchtete Soldaten des NDH, Ustascha und der regulären Armee (Hrvatsko domobranstvo), die aufseiten Nazi-Deutschlands gekämpft hatten, wurden in Bleiburg mit ihren Familienangehörigen von der britischen Besatzungsmacht an die kommunistischen Tito-Einheiten ausgeliefert. Tausende wurden an Ort und Stelle oder auf dem Rückmarsch nach Jugoslawien ermordet.

Erstmals Gegendemonstration

Erstmals war im Stadtzentrum von Bleiburg, weit entfernt von der Gedenkfeier, heuer auch eine Gegendemonstration angemeldet. Knapp 100 Teilnehmer, unter ihnen auch Funktionäre von KPÖ und den Grünen, hielten am Vormittag Transparente in die Höhe und hörten sich die insgesamt elf Statements von Rednern aus Österreich, Italien und Slowenien an.

Gedenken an das Massaker von Bleiburg 1945

Auf dem Loibacher Feld bei Bleiburg in Kärnten fand am Sonntag eine kirchliche Gedenkfeier statt. Britische Besatzer lieferten im Mai 1945 kroatische Ustascha-Soldaten und Zivilisten an Tito-Partisanen aus. In der Folge kam es zu Massakern.

„Mehr denn je“ müsse man nun gegen solche Veranstaltungen vorgehen, sagte etwa Dagmar Schindler, die stellvertretende Vorsitzende des KZ-Verbandes Österreich: „Wir dürfen nicht zulassen, dass solche alten Ideologien wieder in die Mitte der Gesellschaft drängen." Martin Diendorfer von der „Initiative gegen Ustascha- und Nazi-Treffen in Kärnten/Koroska“ kündigte an, die Initiative so lange weiterzuführen, „bis es keine Ustascha- und Nazi-Treffen mehr gibt“. „Wir wollen das nicht mehr haben. Wir wollen, dass in Bleiburg, in Kärnten, in ganz Österreich und Europa der demokratische, antifaschistische Grundkonsens, auf dem unser Europa nach 1945 aus den Ruinen wieder erbaut wurde, hochgehalten wird.“

Eine Demonstration gegen das Kroaten-Gedenktreffen am Loibacher Feld in Bleiburg (Kärnten)

APA/Peter Lindner

Die Gegendemonstration blieb überschaubar

Vereinzelt Verstöße

Zur gleichen Zeit startete das eigentliche Treffen mit einem Totengedenken am Friedhof Loibach. Eine Prozession führte die Teilnehmer danach zur Gedenkstätte am Loibacher Feld: Hier waren kroatische Ordner abgestellt, die Besucher mit verbotenen Fahnen oder Abzeichen wegschickten. Dennoch sah man vereinzelt am Feld T-Shirts des einschlägig bekannten Musikers Thompson, Kleidung mit dem Aufdruck des umstrittenen Grußes „Für die Heimat - bereit“ („Za dom spremni“), der vom Ustascha-Regime benutzt wurde, und auch das problematische kroatische Wappen, das links oben - anders als die kroatische Fahne - mit einem weißen statt einem roten Quadrat beginnt.

Die Messe wurde von Erzbischof Zelimir Puljic, dem Vorsitzenden der kroatischen Bischofskonferenz, geleitet. „Bleiburg ist eine Metapher“, sagte er in seiner Predigt, es soll „die Qual, Verfolgung und den grausamen Tod unzähliger Menschen“ darstellen. Man solle sich „an all unsere bekannten, aber auch unbekannten Opfer“ erinnern, die „unschuldig in den Lagern umgekommen“ seien, so der Bischof, der in weiterer Folge einige Lager aufzählte, darunter auch das berüchtigte kroatische Konzentrationslager Jasenovac.

Weniger Besucher, mehr Polizei

In den vergangenen Jahren waren bis zu 15.000 Teilnehmer zu der Gedenkveranstaltung gekommen, heuer war der Zustrom etwas verhaltener. Dafür trat die Polizei mit einem Großaufgebot von fast 300 Einsatzkräften auf. Die Polizei werde bei Verstößen gegen das Verbots- und Abzeichengesetz ganz genau hinschauen, hatte Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß im Vorfeld gesagt. „Bei einem begründeten Verdacht, und sei es nur ein Anfangsverdacht, wird es ein konsequentes Einschreiten geben“, so Kohlweiß.

Teilnehmer des kroatischen Gedenktreffens auf dem Loibacher Feld bei Bleiburg (Kärnten)

Reuters/Lisi Niesner

Die Gedenkfeier gilt als Treffpunkt von Rechtsextremen

Bis zum Abend wurden sechs Kroaten und ein Slowene festgenommen und neun Anzeigen wegen Verstößen gegen das Verbotsgesetz verhängt, teilte die Polizei mit - mehr dazu in kaernten.ORF.at . Ausländische Politprominenz fehlte auch diesmal nicht: Der Präsident des kroatischen Parlaments, Gordan Jandrokovic, und sein Stellvertreter, Milijan Brkic, waren ebenso gekommen wie die kroatischen Minister Goran Maric, Tomo Medved und Milan Kujundizic sowie Dragan Covic, ein Mitglied des Staatspräsidiums von Bosnien und Herzegowina.

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