Schweizergarde bekommt Helme aus 3-D-Drucker

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Die päpstliche Schweizergarde erhält neuartige Helme im 3-D-Druckverfahren. Grundlage ist ein dreidimensionaler Scan des traditionellen frühbarocken Modells aus dem 16. Jahrhundert, wie Kathpress heute meldete.

Anhand der Daten baut ein Spezialdrucker die Helmschale in einem Stück aus schlagzähem und witterungsbeständigem Kunststoff auf. Schutz vor Schussverletzungen bietet der neue Helm ebenso wenig wie sein Vorgänger aus Stahlblech, wie Gardekommandant Christoph Graf bei der Vorstellung im Vatikan betonte. Allerdings werden die Helme auch nur bei Wach- und Ehrendiensten als Teil der historischen Uniform getragen.

Um 86 Stunden schneller produziert

Gefertigt werden die Helme durch eine Stanser Firma für additive Fertigungstechnik. Gegenüber einem geschmiedeten Stück verkürzt sich die Herstellungsdauer von rund 100 auf 14 Stunden. Die Kosten für ein gedrucktes Exemplar liegen nach Gardeangaben bei 800 bis 900 Euro. Finanziert wurde eine erste Serie von 40 Helmen von privaten Sponsoren, hauptsächlich Einzelpersonen. Spenden für rund weitere 60 Stück sollen eingeworben werden.

Die Initiative zur Fertigung des traditionellen Helms mit innovativer Technik ging von dem Stanser Bauingenieur Peter Portmann aus. Er verwies bei der Präsentation des ersten Kunststoffexemplars auch auf den höheren Tragekomfort durch die Gewichteinsparung und bessere Hitzeeigenschaften. Bei den schwarzlackierten Metallhelmen hatten Gardisten an sonnenintensiven Tagen teils über Brandwunden geklagt. Das Kunststoffmodell absorbiert nicht nur weniger Hitze; in die Helmschale sind auch Belüftungskanäle integriert, die die Stauwärme in den Kamm des Helms ableiten.

„Wir müssen mit der Zeit gehen“

Als Traditionsbruch wertete Kommandant Graf die neue Technik nicht. „Wir müssen mit der Zeit gehen“, sagte er. Allerdings machte er deutlich, dass die Innovation sich durch einen konkreten Nutzen rechtfertigen müsse. „Eine Hellebarde würden wir nicht aus Kunststoff machen“, so Graf. Eine technische Aufrüstung anderer Uniformteile, etwa der Einsatz atmungsaktiver und wasserdichter Stoffe für die Bekleidung, sei auch eine Kostenfrage.

Der weiße Helm der Schweizergarde, der zusammen mit dem Brustpanzer hohen Anlässen vorbehalten ist, wird weiterhin von Grund auf aus Eisenblech gearbeitet. Erst vergangene Woche lieferte ein österreichischer Schmiedebetrieb vier Helme in den Vatikan; der Preis pro Stück beträgt laut Garde rund 5.000 Euro.