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Festnahmen auch in Istanbul

Brennende Fahrzeuge und zerstörte Geschäfte haben den 1. Mai in Paris geprägt: In der französischen Hauptstadt liferten am Tag der Arbeit mehr als tausend Vermummte der Polizei Straßenschlachten. Die Polizei nahm fast 200 Angehörige des „Schwarzen Blocks“ fest. Auch in anderen Ländern kam es zu Zwischenfällen.

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Zehntausende Menschen protestierten dagegen friedlich im Rahmen der Mai-Demonstrationen der Gewerkschaften. In Paris kamen nach Angaben der Polizei 20.000 Menschen zu dem traditionellen Marsch der Gewerkschaften zum Tag der Arbeit zusammen. Die Gewerkschaft CGT sprach von 55.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Die Zahl der Vermummten wurde von der Polizei mit rund 1.200 angegeben. Sie trugen schwarze Jacken und Gesichtsmasken. Viele führten Banner mit anarchistischen Symbolen mit sich.

Brennende Fahrzeuge bei Demonstration in Paris

Reuters/Christian Hartmann

In Paris standen mehrere Autos in Brand

Der reguläre Protestzug kam ins Stocken, als aus dem „Schwarzen Block“ heraus Ausschreitungen begannen. Vermummte griffen die Polizisten mit Wurfgeschoßen an, zertrümmerten Autos und Fensterscheiben und steckten Fahrzeuge in Brand. Einige plünderten ein Fast-Food-Lokal und setzten es in Brand. Auch andere Lokale wurden verwüstet. Die Polizei ging mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die Vermummten vor. Sie nahm 200 von ihnen fest, nachdem sie diese eingekesselt hatte.

Aktivist bei Demonstration in Paris

APA/AP/Francois Mori

Ein Aktivist demonstriert gegen die Politik von Macron

Innenminister verurteilt Gewalt

Innenminister Gerard Collomb verurteilte die Gewalttaten am Rande der Kundgebung. „Alles wird getan, um diese schweren Störungen der öffentlichen Ordnung zu beenden und die Urheber dieser unerhörten Taten aufzugreifen“, schrieb er auf Twitter. Die Polizeipräfektur hatte im Vorfeld gewarnt, dass Aktivisten „extremistischer Bewegungen“ die traditionelle Kundgebung für Attacken auf Einsatzkräfte und Symbole des Kapitalismus nutzen wollten.

Protest gegen Macrons Vorhaben

Die Demonstrationen richteten sich gegen die Reformpolitik von Präsident Emmanuel Macron. Die Kundgebung der CGT und weiterer Gewerkschaften in Paris wandte sich unter anderem gegen die „Infragestellung sozialer Errungenschaften“. In Frankreich gab es in den vergangenen Wochen eine Reihe von Streiks und Protesten gegen Reformvorhaben Macrons, beispielsweise den Umbau der Staatsbahn SNCF. Allerdings traten die großen Gewerkschaftsbünde am Tag der Arbeit erneut nicht geeint auf.

Zahlreiche Festnahmen in Türkei

Die türkische Polizei ging unterdessen bei den Kundgebungen zum 1. Mai in Istanbul mit großer Härte gegen Demonstranten vor. Sie nahm nach eigenen Angaben 84 Menschen fest und transportierte sie in Bussen zur Vernehmung ab. Viele von ihnen waren von Polizisten zunächst übermannt, auf den Boden gedrückt und gefesselt worden.

Verhaftung in Istanbul

APA/AFP/Lefteris Pitarakis

In Istanbul gab es zahlreiche Festnahmen

Die Behörden hatten Demonstrationen zum 1. Mai in Istanbul weitgehend untersagt und nur Versammlungen im asiatischen Stadtteil Maltepe weit außerhalb des Stadtzentrums genehmigt. Dort versammelten sich Tausende Menschen. Auch in anderen türkischen Städten gab es Kundgebungen. Demonstrantinnen und Demonstranten kritisierten auf Plakaten unter anderem die hohe Arbeitslosigkeit, Repressionen gegen Journalistinnen und Journalisten und den seit mehr als eineinhalb Jahren andauernden Ausnahmezustand, wie auf Bildern zu sehen war.

Polizei sperrte öffentliche Plätze ab

Um das Versammlungsverbot im Zentrum Istanbuls durchzusetzen, sperrte die Polizei die Umgebung des Taksim-Platzes und wichtige Verbindungsstraßen ab. Rund um den Platz waren Sperrgitter aufgestellt. Nach Angaben des Senders CNN Türk waren rund 26.000 Polizisten im Einsatz.

Gewerkschafter durften laut DHA lediglich Blumen am Atatürk-Denkmal auf dem Taksim-Platz niederlegen. Für Gewerkschaften hat der Platz eine besondere Bedeutung. Am 1. Mai 1977 hatten dort Heckenschützen auf eine Demonstration mit rund 500.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern geschossen und zahlreiche Menschen getötet.

Ausnahmezustand verlängert

Im Zentrum Istanbuls sind Demonstrationen am 1. Mai seit 2014 - als Reaktion des Staates auf die regierungskritischen Gezi-Proteste - verboten. Im vergangenen Jahr wurden am 1. Mai in Istanbul 160 Menschen vorübergehend festgenommen. Unter dem nach dem Putschversuch im Juli 2016 verhängten Ausnahmezustand ist das Demonstrationsrecht eingeschränkt. Der Ausnahmezustand war vor zwei Wochen zum siebenten Mal verlängert worden.

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