Alter setzt Gerätschaft zu
Die deutsche Bundeswehr plagen derzeit Probleme, die man in Österreich nur zu gut kennt: Ein Großteil der Eurofighter-Flotte soll de facto nicht einsatzbereit sein, auch anderem Gerät setzt das Alter zu. Die Politik streitet währenddessen über Geld für die Truppe.
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Zuletzt berichteten zahlreiche deutsche Medien über einen offensichtlich desolaten Zustand der Eurofighter-Flotte. Der „Spiegel“ schrieb erst am Mittwoch über „massive Probleme“ bei dem Kampfjet, der Großteil der insgesamt 128 Mehrzweckkampfflugzeuge sei „für Einsätze gesperrt“, es gebe unter anderem technische Probleme mit dem Selbstschutzsystem.
Nur vier Eurofighter für Kampfeinsatz?
Das heiße auch: Die Bundeswehr könne ihre Verpflichtungen im Rahmen der NATO nicht erfüllen. Es seien viel mehr Kampfjets einsatzbereit gemeldet, als es tatsächlich sind. Diese Zahl sei geheim, aber streng genommen - und unter Berücksichtigung der Bewaffnung - könnten nur vier Exemplare wirkliche Kampfeinsätze fliegen, so der „Spiegel“. Berichte über Probleme mit dem Jet hatte es schon in den vergangenen Jahren gegeben, aber nicht über ein derart krasses Ausmaß.

ORF.at/Roland Winkler
Eurofighter: In Österreich wirbelte der Kampfjet vor allem auch politisch Staub auf
Österreich verfügt über 15 Eurofighter, auch von ihnen sind immer nur einige einsatzbereit für die Luftraumüberwachung, als Grund werden unter anderem Wartungszyklen genannt. Aber auch Ausstattungsmängel und der teure Flugbetrieb sind seit Jahren Thema. Derzeit ist unklar, welche Zukunft der Eurofighter Typhoon im Heer hat. Seine Beschaffung und mögliche Ungereimtheiten dabei beschäftigen immer noch die Politik - künftig auch wieder in einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss.
Einsatzbereit: Theorie und Praxis
Deutschland will gemeinsam mit Frankreich einen modernen Kampfjet selbst entwickeln. Abgesehen davon, dass die deutsche Armee ein mehr als 15-mal größeres Jahresbudget als das Bundesheer hat, kämpft sie mit ähnliche Problemen. Gerät ist in die Jahre gekommen, für Ersatz mangelt es an Geld. Im „Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Hauptwaffensysteme der Bundeswehr 2017“ fiel die Bilanz teils ernüchternd aus: nur knapp ein Viertel der Tornado-Kampfjets einsatzbereit, von 72 Transporthubschraubern des Typs Sikorsky CH-53 faktisch nur 16 für alle ihre Aufgaben gerüstet, beim Standardgeschütz der Bundeswehr, der Panzerhaubitze 2000, von 121 Exemplaren 42 umgehend zu gebrauchen.
Unter den aktuell sechs U-Boot-Systemen seien der Bundeswehr 2017 zwei zur Verfügung gestanden, davon sei durchschnittlich eines einsetzbar gewesen, heißt es in dem Papier. Beim Kampfpanzer Leopard 2A7 habe die „materielle Einsatzbereitschaft“ 2017 etwa 60 Prozent betragen: 244 Stück da, 176 verfügbar, 105 einsatzbereit. Der Leopard ist auch beim Bundesheer im Einsatz, die Zahl von ursprünglich über 100 Stück wurde mittlerweile stark reduziert.
Da und dort Investitionsbedarf
Das Verteidigungsministerium in Berlin erklärte die Probleme laut Medienberichten mit einer gestiegenen Zahl von Übungen und Einsätzen, das führe zu einer höheren Beanspruchung „nahezu aller Waffensysteme“. Ressortchefin Ursula von der Leyen musste sich wegen der Mängel schon viel Kritik gefallen lassen. Zuletzt verlangte sie zwölf Mrd. Euro mehr für die Truppe noch in dieser Legislaturperiode, tatsächlich dürfte es deutlich weniger werden. Innerhalb der neuen alten Koalition aus Union und SPD ist die Finanzfrage umstritten. Die SPD meint, die Bundeswehr müsse ihre Mittel effizienter einsetzen, die Grünen kreiden der Bundeswehr Missmanagement an. Der Bundeswehrverband (DBwV) hatte ursprünglich 15 Mrd. Euro gefordert.
Dem Bundesheer fehlen heuer kolportiert rund 280 Mio. Euro für Personal, Investitionen und den laufenden Betrieb. Laut Budget 2018/2019 bleibt das Heer mit 2,26 Mrd. Euro unter 0,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), in den Folgejahren dürfe es - zumindest laut aktuellem Planungsstand - sogar noch sinken.
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